Gladiator II: Erste Schnittfassung war über dreieinhalb Stunden lang

An den Kinokassen ist Ridley Scotts Gladiator II ein Erfolg. Nach gerade einmal zwei Wochen hat das Sequel zum oscarprämierten Sandalenepos von 2000 weltweit mehr als $230 Millionen eingespielt und damit jetzt schon Scotts Napoleon aus dem Vorjahr überholt. Dank Inflation wird der Film vermutlich auch am weltweiten Gesamteinspiel des Originalfilms ($465 Mio) vorbeziehen. Das hat er auch nötig, denn mit einem Produktionsbudget von rund $250 Mio kostete er fast das Zweieinhalbfache des Vorgängers.

Dass er den Siegeszug des Originalfilms bei den Oscars wiederholen wird, ist hingegen sehr unwahrscheinlich. Zwar wird er weiterhin als potenzieller Kandidat für eine "Bester Film"-Nominierung gehandelt, die Reaktionen auf den Film sind jedoch viel zu gemischt, um eine reelle Chance auf den Sieg zu haben. Hat Russell Crowe seinerzeit noch den Hauptdarsteller-Oscar für Gladiator gewonnen, gilt sein Nachfolger Paul Mescal für viele als einer der großen Schwachpunkte des Films, während der Löwenanteil des Lobs Denzel Washingtons überragender Performance als zwielichtiger Intrigant Macrinus gebührt.

Gerade bei Ridley Scott sind Kinofassungen jedoch nicht immer die endgültigen Versionen seiner Filme. Ein Dutzend seiner Filme sind später in verlängerten Fassungen erschienen und manche, wie Blade Runner und Königreich der Himmel, haben von ihren Director’s Cuts enorm profitiert. Auch Gladiator hat fünf Jahre nach seiner Erstveröffentlichung eine Langfassung bekommen, die die Wahrnehmung des bereits geliebten Films jedoch nicht nennenswert beeinflusst hat. Bei Gladiator II gibt es deutlich mehr Luft nach oben, doch wird es eine Langfassung zu dem Film später geben? Anfangs verneinte Scott dies und beteuerte, dass die Kinofassung auch seiner Vision entspricht. Inzwischen räumt er die Möglichkeit doch ein, möchte sich aber noch nicht festlegen. Im Interview mit The Hollywood Reporter verriet er, dass seine erste Schnittfassung 220 Minuten lang war, also etwa 70 Minuten länger als die Kinofassung: (aus dem Englischen)

Es waren etwa drei Stunden 40. Ich weiß, dass das unrealistisch ist. Ich denke, mit dem Vor- und dem Abspann sind es jetzt 2:33, der Film selbst ist rund 2:20. Ich wollte die ganzen Namen am Anfang zeigen, nicht am Ende. Aber es hätte zweieinhalb Minuten gedauert – das ist eine lange Zeit, um sich eine schwarze Leinwand anzuschauen. Also habe ich den italienischen Animator Gianluigi Toccafondo angerufen, der auch die Animation für das Logo zu meiner Produktionsfirma Scott Free gestaltet hat, und habe ihn gefragt: "Lebst du noch und willst du das machen?" Ich habe ihn Elemente aus dem ersten Gladiator animieren lassen. So wird man jetzt unterhalten, bevor die Action losgeht.

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Zur Langfassung sagte er:

Ja, später. Vielleicht mache ich lieber Gladiator III. Es gibt bereits eine Idee. Ich hatte schon immer diese Idee, die auf Der Pate II basiert.

Zwischen Gladiator und Gladiator II vergingen 24 Jahre. So lange kann und will der bald 87-jährige Regisseur mit einem dritten Teil nicht warten, also hat die Arbeit am Drehbuch zum dritten Film bereits begonnen. Nicht nur gibt es eine konkrete Idee, laut Scott sind auch die ersten acht Seiten des Skripts bereits geschrieben und werden Mescals Lucius folgen, der sich plötzlich in einer Position (als Herrscher Roms) wiederfindet, in der er nie sein wollte. Doch wird das Publikum nach den durchwachsenen Reaktionen auf den zweiten Film einem dritten Teil mit demselben Hauptdarsteller eine Chance geben?

Quelle: The Hollywood Reporter

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