Jude Law in Contagion (2011) © Warner Bros. Pictures
Quelle: Happy Sad Confused
2020 war ein verheerendes Jahr für die Film- und Serienindustrie, doch es gab einen neun Jahre alten Film, der von den Umständen enorm profitiert hat. Steven Soderberghs Contagion wurde von Millionen von Menschen zu Beginn der Corona-Krise (wieder)entdeckt, die festgestellt haben, wie erschreckend vorausschauend und realistisch die Darstellung einer Pandemie in dem Film ist. In Contagion erzählten Soderbergh und Drehbuchautor Scott Z. Burns die weltweite Ausbreitung eines grippeähnlichen Virus, der seinen Ursprung in China hatte und von einer Fledermaus stammte. Begriffe wie Social Distancing und die Basisreproduktionszahl spielen im Film eine Rolle, ebenso wie die Wichtigkeit der richtigen Hygiene, skrupellose Verschwörungstheoretiker, Panikkäufe und ein Wettlauf der Wissenschaftler gegen die Zeit bei der Entwicklung eines Impfstoffs. Am Ende des Films finden Wissenschaftler zwar die Rettung, 26 Millionen Menschen weltweit sind aber bereits gestorben.
Soderbergh und Burns lag es bei der Produktion des Films daran, nicht bloß einen Reißer zu drehen, sondern eine möglichst realistische Vision, wie sich ein neuartiges Virus ausbreiten und wie die Menschen darauf reagieren würde. Okay, der Film hat weder die massive Dummheit beträchtlicher Teile der Bevölkerung noch den Toilettenpapier-Wahn vorhergesehen, doch im Großen und Ganzen ist es echt unheimlich, wie viel man von der aktuellen Situation darin wiedererkennen kann. Die Macher hatten keine Kristallkugel, sondern ließen sich lediglich von führenden Wissenschaftlern beraten, die vor einer solchen Gesundheitskrise bereits seit vielen Jahren warnen.
Contagion war bereits bei seiner Erstveröffentlichung 2011 ein solider Hit und wurde für seine wissenschaftliche Authentizität viel gelobt. Doch 2020 erreichte die Popularität des Films ungeahnte Höhen. Im März und April schoss Contagion unter die zehn meistgeschauten Filme bei iTunes, seine Popularität auf illegalen Streaming-Seiten ist um mehr als 5000% gestiegen, und bei HBO Max war es zwei Wochen lang der meistgeschaute Film überhaupt. Ob es nun Zufall war, dass Soderbergh im April als Leiter des Sonder-Komitees der US-Regiegewerkschaft ernannt wurde, die sich damit beschäftigen sollte, wann und wie man wieder sicher zu den Dreharbeiten zurückkehren können würde, sei dahingestellt. Die Darsteller von Contagion hat im Frühjahr ein Video aufgenommen, in dem sie die Menschen u. a. zur Vorsicht ermahnten und wichtige Hygienemaßnahmen erklärten:
Über keinen anderen ihrer Filme wurden Soderbergh und Burns letztes Jahr so häufig gefragt wie Contagion. In einem Podcast-Gespräch enthüllte Soderbergh nun, dass er zusammen mit Burns an einem neuen Film zusammenarbeitet, den man zwar nicht als Sequel, aber einen "philosophischen Nachfolger" zu Contagion sehen könnte: (aus dem Englischen)
Nicht buchstäblich. Ich entwickle ein Projekt gemeinsam mit Scott Burns, das gewissermaßen ein philosophisches Sequel zu Contagion ist, aber in einem anderen Kontext. Man sieht den beiden an, das sie irgendwie gepaart sind, aber mit sehr unterschiedlicher Haarfarbe. Scott und ich haben uns gefragt: "Also, was wäre die nächste Version einer Contagion-ähnlichen Geschichte?" Daran haben wir gearbeitet; vermutlich sollten wir uns etwas beeilen.
Was Soderbergh damit vermutlich meint, ist ein Film, der ein anderes erschreckendes, aber möglichst realistisches Szenario in die Zukunft projiziert, und darlegt, wie es sich abspielen würde. Ich fände den Ansatz, angewandt auf ein neues Thema (zum Beispiel die Klimakatastrophe) sehr interessant. Allerdings sollte sich Soderbergh tatsächlich beeilen, damit ihm die Realität nicht zuvorkommt.
Der hochproduktive Filmemacher hat bereits seinen neuen Film No Sudden Move für HBO Max abgedreht und hat im Podcast erklärt, dass er bereits an zwei weiteren Filmen arbeitet. Er hat nicht verraten, welche Projekte es sind, hofft aber, im Frühjahr mit den Dreharbeiten zum ersten beginnen zu können. Außerdem wird Soderbergh die nächste Oscarverleihung im April für die Academy produzieren.