Keanu Reeves in John Wick: Kapitel 4 © 2023 Lionsgate
Quelle: Inverse
Wer hätte zu Jahresbeginn noch gedacht, dass John Wick: Kapitel 4 trotz seines R-Ratings weltweit mehr an den Kinokassen einspielen würde als der dreifach teurere Indiana Jones und das Rad des Schicksals und nahezu genauso viel wie der neue Transformers-Film? Nur wenige Franchises, die über drei Filme hinausgehen, schaffen es, ihre Einspielergebnisse von Film zu Film zu steigern, doch die vierte Ballerorgie von Keanu Reeves als unverwüstlicher Profikiller hat mit mehr als $430 Mio nicht nur die Kassenerfolge seiner Vorgänger in den Schatten gestellt, sondern sogar die besten Kritiken der gesamten Reihe erhalten. Auch wenn ich mich dieser extrem positiven Resonanz nicht vorbehaltlos anschließen kann, ziehe ich vor dem Erfolg des Films den Hut und gönne ihn dem grundsympathischen Hauptdarsteller.
Doch was kommt jetzt? Die üblich Hollywood-Logik diktiert natürlich ein weiteres Sequel und Lionsgate hat mehr oder weniger bestätigt, dass John Wick 5 in Arbeit sei, doch weder Franchise-Regisseur Chad Stahelski noch Reeves wollen sich bislang darauf festlegen, dass sie zurückkehren werden, insbesondere nachdem Kapitel 4 den von Leichen gepflasterten Weg der Hautfigur eigentlich sehr konsequent und ohne losen Enden abgeschlossen hat. John Wick ist tot, begraben und hat endlich seinen Frieden gefunden. Zumindest könnte das eine Interpretation vom Finale sein, denn schließlich sehen wir ihn nicht im Sarg, es gibt aber auch keine konkreten Andeutungen, dass er überlebt hat. Das Ende wurde bewusst offen gelassen, nachdem das Testpublikum es mehr mochte als die Version, in der man John Wick noch einmal quicklebendig gesehen hat.
Stahelski hat mehrfach betont, dass er einen fünften Film nicht grundsätzlich ausschließen möchte, ihn aber auch nicht machen würde, wenn er nicht eine wirklich gute Idee für Johns Rückkehr hätte. In einem neuen Interview verriet er, dass er sich tatsächlich schon Notizen für mehrere weitere Sequels sogar über Kapitel 5 hinaus gemacht habe, jedoch noch keinen konkreten Plot im Sinn hat. Eins möchte er definitiv vermeiden – eine Fortsetzung nur des Geldes wegen: (aus dem Englischen)
Ich habe unzählige Notizblöcke mit Zeug zu John Wicks 5, 6, 7, 8, 9. Wir haben Ideen, die Tage füllen könnten. Wir haben nur keine konkrete Geschichte. Ich habe kein Interesse daran, John Wick nur für die Kohle zurückzubringen.
Mag ich den Charakter? Natürlich. Wenn ich noch ein paar John-Wick-Film drehen sollte, toll! Keanu würde sofort mitmachen, wenn wir eine gute Geschichte hätten. Wir lassen es offen. Ich weiß, dass das Studio liebend gerne einen weiteren Teil mit uns machen würde.
Stahelski beteuerte, dass das Studio auch nicht nur finanziell motiviert sei:
Zweitens haben wir ein Studio, das sehr enthusiastisch und nicht ausschließlich finanziell motiviert ist. Sie wollen auch sehem, was wir daraus machen können. Sie haben es wirklich begrüßt, als wir das Franchise dieses Jahr erweitern wollten. Ich weiß, dass der Begriff "Spin-Offs" lautet oder "Ableger" oder wie auch immer man es nennen mag. Keanu und ich kamen auf das Studio zu und meinten: "Wir haben Ideen, die nicht von John Wick handeln. Hättet ihr Interesse daran?" Und sie waren richtig cool und meinten: "Ja, wir hätten großes Interesse daran." Charaktere, die in keinem der Filme waren, weil sie einfach nicht in unsere Handlungen hineinpassten, und einige bereits etablierte Charaktere, die wir mit eigenen Geschichten gerne sehen würde.
Stahelskis Behauptung, das Studio sei nicht nur finanziell motiviert, erscheint mir doch arg blauäugig. Dass Lionsgate großes Interesse an weiteren Spin-Offs hat, glaube ich jedoch sofort, denn aktuell hat das Studio kein größeres und lukrativeres Franchise in petto als John Wick. Kürzlich wurde die dreiteilige Prequelserie "The Continental" bei Peacock bzw. international bei Amazon Prime veröffentlicht und nächstes Jahr kommt mit Ballerina ein Spin-Off-Film mit Ana de Armas in die Kinos, in dem Reeves in einer Nebenrolle als John Wick zurückkehrt. Der Rache-Actioner spielt zwischen dem dritten und dem vierten Kapitel der Hauptreihe. Außerdem hat Stahelski den Wunsch geäußert, Halle Berry als Sofia aus John Wick: Kapitel 3 mit einem eigenen Spin-Off zurückzubringen.
Was John Wick: Kapitel 5 betrifft, so werden wir Euch über alle weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden halten. Ich hoffe, dass sie Reeves und der Reihe eine kleine Pause gönnen, denn trotz all der wirklich spektakulären Actioneinlagen fand ich den fast dreistündigen vierten Teil irgendwann ermüdend und redundant.