Dass Schauspielerinnen und Schauspieler in Hollywood häufig Rollen spielen, die ihrem Alter überhaupt nicht entsprechen, ist nichts Neues. Man muss sich einfach darauf einlassen, dass der 80-jährige Tobin Bell in Saw X jemanden spielt, der erst Anfang 50 ist, oder dass der fast 50-jährige Joaquin Phoenix in Napoleon eigentlich sechs Jahre jünger als seine 14 Jahre jüngere Leinwandpartnerin Vanessa Kirby sein sollte, oder dass die Darsteller der Highschool-Schülerinnen und -Schüler in den meisten US-Filmen und -Serien Mitte oder gar Ende 20 sind.
Doch die Rolle der kleinwüchsigen Psychopathin Esther (bzw. Leena) sticht besonders heraus. Als Zehnjährige hat Newcomerin Isabelle Fuhrman die 33-jährige Esther in Orphan – Das Waisenkind so überzeugend verkörpert, dass die irre Wendung selbst die abgebrühtesten Horror- und Filmfans kalt erwischt hat. Noch größer war jedoch der Twist, als elf Jahre später ein Prequel zu Orphan mit Fuhrman in der Hauptrolle angekündigt wurde. Diesmal spielte kein Kind eine Erwachsene, die wie ein Kind aussieht, sondern eine 23-jährige Frau verkörperte eine erwachsene Frau, die wie sie selbst als neunjähriges Mädchen aussehen sollte. Weil der Film nicht über das Budget eines großen Hollywood-Blockbusters verfügte, wurde Fuhrmans Verjüngung nicht mittels aufwendiger CGI-Effekte erzielt, sondern durch eine Kombination aus Make-up und erzwungenen perspektivischen Aufnahmen, die die Schauspielerin kleiner aussehen ließen als sie war.
Wer Orphan: First Kill gesehen hat und sich an den ersten Film gut erinnern konnte, kann bezeugen, dass das Ergebnis nur bedingt überzeugend war. Trotz bester Bemühungen, sah Fuhrman einfach nicht mehr aus wie eine Neunjährige. Das tat dem Unterhaltungsfaktor des Films jedoch keinen Abbruch, der mit bösem Humor und einer herrlich abgedrehten Performance seiner Hauptdarstellerin punktete. Auch einen absurden Twist gab es wieder, der jedoch nicht mehr ganz so unvorhersehbar war wie im Vorgänger. Für einen Film, der für mich auf Papier komplett überflüssig klang und mit William Brent Bell (The Boy, Devil Inside) einen Regisseur hatte, dessen Filme mir zuvor nie sonderlich gut gefallen haben, hat Orphan: First Kill mich positiv überrascht.
Die Presse und das Publikum sahen das offenbar ähnlich. In der Kritik kam First Kill tatsächlich besser weg als der Originalfilm und an den weltweiten Kinokassen spielte er trotz zeitgleicher Streaming-Veröffentlichung in den USA knapp $44 Mio bei vermutlich deutlich geringerem Budget ein.
Bereits kurz vor dem Kinostart 2022 enthüllte Fuhrman, dass bereits Gespräche über einen dritten Film geführt werden würden und wir keine weiteren 13 Jahre aus Esther Rückkehr warten müssen. Im darauffolgenden Jahr bestätigte Bell die Arbeit an einem dritten Film und jetzt wurde er im Rahmen des American Film Market offiziell angekündigt. Nachdem Warner Bros. den ersten Teil und Paramount den zweiten Film vertrieben haben, übernimmt Saw-Studio Lionsgate Orphan 3. Fuhrman wird natürlich wieder in der Hauptrolle zurückkehren, diesmal als 27-Jährige. Hinter der Kamera kehrt ebenfalls das Prequel-Team zurück: William Brent Bell führt Regie und David Coggeshall schreibt das Drehbuch.
Wie haben Euch die beiden Orphan-Filme gefallen und habt Ihr Interesse an Teil 3?
Quelle: Variety