Wie schon im Teil 1 angekündigt, widme ich mich im zweite Teil der großen FilmFutter Oscars-Vorschau 2012 den vier Schauspielkategorien. Hier sind beinahe jedes Jahr Überraschungen zu erwarten. Beispiele in den letzten Jahren sind Clint Eastwood (Million Dollar Baby), Tommy Lee Jones (Im Tal von Elah), Ruby Dee (American Gangster), Frances McDormand (Kaltes Land) und, letztes Jahr, Max von Sydow (Extrem laut und unglaublich nah). Ein sehr guter Prädiktor für die Schauspielkategorien sind natürlich die Screen Actors Guild Awards. Bei diesen Preisen werden die Nominierten von anderen Schauspielern gewählt, die in der Schauspielergewerkschaft sind. Dadurch ergeben sich direkte Überschneidungen mit den Wählern der Academy selbst. So wurden seit der Entstehung der Screen Actors Guild Awards nur 14 von 90 dort in der Kategorie Bester Hauptdarstzeller nominierten Schauspielern bei den Oscars nicht nominiert. Letztes Jahr traf das Schicksal Leonardo DiCaprio (J. Edgar), der bei den Oscars durh Gary Oldman (Dame, König, As, Spion) ersetzt wurde. In der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin" liegt die Quote bei 13 von 90, die nicht nominiert wurden. In den Nebendarsteller/Nebendarstellerin-Kategorien sind Überraschungen etwas häufiger. In diesen wurden 21 der letzten 90 SAG-Nominees jeweils nicht für den Oscar nominiert.
Wir sollten uns also in Erinnerung rufen, wer dieses Jahr von der Schauspielergewerkschaft nominiert wurde:
Bester Hauptdarsteller
Bradley Cooper (Silver Linings)
Daniel Day-Lewis (Lincoln)
John Hawkes (The Sessions)
Hugh Jackman (Les Misérables)
Denzel Washington (Flight)
Beste Hauptdarstellerin
Jessica Chastain (Zero Dark Thirty)
Marion Cotillard (Der Geschmack von Rost und Knochen)
Jennifer Lawrence (Silver Linings)
Helen Mirren (Hitchcock)
Naomi Watts (The Impossible)
Bester Nebendarsteller
Alan Arkin (Argo)
Javeir Bardem (Skyfall)
Robert De Niro (Silver Linings)
Philip Seymour Hoffman (The Master)
Tommy Lee Jones (Lincoln)
Beste Nebendarstelerin
Sally Field (Lincoln)
Anne Hathaway (Les Misérables)
Helen Hunt (The Sessions)
Nicole Kidman (The Paperboy)
Maggie Smith (The Best Exotic Marigold Hotel)
Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden mindestens 15 von diesen 20 Personen auch bei den Academy Awards 2012 eine Nominierung verbuchen. Doch schauen wir uns doch einmal die einzelnen Kategorien an.
Beste Nebendarstellerin
Hierbei handelt es sich um die womöglichst offenste Schauspiel-Kategorie dieses Jahr. Nach drei ziemlich sicheren Kandidatinnen ist das Feld weit und breit offen.
Sichere Kandidatinnen
Anne Hathaway (Les Misérables) – Anne Hathaways Rolle der Fantine in Tom Hoopers Musical Les Misérables ist der Stoff, aus dem die Oscars gemacht sind. Tragisch, herausstechend und mit dem wohl bekanntesten Lied des gesamten Musicals gesegnet. Hathaway galt als die stärkste Kandidatin für den Oscar-Sieg in dieser Kategorie seit dem allerersten Trailer zu dem Film, untermalt von ihrer Version von "I dreamed a dream" und scheinbar hat sie nicht enttäuscht. Nicht nur die Screen Actors Guild hat sie für ihre angeblich atemberaubende Performance nominiert, sondern auch die Hollywood Foreign Press Association (die für die Golden Globes verantwortlich ist) und die Broadcast Film Critics Association. Es ist extrem selten, dass ein Schauspieler oder eine Schauspielerin diese drei Nominierungen einheimst und dennoch bei den Oscars die Nom verpasst. Ferner haben die meisten Filmkritikerverbände Hathaway mit Preisen für ihre Darstellung überschüttet. Von Las Vegas, Florida und Detroit über Washington DC und Phoenix bis nach Kansas City und Utah gewann sie mehr Preise als Nebendarstellerin dieses Jahr als irgendjemand sonst. Bei den großen Filmkritikerpreisen in Los Angeles und New York landete sie jeweils auf Platz 2. Hinzu kommt noch, dass Hathaway bereits viel Lob für ihre Rolle in The Dark Knight Rises erntete und man auch das sicherlich berücksichtigen wird. Eine Nominierung ist Hathaway so sicher, wie sie nur sein kann, ungeachtet der eigentlichen Oscar-Chancen von Les Misérables.
Sally Field (Lincoln) – Auch Sally Field gelang der Hattrick mit SAG-, BFCA- und Golden-Globe-Nominierungen. Daneben hat sie zwei begehrte Filmkritikerpreise gewonnen, von den New Yorker und den Bostoner Filmkritikern. Wahrscheinlich wäre sie als eine Darstellerin des starken Schauspielensembles von Lincoln sogar die Favoritin für den Sieg, wenn sie nicht bereits zweimal gewonnen hätte (und das bei nur zwei Nominierungen bislang). Ein Sieg gegen Hathaway wird ihr höchstwahrscheinlich verwehrt bleiben, doch ihre Chance auf eine Oscar-Nominierung könnte kaum besser sein.
