© Academy of Motion Picture Arts and Sciences
Quelle: Academy of Motion Picture Arts and Sciences
Die prestigeträchtigsten Filmpreise der Welt, die Academy Awards, besser bekannt als Oscars, werden am 27. März in Los Angeles zum 94. Mal verliehen, diesmal hoffentlich mit einem Hauch mehr Normalität als letztes Jahr. Ich folge den Oscars seit dem 14. Lebensjahr und habe seitdem auch keine Verleihung verpasst, doch die Pandemie und die damit einhergehenden geschlossenen Kinos haben mir letztes Jahr jegliches Interesse und Freude an der Oscar-Saison geraubt. Zum Glück nicht dauerhaft, denn in der aktuellen Saison fühle ich mich wieder richtig drin, was man sicherlich auch meiner deutlich ausführlicheren Berichterstattung über die zahlreicher Vorläufer-Preise anmerken konnte. Der Ausschlaggebende Faktor ist dabei, dass die Oscars und das Kinoerlebnis für mich Hand in Hand gehen und ich dieses Jahr endlich wieder in der Lage war, die meisten Kandidaten in den wichtigsten Kategorien auf der Leinwand zu sehen.
Doch wer sind nun die Kandidaten? Das wissen wir seit heute. Tracee Ellis Ross ("Black-ish") und Leslie Jordan ("American Horror Story") haben (mit etwas Unterstützung) die Nominierungen in allen 23 Oscarkategorien bekanntgegeben. Diese waren, wie immer, eine Mischung aus den erwarteten Favoriten und einigen angenehmen und gelegentlich weniger angenehmen Überraschungen. Netflix dominierte das Feld der Anwärter. Zwar ist es dem Streamer nicht gelungen, als erstes Studio seit den Siebzigern gleich drei "Bester Film"-Kandidaten im Rennen zu haben, weil Tick. Tick… BOOM! die entscheidende Nominierung verpasste, doch mit The Power of the Dog und Don’t Look Up hat Netflix immer noch zwei Schwergewichte im Rennen, die zusammen 16 Nominierungen ergatterten. Auch Frau im Dunkeln und Tick, Tick… BOOM! brachten Netflix mehrere Nominierungen ein. Insgesamt erhielten Netflix-Produktionen 27 Nominierungen – acht weniger als im Vorjahr, aber immer noch mehr als die Konkurrenz.
Dieses Jahr kehren die Academy Awards wieder zu festen zehn Nominierungen in der "Bester Film"-Kategorie zurück, wie zuletzt 2011 (für die 2010-Filme). Seitdem durfte sich die Anzahl der Nominees zwischen fünf und zehn bewegen, doch das unnötig komplexe System wurde verworfen und wir sind wieder bei zehn Anwärtern. Wer sich jedoch durch diese Erweiterung Nominierungen für Publikumslieblinge wie Spider-Man: No Way Home oder Keine Zeit zu sterben erhofft hat, wird enttäuscht sein. Nominiert wurden weiterhin hauptsächlich kleinere Filme.
The Power of the Dog hat sich im Laufe der gesamten Oscar-Saison als haushoher Favorit etabliert und die Oscars haben diesen Eindruck bestätigt. Mit zwölf Nominierungen führt er und hat auch gleich vier Nennungen für seine Darsteller ergattert. So gut wie jetzt waren Netflix' Chancen noch nie, endlich den Hauptpreis zu gewinnen. Hingegen ist die Auslassung von Denis Villeneuve aus der Regie-Kategorie für Dune geradezu schockierend und schwer nachzuvollziehen. Sie erinnert mich an Christopher Nolan, der seinerzeit für Inception auch nicht nominiert wurde. Ich befürchte, dass die Voreingenommenheit der Academy gegenüber Genrefilmen weiterhin besteht. Immerhin hat sich Dune mit insgesamt zehn Nominierungen sehr gut positioniert und dürfte in den meisten technischen Kategorien abräumen.
Unten findet Ihr die vollständige Nominierungsliste. Auf Seite 2 gehe ich dann ausführlich auf die diesjährigen Gewinner und Verlierer der Nominierungen ein. Die Preisträger werden im Rahmen einer feierlichen Zeremonie am 27. März gekürt. Hollywood-Legende Samuel L. Jackson sowie die Schauspielerinnen Elaine May und Liv Ullman werden dieses Jahr mit den Ehren-Oscars für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
Bester Film
The Power of the Dog
Dune
Licorice Pizza
West Side Story
Belfast
Don’t Look Up
CODA
Drive My Car
King Richard
Nightmare Alley
Beste Regie
Kenneth Branagh (Belfast)
Ryūsuke Hamaguchi (Drive My Car)
Paul Thomas Anderson (Licorice Pizza)
Jane Campion (The Power of the Dog)
Steven Spielberg (West Side Story)
Bester Hauptdarsteller
Javier Bardem (Being the Ricardos)
Andrew Garfield (Tick, Tick… BOOM!)
