Jared Leto in Suicide Squad (2016) © Warner Bros. Pictures
Quelle: David Ayer Twitter
Dank massiver und unermüdlicher Unterstützung der Fans hat Zack Snyder letztes Jahr die seltene Gelegenheit bekommen, die vielen Filmemachern verwehrt bleibt: Mit Zack Snyder’s Justice League durfte er seine Vision des gefloppten Superheldenspektakels wiederherstellen, nachdem das Warner Bros. ihm den Film ursprünglich entrissen hat und Joss Whedon eine auf Mainstream getrimmte Kinofassung nachdrehen und zurechtschneiden ließ. Zwar werden Snyders Pläne für eine Justice-League-Trilogie nie verwirklicht werden, doch immerhin konnte er seinen letzten DCEU-Film in seiner größtenteils ursprünglichen Form herausbringen. Das Studio, das ihm einst in den Rücken fiel, stellte rund $70-80 Mio für Nachdrehs und die Fertigstellung der visuellen und Toneffekte bereit. Für viele Fans war Zack Snyder’s Justice League ein epischer, bildgewaltiger Triumph, der die maue Kinofassung locker in den Schatten stellte.
Weniger Glück hatte hingegen David Ayer, dessen Suicide Squad ebenfalls von Warner ohne sein Mitwirken in der Post-Production zur Unkenntlichkeit umgeschnitten wurde. Als die Veröffentlichung des Snyder Cuts angekündigt wurde, plädierte Ayer öffentlich für die Fertigstellung seines Suicide Squad. Im Gegensatz zu Justice League war sein Film zwar ein großer Kassenhit, wurde aber gnadenlos in der Kritik zerrissen und gilt als eine der schlechtesten Comicverfilmungen der letzten Jahre. Das wollte Ayer nicht auf sich sitzen lassen, denn schließlich soll seine Fassung des Films radikal anders als die Kinofassung gewesen sein, wie er seit zwei Jahren mehrfach beteuert. Unter anderem soll Jared Letos viel belächelter Auftritt als Joker erheblich besser in Ayers Version sein. Im Marketing zum Film wirkte er noch wie eine Hauptfigur, hatte aber letztlich nur wenig Screentime in dem chaotischen Film.
Warner zeigte jedoch keinerlei Intention, Ayers Suicide Squad dieselbe Behandlung zukommen zu lassen wie Snyders Justice League. Tatsächlich wurde die Idee des Ayer Cuts von Ann Sarnoff, der ehemaligen CEO von Warner Bros., zurückgewiesen.
Als James Gunns Soft-Reboot The Suicide Squad letztes Jahr mit vielen Lobeshymnen in die Kinos kam, veröffentlichte Ayer über Twitter einen offenen Brief über seine Version des 2016-Films, in dem er aber auch in hohen Tönen von Gunn sprach und ihm Erfolg wünschte. Zugleich sagte Ayer an, künftig nicht mehr öffentlich über seine Suicide-Squad-Version zu sprechen.
Daran hat er sich knapp ein Jahr lang gehalten, doch als ein Twitter-Fan-Account des Ayer Cuts kürzlich Fragen zu seiner Schnittfassung gestellt hat, hat der Regisseur einige davon überraschend beantwortet. Auf die Frage hin, ob er mit zusätzlichem Budget neues Material für seine Version drehen müsste, schrieb er, dass sein Film keinerlei Nachdrehs benötigt, lediglich einige neue Effekte. Als er zudem gefragt wurde, wie sehr sich seine Fassung von der Kinofassung unterscheidet, antwortete er mit: (aus dem Englischen)
Schockierend anders. Äpfel und Birnen.
No need for reshoots. Just some VFX work. https://t.co/gOel5bP9OS
— David Ayer (@DavidAyerMovies) May 20, 2022
Shockingly different. Apples and oranges. https://t.co/s5K97UxmMr
— David Ayer (@DavidAyerMovies) May 20, 2022
Etwas ausführlicher ging er auf seine Version in seinem offenen Brief letzten Sommer ein:
Ich habe mein Leben in Suicide Squad investiert. Ich habe etwas Großartiges erschaffen – meine Fassung ist eine komplizierte und emotionale Reise mit "schlechten Menschen", auf die man draufgeschissen und die man weggeworfen hat (ein Thema, das in meiner Seele Anklang findet). Die Studiofassung ist nicht mein Film. Lest das noch mal.
Und mein Cut ist nicht der zehnwöchige Director’s Cut. Es ist ein reifer Cut von Lee Smith, der auf dem Fundament von John Gilroys unglaublicher Arbeit steht. Er ist mit Steven Prices brillanter Musik, ohne einen einzigen Radiosong im gesamten Film.
Er hat traditionelle Entwicklungsbögen von Charakteren, großartige Performances und eine solide Auflösung im dritten Akt. Eine Handvoll Leute hat den Cut gesehen. Wenn jemand sagt, dass sie ihn gesehen haben, dann haben sie es nicht.
Wie Ihr in meiner Kritik zu dem Film nachlesen könnt, fand ich Suicide Squad in seiner Kinofassung grotesk schlecht. Es war tatsächlich die schlechteste Comicverfilmung seit 2016 bis Morbius dieses kam, der übrigens ebenfalls im Schneideraum des Studios gelitten haben soll. Jared Leto hat einfach kein gutes Händchen bei seinen Comicfilm-Projekten. Wäre ich dennoch neugierig, Ayers Fassung zu sehen? Auf jeden Fall. Noch lieber wäre mir aber ein Sequel zu James Gunns The Suicide Squad. So grausam das Schicksal jedoch ist, enttäuschte The Suicide Squad trotz erheblich besserer Qualität an den Kinokassen, sodass ich nicht in absehbarer Zeit mit einer Fortsetzung rechne.
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