Helen Hunt (The Sessions) – Das größte Poblem von Helen Hunt könnte die Verwirrung bezüglich ihrer Kategorie-Einordnung sein. Vom Studio als Nebendarstellerin gepusht, wurde sie einige Male bereits als Beste Hauptdarstellerin in dieser Oscar-Saison nominiert. Allerdings machen die meisten bei "Nebendarstellerin" mit. So auch die Broadcast Film Critics Association, die Golden Globes und die Screen Actors Guild. Eine Nominierung hat die einmalige Oscar-Gewinnerin also bereits so gut wie in der Tasche. Natürlich gibt es Beispiele, in denen eine Schauspielerin oder ein Schauspieler all diese drei Nominierungen einheimste und dennoch von den Oscars übergangen wurde (Angelina Jolie für Ein mutiger Weg, Paul Giamatti für Sideways und kürzlich Mila Kunis für Black Swan), so ist es dennoch selten und insbesondere dieses Jahr, in dem das Feld in dieser Kategorie so offen ist, wird es wahrscheinlich nicht vorkommen.
Wahrscheinliche Kandidatinnen
Nicole Kidman (The Paperboy) – Noch vor einem Monat hat niemand wirklich mit Kidman in diesem Oscar-Rennen gerechnet. Lee Daniels' Nachfolger zu Precious fiel bei den Kritikern durch, floppte gnadenlos an den Kinokassen und war längst vergessen. Dann tauchte sie plötzlich auf mit zwei sehr wichtigen Nominierungen – sowohl bei den Golden Globes als auch bei den Screen Actors Guild Awards konnte die bereits dreifach oscarnominierte Mimin, die für The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit die Goldstatue gewann, punkten. Das garantiert ihr noch keine Oscarnominierung, macht diese jedoch sehr wahrscheinlich, insbesondere da die Academy die Schauspielerin scheinbar mag. Zuletzt wurde sie für Rabbit Hole, einen ähnlich kleinen Film, nominiert.
Weitere Anwärterinnen
Amy Adams (The Master) – Amy Adams wäre sicherlich unter den wahrscheinlichen Kandidatinnen für eine Nominierung, hätte sie die entscheidende Nom von der Screen Actors Guild nicht verpasst. Bei der SAG schnitt The Master mit lediglich einer Nominierung ziemlich schlecht ab, was eine Aussage über die allgemeine Position des Films im Oscar-Rennen ist. Wurde er noch vor drei Monaten als einer der stärksten Kandidaten gehandelt, so kämpft er gerade noch darum, überhaupt im Rennen zu bleiben. Adams, die bereits dreimal als Beste Nebendarstellerin für den Oscar nominiert wurde (zuletzt für The Fighter), wurde von den Filmkritikerverbänden von Los Angeles und Chicago als beste Nebendarstellerin des Jahres ausgezeichnet. Bei den Golden Globes und von der BFCA wurde sie nominiert. Schaden könnte ihr allerdings auch die Tatsache, dass sie im Film von den monumentalen Darbietungen von Joaquin Phoenix und Philip Seymour Hoffman überschattet wird und selbst relativ wenig Screentime hat.
Ann Dowd (Compliance) – Wie schon The Paperboy, so lief auch Compliance trotz Festival-Erfolg größtenteils unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit. Das hindert Ann Dowd jedoch nicht daran, fleißig für sich selbst eine Oscar-Kampagne zu betreiben. Da der US-Verleiher Magnolia mit dem Film Geld verloren hat, beschloss man, kein zusätzliches Geld für die Oscar-Kampagne des Films auszugeben. Also investierte Dowd kurzerhand eigenes Geld (mehr als $7000), um DVD-Screener an Academy-Mitglieder zu versenden. Ob die Strategie Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Ihr Nachteil gegenüber Kidman ist natürlich, dass sie kein bekannter Name ist. Allerdings haben die Filmkritikerverbände sie nicht vergessen. Das National Board of Review und die Filmkritiker von St. Louis prämierten sie mit der Auszeichnung "Beste Nebendarstellerin". Von diversen weiteren Filmkritikerverbänden wurde sie nominiert. Nun ist es natürlich extrem selten, dass jemand ohne eine BFCA-, eine SAG- und eine Golden-Globe-Nominierung dennoch bei den Oscars nominiert wird, doch Marcia Gay Harden gelang das mit Pollock (und sie gewann gar den Oscar), Max von Sydow mit Extrem laut und unglaublich nah und Tommy Lee Jones with Im Tal von Elah.
Maggie Smith (Best Exotic Marigold Hotel) – Bei den SAG-Awards wurde die Britin nominiert und der Film selbst heimste auch die begehrte Ensemble-Nominierung ein. Das bleibt jedoch auch ihre einzige Nominierung für diesen Film in den USA. Allerdings darf man die sehr starke britische Franktion unter den Oscar-Wählern nicht unterschätzen und schließlich wurde Smith bereits sechsmal für den Preis nominiert.
