Quelle: Netflix
Mann trifft Frau. Mann entführt Frau. Mann hält die Frau ein Jahr lang gefangen, damit sie sich in ihn verliebt und sich ihm hingibt. Daraus erwachsen große Lust und wahre Liebe. Es ist die klassische, romantische Liebesgeschichte, wie sie im Buche steht, und der heimliche Traum vieler Frauen, solange der Entführer ein wohlhabender, gutaussehender Bad Boy mit Six-Pack und eigentlich einem weichen Kern ist.
Das wollen uns jedenfalls der polnische Erotikfilm 365 Tage und seine Romanvorlage von Blanka Lipińska, die auch am Drehbuch zur Verfilmung mitgewirkt hat, weismachen. Darin entführt der sizilianische Mafioso Massimo (Michele Morrone) eine junge polnische Frau namens Laura (Anna-Maria Sieklucka) während ihrer Urlaubsreise. Er beichtet ihr, dass er sie fünf Jahre zuvor am Strand gesehen hat und seitdem von ihr besessen ist, und erklärt ihr sein Vorhaben, sie 365 Tage lang festzuhalten, in der Hoffnung, dass sie seine Gefühle erwidert. Kurioserweise ist das jedoch nicht der Plot eines Psychothrillers, an dessen Ende das Opfer seinem Entführer entflieht, sondern einer vermeintlichen erotischen Romanze.
Dass diese Verwechslung der Konzepte "Verführung" und "Entführung" vielen sauer aufgestoßen ist, kann man sich denken. 365 Tage erhielt überwältigend negative Kritiken, die Filme wie Twilight oder Fifty Shades of Grey wie Meilensteine der Filmkunst haben aussehen lassen, und wurde für sechs Goldene Himbeere nominiert, von denen er die Auszeichnung für "schlechtestes Drehbuch" erhalten hat.
Zeigten auch die Zuschauer dem Film die kalte Schulter? Mitnichten. 365 Tage ist der Beweis dafür, dass Fifty Shades of Grey, der für seine sehr fragwürdige Darstellung der BDSM-Szene ebenfalls zu Recht kritisiert wurde, kein Zufallserfolg war. Sex sells und erotischer Schund ist absolut "kritiksicher". Nach seinem Kinoerfolg in Polen wurde 365 Tage im Sommer 2020 von Netflix veröffentlicht und avancierte weltweit zum Riesenerfolg für den Streamer. Der Erfolg der Netflix' Serie "Sex/Life" zeigte letztes Jahr erneut, dass Mainstream-Softcore über Frauen, die aus ihrem langweiligen Alltag ausbrechen und sexuelle Abenteuer mit aufregenden Männern erleben eine sichere Geldinvestition ist.
Wie gut für Netflix, dass 365-Tage-Autorin Lipińska auch zwei Fortsetzungsromane geschrieben hat. Wie auch schon bei Fifty Shades of Grey, wurden beide Sequels zeitgleich verfilmt und die erste Fortsetzung wird unter dem Titel 365 Days: Dieser Tag bereits am 27. April bei Netflix erscheinen. Die Liebesgeschichte von Lauras und Massimo geht darin weiter, wird aber von den kriminellen Verwicklungen seiner Familie und von einem mysteriösen Fremden bedroht. Aber ganz ehrlich, wen kümmert bei dem Film die Handlung, solange er in puncto Sexszenen wieder liefert?
Den Trailer und das Poster zum ersten Sequel findet Ihr unten:
Ob der Film die Messlatte seines Vorgängers noch unterbieten und für mehr Entrüstung sorgen wird?
Offizieller Inhalt:
"Laura und Massimo sind zurück – und heißer denn je! Doch der Neuanfang des wiedervereinigten Paares wird durch Massimos familiäre Verhältnisse und einen mysteriösen Mann erschwert, der in Lauras Leben tritt, um ihr Herz und ihr Vertrauen zu erobern."
