Es gibt meiner Meinung nach kein Genre, in dem talentierte Filmemacher ihre Kreativität besser entfalten können als im Horror. Ironischerweise gibt es vermutlich auch kein anderes Genre, das für endlose Franchises anfälliger ist. Der Grund dafür ist einfach: Horrorfilme kosten nicht viel, haben eine loyale Fangemeinde und werfen meist sicheren (wenn auch keinen riesengroßen) Profit ab.
Immer wieder gibt es im Horrorgenre auch Überraschungshits, die wie aus dem Nichts kommen, alle Erwartungen übertreffen und den Grundstein für ein neues Franchise legen. Allein in den letzten 20 Jahren sind mit Saw, Insidious, Paranormal Activity, Conjuring und Smile neue Horrorreihen wie Pilze aus dem Boden gesprossen. Keine dieser Erfolgsgeschichten ist jedoch mit der erstaunlichen Entwicklung von Damien Leones Terrifier vergleichbar. Die ultrabrutalen Filme über einen sadistischen Clown haben sich von einer Underground-Horrornische zu einem Popkultur-Event entwickelt. Der erste Film aus dem Jahr 2016, seines Zeichens eine Weiterentwicklung des Charakters Art the Clown aus Leones Kurzfilmen, kostete mickrige $55.000, erhielt gemischte Kritiken, spielte weltweit keine halbe Million US-Dollar ein und lief hierzulande gar nicht erst im Kino.
Doch Art fand seine Fans m Heimkino und sechs Jahre später folgte mit Terrifier 2 ein deutlich ambitionierteres Sequel. Mit einem Budget von $250.000, das teils über Crowdfunding finanziert wurde, und einer epischen Laufzeit von 138 Minuten, war Terrifier 2 in jeder Hinsicht eine Steigerung des ersten Films. Selbst Hardcore-Horrorfans haben über die minutenlangen Todes- und Folterszenen des Films nicht schlecht gestaunt. Ohne jegliche Studio-Einmischung drehte Leone eine Gore-durchtränkte Achtziger-Hommage ganz nach seinen Vorstellungen – und die Zuschauer liebten es. Mit deutlich besseren Kritiken und mehr Hype im Rücken spielte Terrifier 2 weltweit fast $16 Millionen ein und lockte mehr als 100.000 Zuschauer in Deutschland in die Kinos.
Der Erfolg ebnete den Weg für den bislang größten Triumph der Reihe. Trotz regen Interesses großer Hollywood-Studios drehte Leone Terrifier 3 erneut außerhalb des Systems und legte seinem Vorgänger in puncto Gewaltdarstellungen noch eine Schippe drauf. Ausgestattet mit einem Budget von $2 Millionen, hatte Leone mehr Freiheiten denn je. Als Terrifier 3 letzten Monat in die Kinos kam, war Art the Clown jedoch längst im Mainstream angekommen. In den USA belegte das Sequel auf Anhieb den ersten Platz der Kinocharts, in Deutschland lockte er letzte Woche zum Start mehr als 280.000 Zuschauer in die Kinos und erzielte das zweitbesten Startwochenende eines Horrorfilms seit Beginn der Pandemie. Weltweit spielte er bisher mehr als $70 Mio ein und steuert auf ein Gesamtergebnis von mindestens $100 Millionen zu.
Es ist eine präzedenzlose Entwicklung für eine Reihe, die nie die Ambition hatte, zum Mainstream zu gehören. Im Gegensatz zu Terrifier 2 war der Erfolg des dritten Films jedoch im Vorfeld schon absehbar, sodass Leone unmittelbar nach der Weltpremiere des Films beim Fantastic Fest einen vierten Film angekündigt hat. Wer Terrifier 3 gesehen hat, hat auch schon eine Vorstellung davon, welchen Weg Terrifier 4 einschlagen wird.
Angesichts des Erfolgs fällt es einem nicht schwer, sich noch unzählige weitere Terrifier-Sequels vorzustellen. Es gibt schließlich bereits 13 Halloween-Filme, zwölf Freitag-der-13.-Teile (inklusive Freddy vs. Jason), zehn Saw-Streifen und neun texanische Kettensägemassakers. Wird die Terrifier-Reihe irgendwann auch zweistellig?
Nicht wenn es nach Leone geht. Er hat sogar in den Raum gestellt, dass Terrifier 4 bereits der Abschluss seiner Art-the-Clown-Saga werden könnte, und wenn nicht, dann spätestens der fünfte Film: (aus dem Englischen)
Es gibt keine endgültige Antwort darauf, wie viele Filme ich brauche, um die Terrifier-Saga abzuschließen. Ich persönlich kann mir nicht mehr als einen oder zwei weitere Filme vorstellen, aber es wird sich mit der Zeit zeigen. Alles, was ich bereits mit Sicherheit sagen kann, ist, dass ich weiß, wie es enden wird, und es wird episch sein.
Es ist immer gut, wenn die Macher einer Filmreihe früh genug wissen, wie sie zu Ende gehen soll. Allerdings hat man diese Versprechen vermeintlich "finaler" Filme auch schon bei den meisten anderen Horror-Franchises gehört und in jedem Fall kam irgendwann dich eine Fortsetzung oder ein Reboot.
Zur Ausgangslage des vierten Films hat Leone ebenfalls einige Details verraten. So wird Art darin scheinbar wieder menschlich (und damit sterblich) sein, nachdem er in den letzten beiden Teilen eine unaufhaltsame Killermaschine war:
Es (Teil 3) endet ein wenig wie Das Imperium schlägt zurück und man denkt sich natürlich: "Wird es mehr geben?" Ich meine: "Ja, natürlich, ich würde euch als Publikum nie in dieser Situation zurücklassen." Als ich Teil 2 geschrieben habe, wusste ich bereits, wie meine Geschichte enden würde. Es ging also nur noch darum, den Weg zu diesem Finale zu finden. Das Ende von Teil 3 bereitet für Sienna (Lauren LaVera) diese irre missliche Lage und ihre Mission vor. Das wird ihr Hauptfokus in Teil 4 sein.
Teile 2 und 3 waren ein übernatürlicher Ausflug für den Charakter Art the Clown, weil ich wirklich die Gelegenheit haben wollte, dieses Element zu erforschen, das die Slasherfilme üblicherweise nicht erforschen der zumindest nicht in diesem Ausmaß. Der Killer ist einfach übernatürlich. Es ist das Klischee, "der Killer kehrt zurück," doch niemand beantwortet wirklich die Frage warum. Was ist das Böse, das sie wiedererweckt? Was ist es? Wie existiert es? Ich wollte das erfroschen und daraus sogar einen Charakter machen.
Also hatte Art the Clown diese übernatürliche Phase, aber jetzt kehrt er im nächsten Teil zu seinen Ursprüngen zurück. Es wird wie bei Teil 1, er ist wieder auf sich alleine gestellt. Er scheint sterblich zu sein. Ich will noch nicht viel dazu verraten, doch es ist, als würde sich ein Kreis im Franchise schließen.
Wann Terrifier 4 in die Kinos kommen wird, wissen wir noch nicht, doch angesichts des Riesenerfolgs des dritten Teils und eines Finales, das praktisch nach einer Fortsetzung schreit, wird Leone uns hoffentlich nicht zu lange auf die Folter spannen.
Quellen: Variety, The Hollywood Reporter, Movieweb