Der deutsche Regisseur, Drehbuchautor, aber auch gelegentliche Produzent, Schauspieler, Kameramann und Filmeditor Wolfgang Becker ist am Donnerstag nach einer schweren Krankheit, aber dennoch unerwartet im Alter von 70 verstorben. Das teilte die Agentur Just Publicity der Presse mit. Becker hinterlässt eine Ehefrau und eine Tochter.
Der gebürtige Sauerländer Becker studierte zunächst Germanistik, Geschichte und Amerikanistik an der Freien Universität Berlin, wechselte aber dann zur Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin. Bereits mit seinem Abschlussfilm Schmetterlinge erlangte er internationale Aufmerksamkeit und gewann mehrere Preise, darunter beim renommierten Filmfestival von Locarno. Seine nächste Regiearbeit war die Berliner "Tatort"-Folge "Blutwurstwalzer", die erstmals 1991 ausgestrahlt wurde und mit einer Laufzeit von 117 Minuten zu den längsten "Tatort"-Folgen überhaupt zählt.
Gemeinsam mit den Regisseuren Tom Tykwer und Dani Levy und dem Filmproduzenten Stefan Arndt gründete Becker 1994 die Filmproduktionsfirma X Filme. Eine ihrer ersten Produktionen wurde Beckers Regiearbeit Das Leben ist eine Baustelle, deren Drehbuch er gemeinsam mit Tykwer geschrieben hat. Das Drama mit Jürgen Vogel und Christiane Paul in den Hauptrollen wurde bei der Berlinale 1997 uraufgeführt, erreichte fast eine halbe Million Zuschauer in Deutschland und wurde mit drei Deutschen Filmpreisen ausgezeichnet.
Es war jedoch Beckers nächste Regiearbeit, die das größte Vermächtnis seiner Karriere bildete. Die Ostalgie-Komödie Good Bye, Lenin! mit Daniel Brühl in der Hauptrolle war der größte Überraschungshit von 2003 in Deutschland und lockte hierzulande mehr als 6,5 Millionen Zuschauer in die Kinos. Es ist bis heute die achterfolgreichste heimische Produktion in Deutschland seit der Wiedervereinigung und die erfolgreichste ohne die Beteiligung von Til Schweiger, Elyas M’Barek, Otto Waalkes oder Michael "Bully" Herbig. Der Film wurde auch jenseits von Deutschland zu einem Erfolg und gewann den Europäischen Filmpreis als bester Film sowie den französischen César und den spanischen Goya als bester ausländischer bzw. europäischer Film. Bei den Golden Globes war er als bester fremdsprachiger Film nominiert. Fast $80 Millionen spielte die Komödie weltweit ein. Im Rahmen der "Best of Cinema"-Reihe wurde Good Bye, Lenin! im Oktober deutschlandweit wiederaufgeführt.
An diesen Riesenerfolg konnte Becker nie wieder anknüpfen. Von seiner Beteiligung an Kurz und Episodenfilmen abgesehen, kehrte er zwölf Jahre nach Good Bye, Lenin! nur noch ein einziges Mal in den Regiestuhl zurück, für die Romanverfilmung Ich und Kaminski, die ihn mit Daniel Brühl wieder zusammengebracht hat. Der Film fand jedoch wenig Beachtung im Kino.
Quelle: Tagesschau