Bolaji Badejo in Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (1979) © 20th Century Studios
Quelle: Variety
Auch wenn der Erfolg von Barbie und Oppenheimer dafür spricht, dass das Publikum sich nach originellen Geschichten im Kino sehnt (insofern man einen Film über die berühmteste Puppe der Welt und eine Filmbiografie über den Vater der Atombombe als originell bezeichnen kann), bilden Franchises weiterhin das Rückgrat von Hollywood. Ohne große Franchises und deren Fangemeinden können Studios inzwischen nicht mehr überleben, doch auch die treusten Fans lassen sich nicht unbegrenzt mit mittelmäßigen, uninspirierten Sequels und Reboots bei der Stange halten. Was macht man also, wenn man ein einst lukratives Franchise hat, das inzwischen bei vielen Fans in Ungnade gefallen ist? Wenn es nicht mehr wirklich vorwärts geht, aber man sich dennoch nicht an ein Reboot traut?
Eine erstaunliche Antwort auf solche Franchise-Ermüdungserscheinungen fand dieses Jahr Saw X. Wer hätte je geglaubt, dass der 10. Teil der abgedroschenen Folterhorrorreihe der erste mit überwiegend positiven Kritiken werden würde?! Mit einem weltweiten Einspiel von mehr als $100 Mio hat er bereits die letzten beiden Teile an den Kinokassen übertroffen. Kleiner Fun Fact: Saw X erhielt sogar bessere Kritiken als The Marvels und Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds & Snakes!
Anstatt zu versuchen, vom Haupt-Franchise wegzukommen, wie Saw: Spiral, oder mit weiteren Sequels die Rückkehr von Tobin Bell mittels zunehmend unglaubwürdigerer Kniffe wie Flashbacks und Videotapes zu erzwingen, fungiert Saw X einfach als Brücke zwischen dem ersten und dem zweiten Saw-Film und gibt den Fans genau das, was sie wollen: Mehr Tobin Bell als Jigsaw denn je und dazu noch Amanda als weiteren Fan-Liebling. Dass beide Darsteller mindestens 20-25 Jahre älter aussehen als die Charakter, die sie spielen, ist dabei nebensächlich.
Eine Scheibe von dieser Herangehensweise schneidet sich nächstes Jahr auch der erste Alien-Film ab, der seit der Übernahme des Rechteinhabers 20th Century Fox durch Disney produziert wurde. Unter dem Arbeitstitel Alien: Romulus drehte Evil-Dead– und Don’t Breathe-Regisseur Fede Álvarez ein neues Kapitel in der Xenomorph-Saga, das in keinem direkten Zusammenhang mit bisherigen Filmen aus dem Franchise steht. Laut Hauptdarstellerin Cailee Spaeny, die kürzlich bei den Filmfestspielen von Venedig für ihre Performance als Elvis Presleys Ehefrau in Sofia Coppolas Priscilla ausgezeichnet wurde, spielt der Streifen jedoch zeitlich zwischen Ridley Scotts Alien und James Camerons Aliens – Die Rückkehr: (aus dem Englischen)
Der Film reiht sich zwischen dem ersten und dem zweiten Film ein. Sie haben das Team von James Camerons Aliens zurückgebracht. Dieselben Leute, die damals die Xenomorphs gebaut haben, haben auch unsere gebaut. Die Originaldesigns von den Leuten zu sehen, die seit 45 Jahren an diesen Filmen gearbeitet haben, war wirklich unglaublich.
Mein erster Film (Pacific Rim: Uprising) war ein Bid-Budget-Sci-Fi-Film. Ich hatte das Gefühl, als würde ich in diese Welt zurückkehren. Und ich hatte so viel Spaß. Ich probiere gerne möglichst unterschiedliche Dinge aus. Als tauschte ich meine High Heels und meine Beehive-Frisur gegen Raumanzüge und Szenen an Drahtseilen… Ich liebe es, diese alten Sci-Fi-Actionfilme aus den Siebzigern und Achtzigern zu schauen. Und ich bin so ein großer Fan der Reihe und von Sigourney Weaver. Selbst Teil davon zu werden ist legendär.
Neben Spaeny spielen Isabela Merced (Sweet Girl) und Archie Renaux ("Shadow and Bone") in Alien: Romulus mit. Die Dreharbeiten sind bereits abgeschlossen. Offizielle Details zum Plot des Films gibt es nicht, er soll jedoch von einer entlegenen Weltraumkolonie handeln, die von Xenomorphs angegriffen wird. Könnte das die Vorgeschichte zu Aliens werden? Fede Álvarez ist selbst mit seiner Idee an Disney und Ridley Scott herangetreten und sie waren so begeistert, dass der Film schnell grünes Licht erhielt. Scott produziert Alien: Romulus und soll laut Álvarez von der ersten Schnittfassung, die er gesehen hat, begeistert gewesen sein. Scotts eigene Alien-Pläne für weitere Prequels zu seinem Originalfilm wurden nach dem enttäuschenden Abschneiden von Alien: Covenant auf Eis gelegt.
Disney hat mit Prey bereits das angeschlagene Predator-Franchise sehr erfolgreich wiederbelebt. Auch Alien: Romulus sollte ursprünglich direkt für die Streaming-Plattform Hulu produziert werden, doch der Erfolg bei Prey und der Aufschrei, dass der Film nicht im Kino zu sehen war, bewegten Disney zum Umdenken. Am 15.08.2024 soll der Film in unsere Kinos kommen. Parallel wird aktuell auch die allererste "Alien"-Realserie vom "Fargo"-Schöpfer Noah Hawley produziert. Diese steht jedoch in keinem Zusammenhang mit dem neuen Film und spielt auf der Erde, rund 70 Jahre vor den Ereignissen des ersten Alien-Kinofilms.