Emma Watson (Vielleicht lieber morgen) – Die Filmkritiker von San Diego prämierten sie als Beste Nebendarstelerin von 2012. In Boston belegte sie den zweiten Platz. Diverse andere Filmkritikerverbände haben sie immerhin nominiert. Emma Watson wird zweifellos eines Jahres für den Oscar nominiert werden, es erscheint aber trotzdem unwahrscheinlich, dass es dieses Jahr passieren wird.
Jacki Weaver (Silver Linings – Wenn Du mir, dann ich Dir) – Weaver, die vor zwei Jahren für Animal Kingdom eine Überraschungsnominierung verbuchen konnte, ist bislang bei diesem Oscar-Rennen nicht in Erscheinung getreten. Sollten allerdings die Academy-Mitglieder den Film wirklich lieben, so könnte sie neben ihren drei Co-Stars (Jennifer Lawrence, Bradley Cooper, Robert De Niro) auch eine Nominierung verbuchen. Das würde Silver Linings zum ersten Film seit 1981 machen, der in allen vier Schauspielkategorien nominiert werden würde.
Außenseitertipp
Judi Dench (Skyfall) – Die Academy liebt Judi Dench. Das steht außer Zweifel. Sechsmal wurde die britische Schauspielikone zwischen 1997 und 2006 für den Oscar nominiert. Für Shakespeare in Love gewann sie ihn, obwohl sie nur etwa acht Minuten lang im Film zu sehen ist. Für den neuen James Bond-Film erntet sie, neben Javier Bardem, enorm viel Lob. Doch ist es wirklich genug, um ihr eine Oscar-Nominierung zu verschaffen? Noch nie wurde ein Schauspieler oder eine Schauspielerin für einen Bond-Film nominiert und dieses Jahr stehen Bardems Chancen deutlich besser als die von Dench. Könnte Skyfall gar zwei Schauspielnoms einfahren? Die Filmkritiker von Chicago, Phoenix und der Broadcast Film Critics Association haben sie jedenfalls für diese Rolle nominiert. Eine SAG-Nominierung oder eine Golden-Globe-Nominierung hätten ihre Position enorm gestärkt, doch das ist nicht geschehen. Sie mag nicht als eine sehr wahrscheinliche Kandidatin gelten, doch ich würde Dench niemals gänzlich ausschließen. So bleibt sie in der Außenseiterposition.
Vorhersage:
Helen Hunt (The Sessions)
Anne Hathaway (Les Misérables)
Sally Field (Lincoln)
Amy Adams (The Master)
Ann Dowd (Compliance)
Bester Nebendarsteller
In dieser Kategorie sind drei Kandidaten sehr sicher, der Rest wird davon abhängen, wie gut Django Unchained bei der Academy angekommen ist.
Sichere Kandidaten
Tommy Lee Jones (Lincoln) – Tommy Lee Jones ist einer der drei sichersten Kandidaten in dieser Kategorie und zugleich auch der momentane Favorit für den Sieg. Im diesjährigen Oscar-Rennen hat der Mime bislang diverse Filmpreisverleihungen für sich entscheiden können und wurde natürlich auch für das wichtige Trio BFCA/SAG/Golden Globe nominiert. Jones gewann 1993 den Oscar für Auf der Flucht und wurde zwei weitere Male für den Academy Award nominiert, zuletzt in einer Überraschungsnom für Im Tal von Elah 2007. In Lincoln hat er eine tragende Rolle, in der es sein Können sehr offen zur Schau stellen kann (die Academy zieht solche Performances den eher subtileren Darbietungen vor).
Philip Seymour Hoffman (The Master) – Hoffman ist ein ernstzunehmender Konkurrent von Tommy Lee Jones in dieser Kategorie und wäre vielleicht gar der Favorit, wenn er nicht erst für seine Performance in Capote vor sieben Jahren gewonnen hätte und wenn The Master an sich besser angekommen wäre. Von all den Besetzungsmitglieden des Films hat Hoffman eindeutig die beste Chance auf einen Oscar-Sieg und wurde als einziger Schauspieler des Films für einen Screen Actors Guild Award nominiert. Außerdem hat er mehr Kritikerpreise als Bester Nebendarsteller abgeräumt als jeder andere Anwärter in dieser Oscar-Saison (dass es wenig für die Oscars bedeutet, davon kann Albert Brooks nach dem letzten Jahr ein Lied singen). Unter anderem präimierten ihn die Kritiker von Washington DC, Florida, Denver und Chicago. Im Gegensatz zu Brooks sollte aber Hoffman für seine monumental überbordernde Darbeitung eine Nominierung sicher sein.
Alan Arkin (Argo) – Schauspielveterane haben immer einen leichten Vorteil bei den Oscars und Alan Arkin ist eindeutig einer. So lässt sich auch die überraschende Nominierung von Max von Sydow letztes Jahr erklären und die von Clint Eastwood für Million Dollar Baby. Alan Arkins Rolle in Argo mag nicht sehr viel Substanz haben, doch sie bleibt dank seinen coolen Sprüchen am besten in Erinnerung. Arkin, dreifach oscarnominiert und mit einem Academy Award prämiert für seine Arbeit in Little Miss Sunshine, hat ebenfalls die Nominierungen der Hollywood Foreign Press Association (Golden Globes), der BFCA und der Screen Actors Guild erhalten. Er ist ein typischer Kandidat, wie es sie jedes Jahr gibt – eine Nominierung hat er zweifelsohne sicher, zugleich aber sind seine Chancen zu gewinnen gleich Null.
