Kristen Stewart in Spencer © 2021 Shoebox Films
Quelle: Shoebox Films
In der vierten Staffel von Netflix' "The Crown" hat Emma Corrin als junge Prinzessin Diana ihren Co-Stars immer wieder die Show gestohlen. Nichtsdestotrotz wird in der fünften und sechsten Staffel die nur fünf Jahre ältere Tenet-Darstellerin Elizabeth Debicki die Rolle übernehmen und sicherlich auch darin glänzen. In der Zwischenzeit wird jedoch eine US-Amerikanerin auf der Leinwand in die Rolle der tragischen Stilikone und Königin der Herzen spielen. Kristen Stewart wird im Drama Spencer Diana am Scheideweg ihres Lebens verkörpern. "Spencer" war Dianas bei Geburt geerbter Adelstitel, bevor sie Prince Charles geheiratet hat.
Die Dreharbeiten zu Spencer haben vor wenigen Tagen im deutschen Münsterland begonnen, wo bis Ende Dezember rund 300 Komparsen für die Produktion gesucht wurden. Später wird der Dreh in Großbritannien fortgesetzt werden. Der Film wird u. a. von der Film- und Medienstiftung NRW gefördert. Zum Drehbeginn hat Produktionsfirma Shoebox Films das erste Foto von Stewart in der Rolle veröffentlicht, das auf den ersten Blick wirklich überzeugend aussieht.
Sean Harris (Macbeth), Timothy Spall (Mr. Turner – Meister des Lichts) und Sally Hawkins (Godzilla) spielen in dem Film ebenfalls mit, ihre Rollen sind jedoch noch unbekannt. Das Drehbuch zum Film schrieb "Peaky Blinders"-Schöpfer Steven Knight. Inszeniert wird Spencer vom gefeierten chilenischen Regisseur Pablo Larraín, und wer mit seinen Werken vertraut ist, dürfte bereits ahnen, dass uns kein gewöhnliches Biopic erwartet. Anstatt einen umfassenden Blick auf Dianas Leben zu werfen, spielt der Film über drei Tage an einem einzigen Weihnachts-Wochenende in den frühen Neunzigern im Sandringham House, einem privaten Anwesen der britischen Königsfamilie. An jenem Wochenende hat Diana endgültig beschlossen, ihre schwierige Ehe mit Charles zu beenden und damit auf die Aussicht auf den Thron zu verzichten. Diese Entscheidung hat Larraín fasziniert, wie er erklärt hat, als er das Projekt letztes Jahr übernommen hat: (aus dem Englischen)
Wir sind alle, zumindest in meiner Generation, mit Märchen aufgewachsen. In der Regel kommt der Prinz und findet die Prinzessin, heiratet sie und irgendwann wird sie zur Königin. Das Ist das Märchen. Wenn sich jemand dafür entscheidet, nicht die Königin zu sein, und stattdessen sagt: "Ich würde lieber ich selbst sein", ist das eine große, große Entscheidung. Ein Märchen wird auf den Kopf gestellt. Mich hat das immer sehr überrascht, und ich dachte, dass es sehr schwer gewesen sein muss. Das ist das Herz des Films. Wie und warum entscheidet man sich so? Das ist eine großartige, universelle Geschichte, die Millionen und Millionen von Menschen erreichen kann, und das wollen wir schaffen. Wir wollen einen Film machen, der ein breites Publikum erreicht und weltweit Zuschauer findet, die an einem so faszinierenden Leben interessiert sind.
Einer von Larraíns erfolgreichsten Filmen ist das Drama Jackie, das Natalie Portman in der Rolle von JFKs Witwe Jackie Kennedy eine Oscarnominierung eingebracht hat. Auch Jackie setzte auf Tiefe anstelle von Breite und beleuchtete eine Momentaufnahme in ihrem Leben. Vielleicht wird Spencer auch Stewart ihre erste Oscarnominierung bescheren. Auch wenn es jedem Cineasten nach ihren Auftritten in anspruchsvollen Indie-Dramen wie Still Alice oder Die Wolken von Sils Maria klar sein sollte, dass sie viel mehr kann als nur die lippenbeißende Twilght-Bella, könnte die Rolle in Spencer ihre endgültige schauspielerische Rehabilitation werden. Ich würde es ihr wünschen.
In Deutschland übernimmt DCM Filmdistribution den Vertrieb des Films. Einen Starttermin hat er noch nicht, doch ich gehe davon aus, dass der Streifen für die nächste Festival- und Oscar-Saison fertig sein wird.