Eine zentrale bzw. denkwürdige Rolle in einer sehr erfolgreichen Serie zu spielen, ist ein Segen und ein Fluch zugleich. Einerseits ist man Teil eines weltweiten Phänomens, andererseits kann es manchmal schwerfallen, ein gewisses Rollenimage abzuschütteln. Ein solcher Erfolg öffnet viele Türen, verleitet aber auch dazu, in Schubladen zu denken. So werden auch lange nach dem Ende von "Game of Thrones" viele Stars mit ihren Rollen aus der Fantasyserie in Verbindung gebracht. Kit Harington ist für die meisten weiterhin Jon Schnee, bei Maisie Williams denkt man an Arya und Emilia Clarke ist für viele Daenerys Targaryen.
Sophie Turner, die als Sansa Stark von einem naiven Mädchen zur willensstarken Königin des Nordens eine der besten Charakterentwicklungen der Serie durchgemacht hat, hat jetzt eine heiß begehrte neue Rolle in Aussicht, mit der sie beste Chancen hat, sich vom Sansa-Bild zu lösen. Die Schauspielerin steht in Verhandlungen, als Grabräuberin und Abenteurerin Lara Croft die Hauptrolle in Amazon Primes Serienadaption der "Tomb Raider"-Videospiele zu übernehmen. Nach der US-Amerikanerin Angelina Jolie und der Schwedin Alicia Vikander wäre sie tatsächlich die erste Britin, die eine Realversion der britischen Videospielfigur verkörpern würde. Wie Vikander, wäre Turner zum Zeitpunkt ihrer Besetzung 28 Jahre alt. Jolie war erst 25, als sie zu Lara Croft wurde. Beim Casting setzte sich Turner gegen ihre Hauptkonkurrentin Lucy Boynton (Bild unten aus Bohemian Rhapsody) durch. Mit beiden wurden Testaufnahmen als Lara Croft durchgeführt. Wer außerdem ernsthaft im Rennen war, ist nicht durchgesickert.
Nach dem Riesenerfolg der "Fallout"-Serienadaption von Amazon hat die "Tomb Raider"-Serie hohe Priorität beim Streamer. Die Videospielreihe um die ursprünglich sehr üppig gebaute Archäologin hat sich bis heute mehr als 100 Millionen Mal verkauft und wurde dreimal fürs Kino adaptiert. Die ersten beiden Filme mit Jolie kamen 2001 und 2003 in die Kinos, wurden aber nicht sonderlich gut aufgenommen. Vor sechs Jahren wurde die Filmreihe mit Vikander rebootet und orientierte sich am realistisch und bodenständig gehaltenen Reboot der Games. Der Film kam in der Kritik etwas besser an als die beiden mit Jolie und war ein passabler Kassenerfolg, sodass eine Fortsetzung geplant wurde. Ben Wheatley (Free Fire) wurde als Regisseur verpflichtet und später durch Misha Green ("Lovecraft Country") ersetzt. Wegen zahlreicher Verzögerungen der Produktion hat MGM jedoch die Filmrechte an "Tomb Raider" verloren und das Sequel mit Vikander wurde leider abgesagt.
Stattdessen holte sich MGMs neuer Inhaber Amazon Anfang 2023 die Rechte und kündigte ein "Tomb Raider"-Universum aus einem weiteren Film-Reboot, einer Serie und einem neuen Videospiel an, die allesamt miteinander zusammenhängen sollen. Der Serie wurde Vorrang gegeben und die vielfach preisgekrönte "Fleabag"-Schöpferin Phoebe Waller-Bridge wurde als ihre Autorin und Showrunnerin verpflichtet. Um die Fehler der bisherigen Verfilmungen nicht zu wiederholen und die ultimative "Tomb Raider"-Realadaption zu erschaffen, haben Amazon und Waller-Bridge sich Zeit gelassen. Wie beliebt der Charakter ist, zeigte sich erst dieses Jahr, als Lara Croft bei einer Umfrage von rund 4000 britischen Gamern zur ikonischsten Videospielfigur aller Zeiten gewählt wurde, noch vor Mario und Sonic. Das Ergebnis der Umfrage macht deutlich, welches Potenzial in einer gelungenen Adaption dieser Reihe steckt und dieses will Amazon natürlich ausschöpfen, nachdem der Streamer Unsummen für die Rechte hingeblättert hat.
Noch hat Turner für die Rolle nicht offiziell unterschrieben, es scheint jedoch lediglich eine Frage der Zeit und der Verhandlungsstrategie zu sein. Sobald die Lara-Croft-Darstellerin feststeht, heißt es wohl volle Fahrt voraus für die Serie, die nächstes Jahr vor die Kameras gehen soll und hoffentlich das von "The Last of Us" und "Fallout" eingeläutete goldene Zeitalter von tollen Videospieladaptionen fortsetzen wird.
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Quelle: Deadline