Wahrscheinliche Kandidaten
Leonardo DiCaprio (Django Unchained) – Normalerweise wäre eine Nominierung für DiCaprio für Django Unchained ein ganz sicheres Ding. Schließlich sind Bösewichtsrollen wie prädestiniert für eine Nominierung in dieser Kategorie. Zwischen 2007 and 2009 ging der Oscar in dieser Kategorie jedes Jahr an einen Schauspieler, der einen Bösewicht gesspielt hat (Javier Bardem, Heath Ledger und Christoph Waltz). Doch DiCaprios Problem ist die Konkurrenz aus seinem eigenen Film. Sowohl Christoph Waltz als auch Samuel L. Jackson haben eine Chance auf eine Nominierung. Deshalb versuchen die Weinsteins auch, Waltz als Hauptdarsteller in diesem Rennen zu verkaufen, was aber bislang nicht so recht gelingen mag. Da DiCaprio der prominenteste Darsteller des Films ist und noch nie gewonnen hat, schätze ich seine Chancen auch am besten ein. Er wurde als Bester Nebendarsteller des Jahres von der National Board of Review ausgezeichnet, erhielt aber weder eine SAG-Nominierung (die Wähler haben den Film wohl nicht rechtzeitig zu sehen bekommen) noch eine BFCA-Nominierung. Immerhin bei den Golden Globes wurde er bedacht, ebenso wie sein Co-Star Christoph Waltz. Bevor der Film in die Kinos kam, galt DiCaprio als ein sehr heißer Anwärter für den Preis, doch nun muss man diese Erwartungshaltung etwas runterschrauben, da im Gegensatz zu Waltz in Inglourious Basterds hier DiCaprio sicherlich nicht alleine im Scheinwerferlicht steht. Dennoch ist eine Nominierung sehr wahrscheinlich, insbesondere auch dank dem Erfolg des Films
Javier Bardem (Skyfall) – Ein Schauspieler aus einem James Bond-Film, der für einen Oscar nominiert wird? Das gab’s noch nie! Doch dieses Jahr wird es sich wahrscheinlich ändern. Skyfall ist ein Phänomen. Nicht nur wurde er von den Zuschauern und der Presse als einer der besten Bond-Filme aufgenommen, sondern er mauserte sich zu einem der größten finanziellen Hits aller Zeiten. Sicherlich besteht auch der Wunsch, diesen großen Erfolg zu belohnen. Ein großer Teil des Lobs an Skyfall ging an Javier Bardems virtuose Performance, der wohl einen der interessantesten Bösewichte des Jahres dargestellt hat. Seine erste Szene alleine sollte ausreichen, um im Oscar-Rennen zu sein. So sahen das auch die Screen Actors Guild und die Broadcast Film Critics Association, die Bardem als Besten Nebendarsteller nominiert haben. Lediglich eine Nominierung bei den Golden Globes hat er verpasst, doch die von der Screen Actors Guild wiegt mit Sicherheit mehr. Es ist immer noch schwer zu glauben, dass nach 50 Jahren tatsächlich ein Bond-Film für einen Schauspiel-Oscar nominiert werden wird, doch besser als dieses Jahr werden die Chancen wohl nie wieder stehen.
Weitere Anwärter
Christoph Waltz (Django Unhained) – In einer perfekten Welt wäre Waltz ein sicherer Kandidat für eine Nominierung. Doch die Politik der Weinstein Company wird seinen Chancen stark schaden. Diese will nämlich, dass er als Bester Hauptdarsteller ins Rennen geht, damit er nicht mit DiCaprio in der Kategorie konkurriert. Doch wie man schon den Kritikerpreisen entnehmen kann, so richtig will man das nicht annehmen. Allerdings könnte die Verwirrung um die richtige Kategorie ihm die Nominierung kosten. Dasselbe ist mit Jack Nicholson und Leonardo DiCaprio in The Deaprted – Unter Feinden passiert. Damals hat man DiCaprio als Nebendarsteller (!) und Nicholson als Hauptdarsteller (!!) gepusht. Das Ergebnis: keiner der beiden wurde nominiert. Wie DiCaprio verpasste auch Waltz die SAG- und die BFCA-Nominierung, wurde aber bei den Golden Globes mit einer Nom bedacht.
Samuel L. Jackson (Django Unchained) – Samuel L. Jackson wurde von so gut wie allen Filmkritikerverbänden und anderen Preisverleihungen komplett ignoriert. Eine Nominierung wäre eine Riesenüberraschung. Doch ich möchte sie nicht aussschließen, wenn Django Unchained bei der Academy richtig gut ankommt. Schließlich ist Jackson ein sehr respektierter Schauspieler in Hollywood, der in Django seine beste Performance seit den Neunzigern abliefert.