Will Smith (King Richard)
Benedict Cumberbatch (The Power of the Dog)
Denzel Washington (The Tragedy of Macbeth)
Beste Hauptdarstellerin
Jessica Chastain (The Eyes of Tammy Faye)
Olivia Colman (Frau im Dunkeln)
Penélope Cruz (Parallele Mütter)
Nicole Kidman (Being the Ricardos)
Kristen Stewart (Spencer)
Bester Nebendarsteller
Troy Kotsur (CODA)
J.K. Simmons (Being the Ricardos)
Kodi Smit-McPhee (The Power of the Dog)
Ciarán Hinds (Belfast)
Jesse Plemons (The Power of the Dog)
Beste Nebendarstellerin
Jessie Buckley (Frau im Dunkeln)
Ariana DeBose (West Side Story)
Judi Dench (Belfast)
Kirsten Dunst (The Power of the Dog)
Aunjanue Ellis (King Richard)
Bestes Originaldrehbuch
Kenneth Branagh (Belfast)
Adam McKay (Don’t Look Up)
Zach Baylin (King Richard)
Paul Thomas Anderson (Licorice Pizza)
Joachim Trier & Eskil Vogt (Der schlimmste Mensch der Welt)
Bestes adaptiertes Drehbuch
Siân Heder (CODA)
Ryūsuke Hamaguchi & Takamasa Oe (Drive My Car)
Jon Spaihts, Denis Villeneuve & Eric Roth (Dune)
Maggie Gyllenhaal (Frau im Dunkeln)
Jane Campion (The Power of the Dog)
Beste Kamera
Greig Fraser (Dune)
Dan Laustsen (Nightmare Alley)
Ari Wegner (The Power of the Dog)
Janusz Kaminski (West Side Story)
Bruno Delbonnel (The Tragedy of Macbeth)
Bestes Szenenbild
Dune
Nightmare Alley
The Power of the Dog
West Side Story
The Tragedy of Macbeth
Bester Schnitt
Don’t Look Up
Dune
King Richard
The Power of the Dog
Tick, Tick… BOOM!
Beste Kostüme
Cruella
Cyrano
Dune
Nightmare Alley
West Side Story
Bestes Makeup & Hairstyling
Cruella
House of Gucci
Der Prinz aus Zamunda 2
Dune
The Eyes of Tammy Faye
Beste visuelle Effekte
Dune
Free Guy
Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings
Keine Zeit zu sterben
Spider-Man: No Way Home
Bester Animationsfilm
Flee
Encanto
Luca
Die Mitchells gegen die Maschinen
Raya und der letzte Drache
Bester Ton
Belfast
Dune
Keine Zeit zu sterben
The Power of the Dog
West Side Story
Bester Dokumentarfilm
Ascenscion
Flee
Summer of Soul (…Or, When the Revolution Could Not Be Televised)
Writing with Fire
Attica
Bester Dokumentar-Kurzfilm
Hörbar
The Queen of Basketball
Drei Lieder für Benazir
Nach Hause
Als wir Tyrannen waren
Bester internationaler Film
Flee (Dänemark)
The Hand of God (Italien)
Lunana – Das Glück liegt im Himalaya (Bhutan)
Der schlimmste Mensch der Welt (Norwegen)
Drive My Car (Japan)
Bestes Filmlied
"Be Alive" (King Richard)
"No Time to Die" (Keine Zeit zu sterben)
"Down to Joy" (Belfast)
"Dos Oruguitas" (Encanto)
"Somehow You Do" (Four Good Days)
Beste Filmmusik
Nicholas Brittel (Don’t Look Up)
Hans Zimmer (Dune)
Germaine Franco (Encanto)
Alberto Igleasias (Parallele Mütter)
Jonny Greenwood (The Power of the Dog)
Bester animierter Kurzfilm
Bestia
Rote Robin
Affairs of the Art
Boxballet
The Windshield Wiper
Bester Kurzfilm
Ala Kachuu – Take and Run
The Dress
The Long Goodbye
On My Mind
Please Hold
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Liste der Filme mit mehr als einer Nominierung:
The Power of the Dog – 12
Dune – 10
Belfast, West Side Story – 7
King Richard – 6
Don’t Look Up, Nightmare Alley, Drive My Car – 4
Licorice Pizza, Frau im Dunkeln, CODA, Flee, Being the Ricardos, Encanto, Keine Zeit zu sterben, The Tragedy of Macbeth – 3
Cruella, The Eyes of Tammy Faye, Parallele Mütter, Tick, Tick… BOOM!, The Worst Person in the World – 2
Eine ausführlichere Analyse zu den Nominierungen gibt es auf Seite 2: