Terrifier 3 erobert US-Kinocharts, Joker: Folie à Deux bricht katastrophal ein

Vergangenes Wochenende kam es an nordamerikanischen Kinokassen zu einer präzedenzlosen Sensation, mit der selbst die erfahrensten Industriebeobachter und Box-Office-Experten Hollywoods nicht gerechnet haben. Der dritte Teil einer ultrabrutalen Low-Budget-Horrorreihe hat es nicht nur geschafft, in den ersten drei Tagen das zusammengerechnete Gesamteinspielergebnis seiner beiden Vorgänger zu übertreffen, sondern hat auch eine $200 Millionen teure DC-Verfilmung an ihrem zweiten Wochenende mühelos von der Spitze der Kinocharts gestoßen.

Es hat sich bereits im Vorfeld abgezeichnet, dass Terrifier 3 eine große Nummer werden würde. In den zwei Jahren seit der Veröffentlichung des zweiten Films hat sich Art the Clown von einem Undergound-Star zu einem Mainstream-Horrorikone gewandelt. Dennoch hat der Film, der Unrated, also ohne jegliche Altersprüfung, in die US-amerikanischen Kinos kam, alle Erwartungen übertroffen. Am Startwochenende spielte er $18,3 Millionen von 2514 Kinos und damit bereits das Neunfache seines Budgets ein. Er eroberte mühelos den ersten Platz der US-Kinocharts und wurde zum ersten Unrated-Spielfilm (Konzertfilme ausgenommen) seit der Einführung des Altersprüfungsgremiums MPA, dem dies gelungen ist.

Terrifier 3 wurde komplett außerhalb des Hollywood-Studiosystems produziert und sein Erfolg ist ein spektakulärer Triumph fürs Independent-Kino. Die kommerzielle der Reihe ist faszinierend. Der erste Terrifier wurde für gerade einmal $55.000 produziert und war mit einem Einspiel von knapp über $400.000 ein Achtungserfolg. Erst im Heimkino wurden die Eskapaden von Art the Clown nach und nach entdeckt, sodass Regisseur und Drehbuchautor Damien Leone einen ambitionierteren zweiten Teil in Angriff nahm. Um seine Vision eines über zwei Stunden langen Megaslashers zu verwirklichen, musste Terrifier 2 zum Teil über Crowdfunding finanziert werden. Insgesamt $250.000 kostete Teil 2, was natürlich immer noch nur ein Bruchteil eines üblichen Hollywood-Horrorfilm-Budgets war. Terrifier 2 schockierte und faszinierte die Kinogänger mit seinen ausgedehnten Folterszenen und entwickelte sich 2022 zu einem kleinen Überraschungshit mit einem Einspiel von fast $11 Millionen in den USA und $16 Millionen weltweit.

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Der Film blieb jedoch auch lange nach seiner Kinoauswertung in aller Munde und bis Terrifier 3 herauskam, ist die Art-the-Clown-Fangemeinde rasant gewachsen. Mit seinem dritten Film, der mit $2 Millionen fast das Zehnfache seines Vorgängers kostete, spielt Art in einer neuen Liga mit und der Erfolg seines Films kann locker mit einem etablierten Franchise wie Saw mithalten. Genau genommen ist das Startwochenende von Terrifier 3 nahezu identisch zum Start von Saw X letztes Jahr.

Bemerkenswert ist auch die Mundpropaganda für en Film. Mit einem CinemaScore von "B" (äquivalent der Schulnote "2") hat Terrifier 3 bei den Zuschauerbefragungen in den USA deutlich besser abgeschnitten als die meisten Horrorfilme der letzten Jahre. Das könnte auf gutes Durchhaltevermögen in den nächsten Wochen hindeuten, insbesondere mit Halloween im Rücken. Ein Gesamteinspielergebnis von mehr als 50 Millionen in Nordamerika würde mich inzwischen nicht überraschen und die Weichen für einen noch erfolgreicheren vierten Film, der bereits angekündigt wurde, sind gestellt.

Während der Verleih von Terrifier 3 jeden Grund zum Feiern hatte, musste Warner Bros. am Wochenende eine massive Schlappe einstecken. Joker: Folie à Deux schrieb ebenfalls Geschichte, jedoch nicht im positiven Sinne. Die Fortsetzung zur elffach oscarnominierten DC-Verfilmung ist nach einem enttäuschenden Startwochenende in Woche 2 komplett eingebrochen und hat 81,3% eingebüßt. Noch nie zuvor ist eine Comicverfilmung an ihrem zweiten Wochenende so heftig abgestürzt, nicht einmal Vollkatastrophen wie Catwoman oder der letzte Fantastic-Four-Film. Joker: Folie á Deux hat an seinem zweiten Wochenende mehr abgebaut als jeder andere Film zuvor, der in mehr als 3000 Kinos gezeigt wurde. Dieser Rekord gehörte zuvor 15 Jahre lang dem letzten Freitag-der-13.-Film, der um 80,4% fiel. MCU-Flop The Marvels fiel letztes Jahr an seinem zweiten Wochenende um 78,1% und hielt den bisherigen Rekord des tiefsten Sturzes für einen Film in mehr als 4000 Kinos. Auch diesen hat Joker 2 mühelos geholt.

Mit knapp $7,1 Millionen an seinem zweiten Wochenende belegte Joker: Folie á Deux den dritten Platz der US-Charts, haarscharf vor dem sechsten Wochenendeinspiel von Warners eigenem Beetlejuice Beetlejuice. Insgesamt hat das Joker-Sequel $51,6 Mio nach zehn Tagen eingespielt und wird voraussichtlich mit weniger als $65 Mio die Kinos verlassen. Der erste Film hat in den ersten zwei Tagen (!) mehr eingespielt als das. Insgesamt nahm der erste Joker rund $335 Mio in Nordamerika und mehr als eine Milliarde US-Dollar weltweit ein. Die Fortsetzung wird in etwa ein Fünftel dieser Einnahmen erzielen. Mit einem Budget von $200 Mio (ohne Marketingausgaben) gehört er damit zu den größten Kassenflops der Kinogeschichte. Wie konnte es dermaßen schiefgehen?

Der erste Joker war ein kulturelles Phänomen, das man seinerzeit sehen musste, um mitreden zu können, was aber nicht bedeutet, dass alle den Film mochten. Er polarisierte sein Publikum und gerade an DC- und Marvel-Blockbuster gewöhnte Kinogänger haben nicht schlecht gestaunt, als ihnen statt eines Actionspektakels eine deprimierende Charakterstudie über einen psychisch kranken, gemobbten Stand-up-Comedian vorgesetzt wurde. Doch auch diejenigen, die den ersten Film liebten, wurde durch die Ankündigung, dass der zweite Teil ein Musical werden würde, abgeschreckt.

Letztlich ist Joker: Folie à Deux ein Film ohne ein klares Zielpublikum. Er demontiert nahezu alles, wofür die Fans den ersten Teil mochten, holt aber auch nicht diejenigen ab, die nichts mit ihm anfangen konnten. Kein Wunder, dass der Film bei der Zuschauerbefragung den schlechtesten CinemaScore-Wert aller Zeiten ("D", äquivalent der Schulnote "4") für eine Comicverfilmung erzielt hat.

Quelle: Boxofficemojo

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