Robert De Niro (Silver Linings – Wenn Du mir, dann ich Dir) – Robert De Niro gehört zu den Titanen der Schauspielkunst. Im Laufe seiner langen Karriere hat der Ausnahmeschauspieler zwei Oscars gewonnen und wurde für vier weitere nominiert. Allerdings liegt seine letzte Nominierung bereits mehr als 20 Jahre zzurück (für Kap der Angst). Wie sein Kollege Al Pacino konnte De Niro insbesondere in den letzten zehn Jahren kaum noch jemanden beeindrucken und spielte in einer Reihe mieser oder zumindest absolut durchschnittlicher Filme mit. Die Oscars schienen so weit entfernt zu sein. Seine Performance in Silver Linings sehen daher viele als eine Rückkehr zur Form, die vielleicht nicht an seine absoluten Glanzleistungen anknüpft, aber immerhin das Beste ist, was er seit Jahren abgeliefert hat. Und so wurde De Niro sowohl von der Screen Actors Guild (zum ersten Mal nicht als Teil eines Ensembles) als auch von der Broadcast Film Crtiics Association nominiert. Nur die Golden Globes haben ihn zu Gunsten von Leonardo DiCaprio und Christoph Waltz übergangen. Sollte sich Silver Linings tatsächlich als ein starker Kandidat entpuppen, so könnte er De Niro durchaus ins Feld der Nominierten hineinziehen. De Niros Problem ist allerdings, dass er in dem Film sehr von den beiden Hauptdarstellern überschattet wird, denen zweifellos die Show gehört.
Ezra Miller (Vielleicht lieber morgen) – Für seine unheimliche (und unheimlich gute) Darstellung in We Need to talk about Kevin wurde Ezra Miller von der Academy und den meisten Filmkritkerverbänden ignoriert. Mit Vielleicht lieber morgen hat der junge Schauspieler bewiesen, dass die gute Performance kein glücklicher Zufall war und dass er durchaus große Wandlungsfähigkeit besitzt. Von den Bostoner Filmkritikern wurde er als Bester Nebendarsteller von 2012 ausgezeichnet in Phoenix und Detroit wurde er immerhin nominiert. Zugegeben, es ist unwahrscheinlich, dass die Oscars auf ihn aufmerksam werden, dafür ist die Konkurrenz dieses Jahr zu groß. Doch es ist auch ein Name, den man nicht vollständig aus dem Spiel nehmen kann.
Außenseitertipp
Matthew McConaughey (Magic Mike) – Matthew McConaughey oscarnominiert für einen Stripperfilm? Viele werden jetzt vielleicht den Kopf schütteln. Nicht so allerdings die Filmkritiker von New York, die ihn dafür (und für die schwarze Komödie Bernie) als Besten Nebendarsteller ausgezeichnet haben. Die National Society of Film Critics tat dies auch. In Phoenix und Houston wurde er nominiert, ebenso wie von der BFCA. Es ist nicht alleine der Lohn für seine (durchaus überzeugende) Arbeit in Magic Mike, sondern vielmehr die Anerkennung dafür, was er 2012 geleistet hat. Nach vielen Jahren, in denen er in der Regel als ein Romcom-Schauspieler, der vor allem dazu da ist, sein Shirt auszuziehen und die Zuschauerinnen zum Schwärmen zu bringen, hat er bewiesen, dass schauspielerisch viel mehr in ihm steckt (und sein Shirt hat er in Magic Mike dennoch oft genug ausgezogen). Seine Performance in Killer Joe, die von der Academy leider unbeachtet bleiben wird, gehört immer noch zu den besten von 2012. Am besten stehen seine Chancen, eine Nom für Stephen Soderberghs Überraschungshit einzuheimsen. Doch die Konkurrenz ist hart und die fehlende Nominierung von der Screen Actors Guild wiegt leider schwer gegen ihn. Wenn jedoch einer überraschen sollte, dann McConaughey.
Vorhersage:
Tommy Lee Jones (Lincoln)
Alan Arkin (Argo)
Philip Seymour Hoffman (The Master)
Leonardo DiCaprio (Django Unchained)
Javier Bardem (Skyfall)
Beste Hauptdarstellerin
Hier ist der Wettbewerb vor allem um den letzten Platz, denn die Top 4 Kandidatinnen stehen mittlerweile nach der Bekanntgabe der BFCA-, der SAG- und der Golden Globe-Nominierungen so ziemlich fest.
Sichere Kandidatinnen
Jennifer Lawrence (Silver Linings – Wenn Du mir, dann ich Dir) – Bis die ersten Kritiken zu Zero Dark Thirty and Jessica Chastains Performance eintrafen, galt Jennifer Lawrence als unagefochtene Favoritin für den Oscar in dieser Kategorie. Bereits nach der Premiere des Films beim Toronto International Film Festival verkündeten viele Kritiker, dass Lawrence den Oscar für ihren Part in David O. Russells Tragikomödie so gut wie sicher in der Tasche habe. Damals hat man noch nicht mit Chastain gerechnet und damit, wie sie ihren Film an sich reißen würde. Doch unabhängig davon, wie das Rennen zwischen den beiden ausgehen wird, eine Nominierung haben beide sicher. Für Lawrence wird es, nach Winter’s Bone, ihre zweite Oscar-Nominierung sein. Das hat in solch jungen Jahren zuletzt Kate Winslet geschafft (die mittlerweile einen gewonnenen Oscar und vier weitere Nominierungen vorzuweisen hat). Nimmt man noch den Erfolg von Die Tribute von Panem – The Hunger Games hinzu, so wird es deutlich, dass es sich bei Lawrence um den vielleicht größten weiblichen Star Hollywoods im Moment handelt. Ob sie dafür auch mit einem Oscar-Sieg entlohnt wird, bleibt noch abzuwarten. Die Filmkritiker von Houston, Denver, Detroit, Los Angeles, Las Vegas und vielen anderen Filmkritikerverbänden haben sie bereits als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Auch hat sie die drei wichtigen Nominierungen der Golden Globes, der BFCA und der SAG erhalten.
