Eine der größten Legenden des modernen Horrorkinos ist vor wenigen Tagen von uns gegangen. Tony Todd, dessen unvergessliche, furchteinflößende Performance als tragisches Monster in Bernard Roses Candyman’s Fluch (OT: Candyman) ihn zu einer Ikone des Genres gemacht hat, ist vergangenen Mittwoch bei sich zu Hause in Los Angeles im Alter von 69 gestorben. Todds Pressesprecher haben seinen Tod bestätigt, die Todesursache wurde jedoch vorerst nicht enthüllt.
Sein unerwarteter Tod schockierte Horrorfans weltweit, die sehnsüchtig auf seine Rückkehr als geheimnisvoller William Bludworth im bereits abgedrehten sechsten Final-Destination-Film warten, der nächstes Jahr in die Kinos kommen soll. Während Michael Myers, Leatherface oder Jason Voorhees als Figuren Ikonenstatus im Horrorgenre genießen und die Darsteller hinter der Maske regelmäßig wechseln, ohne dass es den meisten Genrefans auffällt, war Todd, ebenso wie Robert Englund als Freddy oder Bruce Campbell als Ash, untrennbar mit Candyman verbunden und kehrte auch in einem kurzen Gastauftritt für das von Jordan Peele geschriebene und produzierte Legacy Sequel vor drei Jahren zurück.
Eine seiner ersten Filmrollen überhaupt spielte Todd 1986 als heroinsüchtiger Sergeant Warren in Oliver Stones oscarprämiertem Vietnamkrieg-Drama Platoon. Kurz darauf folgten schon seine ersten Rollen im Horrorgenre. Als Ben übernahm er 1990 die Hauptrolle in Tom Savinis Remake von George Romeros Die Nacht der lebenden Toten, das hierzulande unter dem Titel Die Rückkehr der Untoten (OT: Night of the Living Dead) erschienen ist. Rund 25 Jahre später lieh er dem Charakter in einem animierten Remake des Films wieder seine Stimme. Im selben Jahr wie Die Rückkehr der Untoten spielte er in Voodoo Blood (OT: Voodoo Dawn) einen diabolischen Voodoo-Priester.
Doch es war die Rolle des gelynchten Daniel Robitaille in Candyman’s Fluch, die ihn für den Rest seiner Karriere begleiten sollte. Verglichen zu den Achtzigern waren die Neunziger ein mageres Jahrzehnt für gute Horrorfilme und Candyman’s Fluich stach aus der Masse heraus. Noch lange vor Jordan Peeles Get Out und Wir hat der Film intelligente Gesellschaftskritik und Rassismus-Thematik mit dem Horrorgenre verbunden. Candyman war kein skrupelloses Monster wie Michael, Freddy oder Leatherface, sondern eine tragische Figur, die aus dem Schmerz heraus geboren wurde. Mit seiner tiefen Stimme und imposanten, 1,96 m großen Statur war Todd die Idealbesetzung für die Rolle und Philip Glas' eindringliche Filmmusik hat die düstere Poesie des Films perfekt unterstrichen.
Nach Candyman’s Fluch folgten für Todd u. a. Auftritte in den Kinohits The Crow und Michael Bays The Rock – Fels der Entscheidung. Dem Horrorgenre blieb er jedoch nie lange fern. Als Candyman kehrte er 1995 und 199 in zwei deutlich schwächeren Sequels zurück und spielte außerdem in der Wes-Craven-Produktion Wishmaster mit. Seinen Status als Horrorikone zementierte Todd 2000 endgültig mit seinem Auftritt im ersten Final Destination. Als William Bludworth kehrte er im zweiten und fünften Teil der Reihe zurück und lieh dem dritten Film seine Originalstimme.
Viele Horrorfilme, die Todd in den letzten 20 Jahren gedreht hat, wurden direkt fürs Heimkino produziert. Auch in kleinen Nebenrollen konnte er seine Projekte in der Regel aufwerten und einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, beispielsweise als Reverend Zombie in den Splattergranaten Hatchet und Hatchet II.
Star-Trek-Fans erinnern sich an Todd als Kurn, Bruder von Worf, den er sowohl in "Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert" (OT: "Star Trek: The Next Generation") als auch in "Star Trek: Deep Space Nine" verkörpert hat. In letzterer Serie spielte er außerdem als ältere Version von Jake Sisko mit. In "Star Trek: Voyager" gastierte er zudem 1998 als Alpha Hirogen.
Serienfans dürfte Todd außerdem durch seine zahlreichen wiederkehrenden und Gastrollen aus Serienhits wie "Chuck", "24", "Stargate – Kommando SG-1", "Smallville" und "Riverdale" kennen. In der Superheldenserie "The Flash" war sein Antlitz zwar nicht zu seien, er lieh jedoch in der Originalfassung dem Superbösewicht Zoom seine Stimme.
Quelle: Deadline