Quentin Tarantino in Django Unchained (2012) © Sony Pictures Germany
Quelle: Video Archives Podcast
Man kann von den Filmen des Kultregisseurs Quentin Tarantino halten, was man will (sie sind sicherlich nicht Jedermanns Geschmack), doch sein Platz in der Filmgeschichte ist ebenso unbestritten. Tarantino, der nie eine Filmschule besucht hat, ist außerdem das ultimative Beispiel für autodidaktisches Lernen. Es gibt nicht viele Filmemacher in Hollywood mit einer so leidenschaftlichen Liebe für das Kino und vergleichbar umfassenden Kenntnissen über die Filmgeschichte wie er, einschließlich unzähliger obskurer Kung-Fu- und Grindhouse-Filme, die seinen eigenen Stil geprägt haben.
Tarantino gibt auch häufig und gerne seine Meinung zu aktuellen Filmen. So lobte er Top Gun: Maverick und Tom Cruise in höchsten Tönen. The Social Network, Toy Story 3 und Dunkirk zählte er zu den besten Filmen des letzten Jahrzehnts und war von Christopher Nolans Tenet verwirrt (wie so viele andere Zuschauer auch).
Doch Filmexperte Tarantino hat auch einige recht kontroverse Meinungen zu beliebten Filmen und hält sich nicht mit ihnen zurück. So hält er Indiana Jones und der letzte Kreuzzug für extrem überschätzt und gar langweilig, lobt dafür Der Königreich des Kristallschädels und hält Der Tempel des Todes gar für den besten Teil der Reihe. Mit dem modernen Superheldenkino kann er wenig anfangen und stimmt in der Hinsicht dem Comicfilm-Kritiker Martin Scorsese zu. Laut Tarantino sind Comicverfilmungen lediglich Auftragsarbeiten für Regisseure und er selbst würde keine Auftragsarbeiten annehmen.
Doch seine bislang möglicherweise umstrittenste und vielleicht auch überraschendste Meinung hat Tarantino kürzlich beim Podcast seines Pulp-Fiction-Co-Autors Roger Avary kundgetan. Darin erklärte er einerseits, dass er das heutige Kino für die schlechteste Film-Ära der Hollywood-Geschichte hält. Okay, das schockiert vermutlich nicht viele und insbesondere alle, die die endlosen Franchises, Reboots und Comicverfilmungen satthaben, würden ihm zustimmen. Doch gleichzeitig benannte Tarantino auch das Kino der Fünfziger und der Achtziger als ebenso schlechte filmische Zeitepochen: (aus dem Englischen)
Obwohl die Achtziger die Zeit war, in der ich vermutlich mehr Filme denn je in meinem Leben gesehen habe- zumindest im Kino – halte ich das Achtziger-Kino zusammen mit dem 50er Kino für die schlechteste Ära in der Hollywood-Geschichte. Lediglich die heutige Ära ist genauso schlecht.
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Filme, die sich nicht den Normen fügen, sind diejenigen, die hervorstechen.
Gerade bei der Erwähnung der Achtziger als "schlechte Filmdekade" dürften sehr viele Filmfans auf die Barrikaden gehen. Es war schließlich das Jahrzehnt, das uns Filme wie Gremlins, Ghostbusters, Evil Dead, Nightmare on Elm Street, Poltergeist, Das Ding aus einer anderen Welt, Platoon, Big Trouble in Little China, E.T., Indiana Jones und viele, viele andere gebracht hat. Es ist kein Geheimnis, dass Spaghetti-Western der Sechziger und Blaxploitation-Filme der Siebziger Tarantinos Filme besonders beeinflusst haben. Das Achtziger-Kino als schlecht zu bezeichnen gleich für mich jedoch einem Sakrileg.
Wie seht Ihr das?