Jessica Chastain (Zero Dark Thirty) – Die einzige, die es mit Lawrence noch aufnehmen kann in diesem Rennen, ist eine andere relative Newcomerin. Chastain gelang erst 2011 im Alter von 34 ihr Durchbruch mit vielfach prämierten Rollen in Take Shelter, The Tree of Life und The Help. Für den letzten wurde sie als Beste Nebendarstellerin für den Oscar nominiert. Da Zero Dark Thirty einer der stärksten Filme im diesjährigen Oscar-Rennen ist, steht es gut um ihre eigenen Oscar-Chancen. Der Film mag vielleicht nicht als Bester Film gewinnen, doch dann wird die Academy ihn vielleicht auf eine andere Weise belohnen wollen und prämiert Chastain. Chastain dominierte bislang die Preisverleihungen der Filmkritiker und gewann die Anerkennung der Filmkritikerverbände von Phoenix, Chicago, Washington DC, Florida, St. Louis, der National Board of Review und vielen anderen. Bei allen wichtigen Verleihungen war sie nominiert und hat natürlich auch das magische BFCA/SAG/Golden Globe Trio als Nominierungen verbucht.
Wahrscheinliche Kandidatinnen
Naomi Watts (The Impossible) – The Impossible kam in den USA nicht so gut an, wie anfangs vermutet und wird auch an den Kinokassen dort kaum eine Spur hinterlassen. Deshalb ist Naomi Watts' bravuröse Performance noch nicht ganz unter den sichersten Kandidatinnen. Dennoch glaube ich fest daran, dass sie den Sprung unter die ersten fünf schaffen wird. Die Mimin liefert schon seit Jahren beständig gute Darbietungen ab, wurde aber bislang nur einmal für den Oscar nominiert (für 21 Gramm). Bayonas Katastrophen-Drama gibt ihr genau den Stoff, den die Academy so gerne nominiert oder gar auszeichnet. Auf den Sieg hat sie allerdings gegen Chastain und Lawrence keine Chance, doch eine Nomnierung wird die Britin ergattern.
Maron Cotillard (Der Geschmack von Rost und Knochen) – Auch Cotillards tragische Rolle ist extrem Oscar-affin. Für ihre Performance im französischen Drama erhielt Cotillard Nominierungen von der Screen Actors Guild, der Hollywood Foreign Press Association und der Broadcast Film Critics Association – also die drei wichtigsten Preisverleihungen bislang. Auch haben die meisten Filmkritikerverbände ihre Performance nominiert. Es besteht aber immer noch die Befürchtung, dass die Tatsache, dass sie in einem fremdsprachigen Film spielt, ihr die Nominierung kosten könnte, weil nicht genug Wähler den Film zu sehen bekommen. So erging es 2004 Javier Bardem, der für Das Meer in mir für den Golden Globe und den Preis der BFCA nominiert, aber schließlich bei den Oscars ignoriert wurde. Allerdings hatte Bardem auch keine SAG-Nominierung. Ferner hilft es Cotillard, dass sie in den USA dank ihrem Oscar-Sieg für La Vie en Rose (die einzige komplett französischsprachige Performance, die je einen Oscar gewann) durchaus Popularität genießt und diese mit Auftritten in Christopher Nolans Inception und The Dark Knight Rises sowie in Michael Manns Public Enemies durchaus ausweiten konnte.
Weitere Anwärterinnen
Quvenzhané Wallis (Beasts of the Southern Wild) – Die neunjährige Wallis hat eine Nominierung für ihren glänzenden Auftritt in Beasts of the Southern Wild allemal verdient. Doch ihr Alter könnte ihr hier im Weg stehen. Bei den Golden Globes wurde sie (und der Film selbst) komplett übergangen, eine Nominierung von der Screen Actors Guild gab es ebenfalls nicht (hierfür war sie nicht zulässig, da sie kein Mitglied der Gewerkschaft ist). Immerhin die BFCA hat sie nominiert. Das Alter ist leider ein Faktor, das gegen ihre Nominierung spricht. Sollte sie tatsächlich von der Academy beachtet werden, wäre Wallis die jüngste Schauspielerin, die je für einen Oscar nominiert werden würde (und nur zwei Schauspieler, Jackie Cooper und Justin Henry, waren jünger zum Zeitpunkt ihrer Nominierungen). Andererseits hat die Academy durchaus schon überraschend Kinder nominiert, wie beispielsweise Keisha Castle-Hughes für Whale Rider, obwohl sie weder bei den Golden Globes noch von der BFCA als Beste Hauptdarstellerin nominiert wurde und sogar von der SAG "nur" als Nebendarstellerin eine Nominierung erhielt. Da Wallis das Herzu und die Seele des Films ist, wird es letztlich darauf ankommen, wie sehr die Academy den Film an sich mag.
