Jupiter Ascending, USA 2014 • 127 Min • Regie: Lana Wachowski und Andy Wachowski • Mit: Channing Tatum, Mila Kunis, Douglas Booth, Eddie Redmayne, Sean Bean • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 05.02.2015 • Deutsche Website
Man weiß nicht, ob es augenzwinkernde Dialoge sind, oder gelten sie als Hommage an vergangene Weltraum-Epen? Vielleicht sind sie einfach nur etwas kitschig und der erwartungsfreudige Kinogänger ist einfach etwas zu verwöhnt wenn er an die Regisseure namens Wachowski denkt. Zugegebenermaßen ist nicht alles mistig an ihrem neuen Film „Jupiter Ascending“. Zumindest als technischen Appetizer vor „Star Wars: Das Erwachen der Macht „ kann man „Jupiter Ascending“ genießen, denn das ist audiovisuell top state of the art. Als Space-Opera angelegt, weist der Film einfach viel zu viel Inhalt für seine doch schon etwas überlange Laufzeit auf, sodass die Vermutung naheliegt, dass der originale Schnitt mindestens um eine Stunde länger gewesen sein muss. Anders können manch klaffende Plotlöcher nicht erklärt werden. Dennoch bietet der Film für sein Universum eine coole Optik und stylishe Action. Schmerzfreie Sci-Fi-Enthusiasten können den Blick ruhig wagen.
Die Menschen auf der Erde wissen nicht, dass sie nur ein kleiner Teil der intergalaktischen Wertschöpfungskette sind. Allerdings bewohnt auch die junge Jupiter Jones (Mila Kunis) diesen Planeten, welche die genetische Wiedergeburt der Königin des Universums ist. Sie könnte ihren Anspruch auf den Planeten Erde geltend machen und somit die „Ernte“ der Menschen durch die Königshäuser der Galaxie verhindern. Diese Adeligen pflanzen verschiedene Lebensformen überall im Universum an, um irgendwann ein Jugendserum aus ihnen zu destillieren. Als die einstige Herrscherin des größten Adelshauses stirbt, entbrennt zwischen ihren Kindern Balem (Eddie Redmayne), Kalique (Tuppence Middleton) und Titus (Douglas Booth) ein Kampf um das Erbe. Deshalb werden Kopfgeldjäger zur Erde entsandt, um sich der Sache anzunehmen. Einer von ihnen ist Caine (Cahnning Tatum). Genetisch getuned und geschickt mit seinen Gravity-Boots, avanciert er zum Beschützer von Jupiter Jones und entwickelt unverhofft Gefühle für sie.
Die zynischste Beschreibung in den Weiten des Internets zu dem neuen Werk der Wachowskis, führt an, dass Vergleiche zu ihren frühen Werken wie „Matrix", dem Verweis eines mittlerweile aufgedunsenen Loser-Ex-Footballprofi auf seinen besten High-School-Touchdown wäre. Ganz so böse steht es um „Jupiter Ascending“ allerdings nicht, obwohl gerade die Idee der Ernte der Menschen für ewige Jugend an die Idee der menschlichen Batterie für Maschinen erinnert. Dabei haben die Wachowskis zwischendurch immer wieder mal sehenswerte Filme herausgebracht. „Speed Racer“ spaltete beispielsweise die Filmfreunde. Das heißt, dass eine Hälfte den Film echt mochte. Immerhin! Wie in der Einführung beschrieben ist bei „Jupiter Ascending“ handwerklich alles überkorrekt, finden sich aber Makel in der Geschichte und bei dem Schauspieler-Cast.
Eddie Redmayne, der für das Stephen Hawking Biopic („Die Entdeckung der Unendlichkeit") für die männliche Hauptrolle bei den Oscars nominiert ist, darf als Fiesling in ollen, engen Stehkragen/Turtleneck Lederkluften herumspuken. Ob er sich mit dem überladenen Over-Acting einen Gefallen tut, um durch gehauchte bzw. gekeuchte, kühle Drohungen eine Aura der Bösartigkeit zu stilisieren, ist fragwürdig. Seine Film-Schwester Kalique (Tuppence Middleton) hat leider zu wenig Screentime und man fragt sich, welche Funktion ihre Rolle nochmal hatte. Schade, denn hier merkt man die Plotlöcher, da die Geschichte viel zu komplex und weitläufig angelegt ist, um sie in einem Film von 127 Minuten auszubreiten. Douglas Booth bekommt keinen Vorwurf. Er spielt die Rolle des Beaus Titus mit seiner glitschigen Art, wie er schon einen verzogenen Neureichen in dem Film „The Riot Club“ über elitäre Dining Clubs überzeugend dargeboten hat. Die weibliche Hauptrolle wird von Mila Kunis solide rübergebracht, dennoch bricht ihre Charakterentwicklung immer wieder an manch zu raschem Storyverlauf ab, sodass auch die romantische Chemie mit Channing Tatum etwas gezwungen wirkt. Channing Tatum, eine schräge Mischung aus Mr. Spock, Wolverine und Legolas, schwingt zwar eine feurige Sohle bei seinem surfenden Eiskunstlauf auf den Gravity-Boots , bleibt jedoch beinah dafür figürlich umso unbeweglicher und starrer genau wie sein Wingman Sean Bean. Allenfalls die Szenen mit Mila Kunis, wo sich die frische Aristokratin über die Anrede „Ihre Majestät“ spitzbübisch amüsiert, harmoniert mit ihrem Schauspieler Partner via „Repeat-Funktion“.
Rosen haben auch Dornen? Oder wie ging der Vergleich, wo Schönes augenscheinlich keine piksenden Überraschungen bereit hält? Leider funktioniert die Zero-to-Hero Space-Oper der Fachkraft für Reinigung Jupiter Jones zu einer intergalaktischen Prinzessin nicht. Schuld daran ist vermutlich das zu lange Drehbuch, welches ordentlich beschnitten werden musste, um daraus keinen Mehrteiler werden zu lassen (oder ein zeitraubendes, kaum ausbalanciertes, sperriges Kaugummi wie „Cloud Atlas“ – ebenfalls Wachowski-Regie). Potential hätte der Film sichtlich seiner schrulligen Aliens und Liebe zum Detail sicherlich gehabt. Sci-Fi-Freunde, die ihre Ohren mit Oropax wasserdicht zustopfen bei manch kitschverirrter Zeile, haben zumindest ein Fest für die Augen.