Johnny Depp in Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen © 2018 Warner Bros. Pictures
Quellen: The Hollywood Reporter, Variety
Die letzte Woche war wirklich keine gute für Johnny Depp. Erst hat er seinen Gerichtsstreit mit dem britischen Boulevardblatt The Sun, das ihn 2018 als "Frauenschläger" bezeichnet hat, verloren, wenige Tage später hat Warner Bros. ihn gebeten, seine Rolle als Gellert Grindelwald in Phantastische Tierwesen 3 aufzugeben. Ein Schelm, wer zwischen den beiden Ereignissen einen Zusammenhang sieht.
Dass es für den Schauspieler eine sehr frustrierende Situation ist, ist nachvollziehbar. Er hat bereits angekündigt, vor Gericht gegen The Sun in Berufung zu gehen. Viele Fans sowohl vom Schauspieler selbst als auch von der Filmreihe hat die Ankündigung seiner Quasi-Entlassung in Rage gebracht. Mehr als 130.000 Unterschriften hat die Online-Petition zu Depps Wiedereinstellung bereits gesammelt und täglich kommen tausende hinzu.
Dass Warner die Meinung noch ändern wird, ist sehr unwahrscheinlich. Ein dickes Trostpflaster erwartet Depp aber dennoch. Aufgrund einer Klausel in seinem Vertrag, wird ihm seine komplette achtstellige Gage für den Film ausgezahlt werden, obwohl er – je nach Quelle – nur eine oder auch gar keine Szene für den dritten Film gedreht hat. Diese sogenannte "Pay-or-Play"-Klausel besagt, dass der Schauspieler nach seiner Verpflichtung im vollen Ausmaß vergütet wird, auch wenn der Film nicht gedreht oder die Rolle neu besetzt wird. Letzteres wird bei Phantastische Tierwesen 3 der Fall sein. Das magische Sequel ist zwar ein Ensemblefilm, Depp war jedoch aufgrund seines Starstatus der bestbezahlte Schauspieler im Cast, sodass er mehr als $10 Millionen für die nicht gespielte Rolle einstreichen wird. Leicht verdientes Geld, wären da nicht Rufschädigung und potenziell langfristige negative Auswirkungen auf seine Karriere mit verbunden. Für Warner bedeutet die Entscheidung natürlich einen Anstieg des Filmbudgets, denn auch Depps Nachfolger muss natürlich bezahlt werden.
Kritik an Depps Besetzung hagelte schon 2017, als seine Rückkehr im zweiten Film angekündigt wurde. Damals nahm Franchise-Autorin J.K. Rowling ihn noch in Schutz. The Hollywood Reporter zufolge protestierte sie aber diesmal nicht, als Warner ihn bat zu gehen.
Was hat sich zwischen 2017 und heute geändert? Eine zentrale Rolle spielte dabei laut Branchenblatt Variety nicht Warner Bros., sondern der Kommunikationsriese AT&T, der 2018 mit Warner Bros' Mutterkonzern Time Warner fusionierte und WarnerMedia bildete, einschließlich eines neuen CEO und einer neuen Studiochefin. Nach dieser riesigen Umstrukturierung ist es zu einer der Maximen des Unternehmens geworden, sich von jeglichen solchen Kontroversen zu distanzieren. Bei Harry-Potter-Schöpferin Rowling ging das trotz massiver Kritik wegen ihrer transphoben Äußerungen schwierig, doch bei Depp sah WarnerMedia das Gerichtsurteil als Anlass, sich endgültig von ihm zu lösen.
Die Suche nach seinem Nachfolger als Grindelwald läuft. Neben Redmaynes Newt Scamander und Jude Laws Dumbledore soll Grindelwald eine der drei größten Rollen im dritten Film sein. Sicherlich möchte Warner einen weiteren namhaften Star dafür, der sich aber auch direkt für zwei weitere Filme verpflichten muss, da Rowling die Reihe als Fünfteiler angelegt hat – vorausgesetzt natürlich, der Abwärtstrend der Einnahmen geht mit Teil 3 nicht weiter. In die deutschen Kinos wird der Film, der seit September in Großbritannien gedreht wird, voraussichtlich am 14.07.2022 kommen.