Helen Mirren (Hitchcock) – Helen Mirren ist schon lange aktiv im Filmgeschäft, doch erst seit ihrem Oscar-Sieg für Die Queen von 2006 ist sie berühmter denn je und hat seitdem eine weitere Nominierung für Ein russischer Sommer ergattert. Insgesamt wurde die Mimin bereits viermal für den Oscar nominiert und genießt mittlerweile einen ähnlichen Veteranen-Status wie Judi Dench, die zwichen 1997 und 2006 sechsmal für den Oscar nominiert wurde. Die britische Fraktion bei den Oscars wird zweifelsohne hinter Helen Mirren stehen und man weiß ja, wie stark deren Einfluss ist. Dieser verhalf wohl letztes Jahr auch Gary Oldman zu seiner Nominierung für Dame, König, As, Spion. Mirren konnte auch die wichtigen SAG/Golden Globe/BFCA-Noms einheimsen, doch zugleich kann man auch die Tatsache kaum ignorieren, dass Hitchcock so ziemlich unter dem Radar läuft und er zwar generell ganz gut ankam, aber auch keinen vom Hocker riss. Eine Nominierung für Mirren wäre vor allem ein Beweis dafür, wie sehr sie in der Academy beliebt ist.
Rachel Weisz (The Deep Blue Sea) – Rachel Weisz' Performance in The Deep Blue Sea nennen manche die beste ihrer Karriere, doch leider haben nicht viele sie überhaupt gesehen. Die Golden Globe-Nominierung ist natürlich ein gutes Zeichen und sie hat auch die Kritikerpreise in New York und Toronto gewonnen, den wichtigeren Filmkritikerverbänden. Doch die Konkurrenz ist nicht zu unterschätzen und sie wurde weder von der BFCA noch von der SAG nominiert.
Keira Knightley (Anna Karenina) – Vor einem halben Jahr schien Knightley noch eine relativ sichere Kandidatin zu sein und der Film eine der größten Oscar-Hoffnungen des Jahres. Daraus wird wohl nichts. Der Streifen kam deutlich schlechter an als Joe Wrights Stolz und Vorurteil und Abbitte und wird sich wohl mit einigen Nominierungen in technischen Kategorien begnügen müssen. Die beste Chance (wenn auch eine extrem geringe) auf eine größere Nominierung hat der Film aber immer noch in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin".
Außenseitertipp
Emmanuelle Riva (Liebe) – Liebe ist bereits der Außenseitertipp in der Kategorie "Bestes Originaldrehbuch", aber auch hier könnte der Film eine Nominierung verbuchen. Riva ist eine französische Schauspiellegende und ihre Rolle in Michael Hanekes Liebe ist auch absoluter Oscar-Stoff. Der Film selbst ist zugleich auch der Favorit für den Auslandsoscar. Doch obwohl Riva diverse Kritikerpreise gewann (Boston, Los Angeles, San Francisco) und von der BFCA nominiert wurde, fand sie bei der SAG und den Golden Globes keine Beachtung. Ihr größtes Problem wird aber wohl die Konkurrenz von Marion Cotillard sein. Es ist schwer vorzustellen, dass zwei fremdsprachige Performances in einer Kategorie im selben Jahr nominiert werden. Der Veteranenstatus und die Art der Rolle könnten Riva hier jedoch zu einer Überraschung verhelfen.
Vorhersage:
Jennifer Lawrence (Silver Linings – Wenn Du mir, dann ich Dir)
Jessica Chastain (Zero Dark Thirty)
Marion Cotillard (Der Geschmack von Rost und Knochen)
Naomi Watts (The Impossible)
Quvenzhané Wallis (Beasts of the Southern Wild)
Bester Hauptdarstellerer
Im Gegensatz zu der vorherigen Kategorie geht es hier weniger darum, wer den letzten Platz schnappt, sondern eher darum, wer von den vier wahrscheinlichen Anwärtern, die alle gute Argumente vorzuweisen haben, es nicht unter die Top 5 schafft.
Sichere Kandidaten
Daniel Day-Lewis (Lincoln) – Der zweifache Oscar-Gewinner Daniel Day-Lewis (vier Nominierungen insgesamt) spielt den wohl bekanntesten und beliebtesten US-Präsidenten in dem immens erfolgreichen Film von Steven Spielberg, der zugleich auch noch ein Favorit für den großen Preis ist. Noch Fragen? Wenn Day-Lewis gewinnt, wird er der erste Schauspieler in der Geschichte sein, der drei Oscars als Bester Hauptdarsteller gewonnen hat und einer von nur sechs Schauspielerinnen und Schauspielern mit mehr als zwei Oscars.
Denzel Washington (Flight) – Als einer der ebenfalls am meisten respektierten Mimen Hollywoods und Hauptdarsteller eines Hits von Robert Zemeckis hat Washington, der seit seinem Sieg für Traning Day nicht mehr nominiert wurde, aber insgesamt bereits fünf Nominierungen und zwei Statuen vorzuweisen hat, eine Nom sicher. Er wird sich sicherlich nicht gegen Day-Lewis für den Sieg durchsetzen, doch in seiner Rolle als Alkoholiker geht er voll auf und wird dafür von der Academy auch belohnt werden. Natürlich hat er, ebenso wie Day-Lewis, Nominierungen bei den Globes, der BFCA und der SAG erhalten.
