Originalität ist in Hollywood Mangelware. Das ist jedenfalls eine weit verbreitete Meinung. Es stimmt, als Filmfan hat man heutzutage das Gefühl, alles schon irgendwie gesehen zu haben. Sogar bei vermeintlich cleveren und wendungsreichen Filmen weiß man nicht selten nach den ersten 20-30 Minuten bereits, wohin die Reise führt. Hat man erst einmal lange genug gelebt und viel gesehen, sind echte Überraschungen und unerwartete Twists rar gesät.
Doch zum Glück gibt es immer wieder schöne Ausnahmen. Die eingangs gemachte Aussage betrifft nämlich hauptsächlich das Mainstream-Kino. Schaut man sich eine $200 Mio teure Comicverfilmung oder das x-te Franchise-Sequel an, sollte man nicht erwarten, dass das Rad neu erfunden wird. Wenn so viel Geld auf dem Spiel steht, wird gedreht, was sich bewährt hat und gut funktioniert. Es gibt sie immer noch, die kreativen, originellen und mutigen Filmemacher. Suchen sollte man sie am besten jedoch im Independent-Bereich. Hierzulande eignet sich das Fantasy Filmfest seit Jahren bestens dazu, um solche Filme zu entdecken, die sonst vielleicht unter dem Radar geflogen wären. Natürlich gibt es auch hier immer wieder mal Sequels, Remakes oder generische Filme, doch dank des Festivals habe ich in den letzten 20 Jahren zahlreiche wahre Perlen entdeckt.
Dieses Jahr war es für mich der Psychothriller Strange Darling. Zugegeben, der Film kam bereits mit viel Hype aus den USA beim Festival an, sodass ich nicht ganz unvorbereitet in ihn reingegangen bin, doch allen von Euch empfehle ich an dieser Stelle, Euch möglichst wenig über ihn zu informieren und Euch auf den Film einzulassen. Ihr mögt hochspannende, wendungsreiche Thriller mit tollen Darstellern? Dann hat der Film definitiv was für Euch.
Es fängt mit einem Bild an, das Thriller- und Horrorfans allzu gut kennen. Eine Frau mit blutverschmiertem Gesicht rennt panisch vor einem Mann, der sie mit einer Schrotflinte verfolgt. Nach wenigen Minuten hat man das Gefühl, den Film bereits zu kennen – doch weit gefehlt!
Mehr verrate ich hier auch nicht mehr, außer dass Willa Fitzgerald, die Ihr vielleicht aus der "Scream"-Serie oder aus der ersten "Reacher"-Staffel kennt, hier ihre beste Performance abliefert und wahre Starqualitäten beweist, während Kyle Gallner (Smile) als ihr Co-Star brilliert. JT Mollner inszenierte den Film. Avatar– und Nur-noch-60-Sekunden-Darsteller Giovanni Ribisi produzierte den Film nicht nur, sondern feierte mit ihm sein überraschendes und sehr gelungenes Debüt als Kameramann. Er drehte Strange Darling komplett auf 35mm-Film, was heutzutage inzwischen eher unüblich geworden ist.
Ich hoffe, dass ich mit der euphorischen Lobpreisung Euer Interesse an dem Film wecken konnte, denn kleine Juwelen wie dieses verdienen es, von einem breiteren Publikum entdeckt zu werden. Falls Ihr Strange Darling beim Fantasy Filmfest nicht gesehen habt, bekommt Ihr bald noch eine letzte Chance, ihn auf der Kinoleinwand zu sehen. Sein deutscher Verleih Capelight wird ihn am 21. November in allen UCI-Kinos Deutschlands im Rahmen der Midnight-Movie-Reihe zeigen. Ansonsten wird er am 12. Dezember als DVD, Blu-ray, 2-Disc Limited Mediabook und digital erscheinen.
Den deutschen Trailer, das Poster und das Blu-ray-Artwork findet Ihr unten:
Blu-ray-Cover-Artwork © 2023 Capelight Pictures
Offizieller Inhalt:
"Eine junge Frau bricht panisch aus einem Wald hervor. Sie rennt, als würde ihr Leben davon abhängen – und das tut es auch. Denn ihr Verfolger, ein bewaffneter Mann, kommt ihr immer näher. Mit einem letzten Kraftakt entkommt die Gejagte in einem Sportwagen. Doch was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Das wahre Grauen hat für sie gerade erst begonnen …"
Quelle: Capelight Pictures