Dass ich mir in meinem Alltag sehr viele Filme anschaue, ist angesichts meines Berufs wenig verwunderlich. Was manche von Euch vielleicht überraschend dürfte, ist, dass ich mir die meisten davon nicht zu Hause anschaue. Trotz einer stattlichen Sammlung und des Abonnements diverser Streaming-Dienste bin ich ein leidenschaftlicher Kinogänger und in einem anderen Setting haben Filme für mich keinen großen Reiz. Weil ich das Glück habe, in einer internationalen Großstadt neben einer noch größeren Stadt zu leben, schaue ich mir nicht nur die neusten Veröffentlichungen im Kino an, sondern habe auch regelmäßig die Gelegenheit, Filmklassiker auf der Kinoleinwand zu sehen. Allein dieses Jahr habe ich Filme wie Boogie Nights, Lawrence von Arabien, Der Unbeugsame und Prinzessin Mononoke jeweils zum ersten Mal im Kino erlebt.
Ich weiß, dass Kinobesuche bei vielen Filmfans angesichts steigender Ticketpreise und eines zunehmend nervigen Publikums von quasselnden Smartphone-Guckern nicht hoch im Kurs stehen, doch für mich ist das immer noch ein essentieller Teil der Filmmagie. Seit mich das Kino-Fieber 1999 mit 13 gepackt hat, hat es mich nie losgelassen. Bereits 2000 sah ich erstmals mehr als 100 Filme im Kino. Den bisherigen Höhepunkt erreichte ich im prä-Corona-Jahr 2019 mit insgesamt 315 Kinobesuchen. Für die allermeisten von Euch ist das sicherlich eine irre Zahl, insbesondere neben einem Vollzeit-Job. Doch sie ist noch sehr weit entfernt vom aktuellen Weltrekord. Diesen hat der 32-jährige US-Amerikaner Zach Swope aufgestellt, der zwischen Juli 2022 und Juli 2023 insgesamt 777 Mal im Kino war. Ja, mehr als zweimal am Tag im Schnitt. Damit hat er den bisherigen Guinness-Rekord von 715 Kinobesuchen des Franzosen Vincent Krohn aus dem Jahr 2018 deutlich übertroffen.
Zach, der sich als großen Filmliebhaber beschreibt und für gewöhnlich zwischen 100 und 150 Filme im Kino jedes Jahr schaut, hat den Rekord tatsächlich neben einem Vollzeit-Job aufgestellt. Zwischen 06:45 Uhr morgens und 14:45 Uhr war er unter der Woche bei der Arbeit und hat danach bis zu drei Filme im Kino geschaut. An den Wochenenden waren es mehr. Manche Tage hat er sich ganz kinofrei gestaltet, im Schnitt peilte er jedoch 16-17 Kinofilme pro Woche an. Den Rekordversuch nutzte der mit dem Asperger-Syndrom diagnostizierte Zach auch dazu, mehr Aufmerksamkeit auf Autismus zu lenken.
Sein Weltrekord hat ihn übrigens auch nicht arm gemacht, denn die meisten Filme hat er im Rahmen seiner Kino-Flatrate bei der Regal-Cinemas-Kinokette gesehen, für die er rund 20 Euro monatlich zahlt.
Um den Rekord aufzustellen, musste er sich an strenge Vorgaben vom Guinness Buch der Rekorde halten. Die Filme mussten komplett und ununterbrochen geschaut werde, ohne dass er einschläft oder auf sein Handy schaut. Kino-Mitarbeiter mussten bei jedem Screening die Einhaltung dieser Vorgaben beobachten.
Um sein Rekordziel zu erreichen, priorisierte Zach vor allem kürzere Filme. Angefangen hat er mit Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss und endete mit Indiana Jones und das Rad des Schicksals. Es waren auch nicht 777 unterschiedliche Filme, die er gesehen hat, in einigen war er auch vielfach drin. Damit kommen wir zum Artikelbild, das nicht ohne Grund gewählt wurde. Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch war der Film, den Zach mit 47 (!) Besuchen am häufigsten gesehen hat. Außerdem war er 35 Mal in Super Mario Bros. letztes Jahr und hat Thor: Love and Thunder 33 Mal im Kino gesehen. Damit entfielen mehr als 100 Kinobesuche allein auf drei Filme. Sein Lieblingsfilm aus der Zeit war jedoch keiner der drei, sondern Spider-Man: Across the Spider-Verse (übrigens auch mein Lieblingsfilm aus dem letzten Jahr).
Geht jemand von Euch mehr als hundertmal im Jahr ins Kino?
Quelle: Guinness World Records