Wahrscheinliche Kandidaten
Bradley Cooper (Silver Linings- Wenn Du mir, dann ich Dir) – Bradley Coopers grandiose Darbietung in Silver Linings gehört schauspielerisch wohl zu den größeren Überraschungen des letzten Jahres und er wurde dafür auch schon von der National Board of Review als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet und hat Nominierungen bei den Golden Globes, der Screen Actors Guild und der BFCA erhalten. Doch es ist noch unsicher, ob die Academy tatsächlich diesen, bis dato eher durch leichte Komödien bekannten Mimen mit einer Nominierung auszeichnen wird. Andererseits sind psychische Krankheiten immer ein sicheres Ticket für eine Nominierung (siehe Sean Penn in Ich bin Sam oder Michael Shannon in Zeiten des Aufruhrs)
John Hawkes (The Sessions) – Hawkes hat als Polio-Erkrankter in The Sessions ebenfalls eine extrem Academy-freundliche Rolle und wurde auch mit BFCA-/-SAG- und Golden-Globe-Nominierungen belohnt, doch sein Film ist extrem klein und lief größtenteils unbeachtet von den Zuschauern in den Kinos. Außerdem könnte das eine oder andere prüde Academy-Mitglied Probleme mit dem Streifen haben.
Hugh Jackman (Les Misérables) – Vor einigen Monaten schien Jackman noch als ein sehr sicherer Kandidat und auch jetzt steht es immer noch gut um ihn, doch Les Misérables kam nicht umwerfend gut an und ist zwar noch im Oscar-Rennen drin, hat aber keine Chance mehr auf den großen Preis. Außerdem wird Jackman im eigenen Film von dem Lob für Anne Hathaways Performance überschattet. Andererseits hat er bislang alle erwarteten Nominierungen erhalten (BFCA, SAG, Golden Globes). Das tat allerdings auch Richard Gere für Chicago, der den Globe sogar gewann, bei den Oscars aber dennoch nicht nominiert wurde – und das, obwohl Chicago vier weitere Schauspielnoms bekam und ein absoluter Favorit für "Beser Film" war. Auch Ewan McGregor wurde für Moulin Rouge! nicht als nominiert. Deshalb zögere ich noch, Jackman als einen absolut todsicheren Kandidaten zu bezeichnen.
Joaquin Phoenix (The Master) – Der große Nachteil, den Phoenix gegenüber den anderen Kandidaten hat, ist, dass er von der Screen Actors Guild übergangen wurde. Zugegeben, letztes Jahr wurde Gary Oldman von der SAG auch nicht nominiert und Javier Bardem (Biutiful) im Jahr zuvor auch nicht. Beide endeten dennoch mit einer Nominierung bei den Oscars. Die Performance an sich ist stark genug, um Beachtung zu finden und eine zeitlang galt Phoenix als größter möglicher Konkurrent von Daniel Day-Lewis. Doch unter anderem Phoenix' eigene negative Äußerungen über die Oscars haben ihm eindeutig geschadet. Ob der bislang zweifach nominierte Schauspieler dennoch die Hürde schaffen kann?
Weitere Anwärter
Richard Gere (Arbitrage) – Mit Arbitrage hat Richard Gere zweifelsohne seine bemerkenswerteste Leistung seit Chicago vor zehn Jahren abgeliefert Doch leider hat sie kaum jemand gesehen, denn der Film spielte nie in mehr als 256 Kinos in Nordamerika. Immerhin gab es eine Golden-Globe-Nominierung, doch das wird bei den Oscars kaum Gewicht haben.
Christoph Waltz (Django Unchained) – Es ist viel wahrscheinlicher, dass Waltz als Bester Nebendarsteller nominiert wird, doch er sollte hier dennoch erwähnt werden, denn das ist die Kategorie, in der The Weinstein Company ihn gerne sehen würde. Meiner Ansicht nach wird diese Kategorien-Verwirrung ihm die Nominierung komplett kosten.
Außenseitertipp
Anthony Hopkins (Hitchcock) – Es ist unwahrscheinlich, dass irgendjemand außer der Top 6-Kandidaten nominiert werden wird, doch wenn es eine Wild Card in diesem Rennen gibt, dann ist es Anthony Hopkins. Die vierfach oscarnominierte britische Schauspiellegende poträtiert hier unter vielen Schichten Makeup den wohl berühmtesten Regisseur aller Zeiten. Dass die Academy es mag, wenn Schauspieler andere Hollywoodpersönlichkeiten spielen, hat man oft genug gesehen (zuletzt als Michelle Williams für ihre Darstellung von Marylin Monroe für den Oscar nominiert wurde). Hopkins wird sicherlich einige Stimmen der starken britischen Fraktion der Academy erhalten, doch es belibt immer noch zweifelhaft, ob dies ausreichen wird. Bei den Oscar-Voboten (wie den Globes, den SAG Awards und den Preisen der BFCA) ist sein Name bislang nicht gefallen.
Vorhersage:
Daniel Day-Lewis (Lincoln)
Denzel Washington (Flight)
John Hawkes (The Sessions)
Joaquin Phoenix (The Master)
Bradley Cooper (Silver Linings – Wenn du mir, dan ich Dir)
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Im letzten Teil widme ich mich dann den Kategorien "Beste Regie" und natürlich "Bester Film".
Teil 1 (Bestes Originaldrehbuch, Bestes adaptiertes Drehbuch)