A Good Day to Die Hard, USA 2013 • 97 Min • Regie: John Moore • Mit: Bruce Willis, Jai Courtney, Sebastian Koch, Mary Elizabeth Winstead, Sergey Kolesnikov, Cole Hauser, Yuliya Snigir • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 14.02.2013 • Deutsche Website
Handlung
Der New Yorker Cop John McClane (Bruce Willis) hat wieder einen miesen Tag. Diesmal verschlägt es ihn aber nicht nach Los Angeles, New York oder Washington, sondern nach Moskau. Dort steht sein Sohn Jack (Jai Courtney) vor Gericht. Anklage: Mord. Diesen soll er im Auftrag des in Ungnade gefallenen russischen Politikers und Oligarchen Komarov (Sebastian Koch) verübt haben. Dem McClane-Sprössling droht bestenfalls eine lebenslange Haftstrafe im russischen Knast. Doch nichts ist so, wie es aussieht. Komarov besitzt belastende Beweise gegen seinen ehemaligen Geschäftspartner Chagarin (Sergey Koleskikov). Diesem kommt das kurz vor seiner Ernennung als Russlands Verteidigungsminister gar nicht gelegen. Nichts hätte er lieber als Komarov und die Akte aus dem Weg zu schaffen. Jack ist dabei bereit auszusagen, dass Komarov den Mord in Auftrag gegeben hat. Kaum kommt John jedoch am Gerichtsgebäude an, bricht die Hölle los. Das Gericht wird von maskierten Auftragssöldnern angegriffen. Mit knapper Not entkommt der jüngere McClane dem Inferno – mit Komarov im Schlepptau! Bevor John sich versieht, findet er sich inmitten eines Komplotts wieder, dessen Ausmaße und mögliche Folgen er sich kaum vorstellen konnte. Während sich ihm das eine oder andere Geheimnis um seinen Sohn und die anderen Beteiligten offenbart, muss er auf seine zahlreichen Erfahrungen mit brenzligen Situationen zurückgreifen, um sich selbst und seinen Sohn aus diesem Schlammassel heil herauszubringen. Dafür müssen die beiden ihre Differenzen überwinden und zusammenarbeiten, denn viel steht auf dem Spiel.
Kritik
Als 1999 Star Wars: Episode I – Die Dunkle Bedrohung in die Kinos kam, hagelte es von unzufriedenen Star-Wars-Fans weltweit Vorwürfe gegen den Regisseur und den Serien-Schöpfer George Lucas, er habe die Star-Wars-Saga durch den Film (und seine Nachfolger) zerstört und somit schöne Kindheitserinnerungen ruiniert. Der wohl bekannteste Spruch, der dabei häufig fiel, war: „George Lucas hat meine Kindheit vergewaltigt“. Da ich selbst nicht mit Star Wars aufgewachsen bin und die Filme (relativ) spät sah, habe ich damals die Bedeutung dieses Aufschreis nicht ganz nachvollziehen können, obwohl ich Die Dunkle Bedrohung auch ziemlich mies fand. Erst jetzt, während meiner Sichtung des neuen sogenannten „Stirb-langsam-Films“, wurde mir der Schmerz der Fans von damals zumindest teilweise klar. Natürlich will ich jetzt nicht behaupte, Stirb langsam hätte einen ähnlichen filmhistorischen Stellenwert wie die ursprüngliche Star-Wars-Trilogie, doch für mich persönlich waren die ersten drei Stirb-langsam-Streifen Teil meiner Kindheit und Jugend und John McClane einer der coolsten Actionhelden überhaupt. Als dann vor sechs Jahren die Reihe sich mit Stirb langsam 4.0 zurückgemeldet hat, waren viele nicht zuletzt wegen der milden PG-13-Altersfreigabe bestenfalls vorsichtig optimistisch. Umso größer war die Überraschung, dass Bruce Willis in seiner Paraderolle erneut völlig aufging und der Film sich zwar nicht immer wie die ersten drei angefühlt hat, aber zugleich auch blendend inszenierte Action geboten hat und sich seine Altersfreigabe kaum anmerken ließ. Ich wurde überzeugt, dass noch genug Leben im Actionhelden McClane steckt und erwartete seitdem sehnsüchtig den unvermeidlichen fünften Teil. Als dann auch noch bekannt wurde, dass dieser mit dem harten R-Rating daherkommen würde, schien sich alles in die richtige Richtung zu entwickeln.
Doch leider weit gefehlt. War Stirb langsam 4.0 noch ein Glücksgriff, bei dem vieles funktioniert hat, was auch hätte leicht schief gehen können, so ist Ein guter Tag zum Sterben genau das, was ich und viele andere bereits für den vierten Teil befürchtet haben – ein lauer Aufguss der Serie, bei dem alle scheinbar nur für das schnelle Geld mitmachen, welches mit der Stirb-langsam-Marke zu machen ist. Leider haben die Macher hierbei komplett vergessen, was Stirb langsam und John McClane überhaupt so sehenswert gemacht hat – dass Bruce Willis als McClane kein Muskelprotz und Superman war, der sich ohne einen Kratzer zu holen durch Hunderte von austauschbaren Bösewichten geschossen hat. Insbesondere im ersten Film, aber zum Teil auch im zweiten und im dritten, sieht man McClane als einen sehr menschlichen Charakter, einen Durchschnittskerl (zugegeben, einen extrem widerstandsfähigen und einfallsreichen), der in eine unglaubliche Situation gerät, der er eigentlich nicht gewachsen ist. Dabei fiel er auch auf die Schnauze, hat was auf die Fresse gekriegt und kam meistens nur mit knapper Not durch. Wenn McClane sich im ersten Film Glassplitter aus seinen Füßen zieht, fühlt man mit ihm mit. Nicht einmal der Hauch davon ist im fünften Film übrig geblieben. Hier fällt der ältere McClane durch Dutzende Glasscheiben, springt aus Hubschraubern, von einem Wolkenkratzer (nur um auf einem bequem platzierten Baugerüst zu landen) und überschlägt sich mehrmals in einem Laster – nur um direkt danach ohne Knochenbrüche, ausgerenkte Gelenke oder irgendwelche sonstigen Verletzungen, die über oberflächliche Kratzer hinausgehen, auf die Beine zu springen. Ein wahres Stehaufmännchen. Bruce Willis als McClane ist zu einem Comic-Superhelden mutiert, doch zumindest benötigt Iron Man eine Metallrüstung, um unverletzt zu bleiben. Darüber kann John McClane wohl nur schmunzeln. Auch radioaktive Strahlung kann ihm nichts anhaben, wie sich während des Finales auf dem Tschernobyl-Gelände herausstellt und mit einer bescheuerten Erklärung abgetan wird (Anti-Radioaktivitätsspray? Regenwasser??).
Die wenigen rettenden Momente des Films gehören Bruce Willis, der immer noch gut Arschtritte verteilen und Sprüche klopfen kann. Doch seine Coolness fühlt sich weniger natürlich an, sondern als das Produkt eines Drehbuchs, das uns zeigen will, dass Willis immer noch ein toller John McClane ist. Die Versuche die Menschlichkeit des Charakters durch die Vater-Sohn-Dramatik zu betonen scheitern kläglich. Jay Courtney, der einen soliden Eindruck als Bösewicht in Jack Reacher gemacht hat, schlägt sich gut in den Actionszenen, wirkt jedoch völlig fehl am Platze, wenn es darum geht, eine Verbundenheit zwischen ihm und Willis zu spüren. Jedes Mal, wenn der Film zum Stillstand kommt, um die Beziehung zwischen Papa McClane und Sohnemann zu beleuchten, wünscht man sich wieder, die nicht sonderlich gute Action möge doch bitte weitergehen.
Das bringt mich zu einem weiteren Kritikpunkt. Man mag über die Regiefähigkeiten von Len Wiseman sagen, was man will, doch der Regisseur kann Action aufregend inszenieren. Das hat er in Underworld, im Total-Recall-Remake und auch in Stirb langsam 4.0 bewiesen. John Moore, der sich für das maue Das Omen-Remake und die Max-Payne-Verfilmung verantwortlich zeichnete, ist diese Fähigkeit wohl nicht vergönnt. Dabei fängt es eigentlich vielversprechend an. Nach einer langen und durchaus beeindruckenden Verfolgungsjagd zu Beginn des Films, bei der Dutzende Autos zu Schrott werden und der Einsatz der Computereffekte überraschend wenig auffällig ist, geht es nur noch abwärts. Mit Leichtigkeit knallen Vater und Sohn McClane dumme, generische Bösewichte, die einfach gerne vor das Mündungsfeuer laufen. Dazu kommen noch CGI-geschwängerte Explosionsszenen mit so viel Slow-Motion-Einsatz, dass Zack Snyder wohl vor Neid verblassen würde. Auch die neue Location, Moskau, wird nicht ausgereizt. Leider hatten Moore und der Drehbuchautor Skip Woods (der Drehbücher für Hitman, Das A-Team und X-Men Origins: Wolverine verbrochen hat) die Vorstellung, dass wiederholt durch Glasscheiben fliegen und von CGI-Explosionen gefühlte 20 Meter weit geschleudert zu werden (natürlich durch eine weitere Glasscheibe!) genau die Art Action ist, die einem Stirb-langsam-Fan gefällt. Tut sie nicht. Dass Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben kein sonderlich guter Stirb-langsam-Film im Geiste werden würde, war bereits nach diversen Trailern zu vermuten. Dass es jedoch nicht einmal für einen soliden Actionstreifen reichen würde, war ein herber Schlag.
Dazu gehören auch die Bösewichte, die beliebiger und uninteressanter nicht sein könnten. Sicherlich, der einzige wirklich große Bösewicht der Stirb-langsam-Filme ist und bleibt Alan Rickmans Hans Gruber, doch auch Jeremy Irons und Timothy Olyphant waren der eine oder andere amüsante Moment abzugewinnen. Nicht so bei diesem Film. Obwohl ein nerviger, tanzender Handlanger in einer Szene erklärt, es sei nicht mehr 1986, scheint der „Russen böse, Amerikaner gut“-Rahmen direkt dem Kalten Krieg zu entstammen (bis hin zum Nuklearwaffen-Plot und dem oben erwähnten Finale in Tschernobyl).
Alles, was einem also bleibt, ist mit einem vor Schmerz verzogenen Gesicht zuzusehen, wie eine Legende des Actionkinos sich sprücheklopfend durch banale Actionszenen mit banalen Bösewichten und einer banalen Vater-Sohn-Geschichte in einem banalen Actionfilm hampelt, der es nicht einmal ernsthaft versucht, den Geist seiner Vorgänger wieder aufleben zu lassen. Immerhin wird man nach diesem Film Wisemans Arbeit an Stirb langsam 4.0 wohl noch mehr schätzen. Doch vielleicht ist noch nicht alles verloren für McClane. Bruce Willis hat bereits angekündigt, ein sechster Film würde ebenfalls kommen. Vielleicht kann es das „Rocky Balboa“ dieser Serie sein, nachdem mit Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben beinahe ein Äquivalent zu Rocky 5 abgeliefert wurde.
Fazit
Ein guter Tag zum Sterben ist es für das Action-Franchise wahrlich nicht. John McClane hat nach 25 Jahren Dienst einen deutlich besseren Abgang verdient!