Emilia Pérez und 14 weitere Filme sind in der Vorauswahl für den Auslands-Oscar 2025

Bevor die Academy of Motion Picture Arts and Sciences am 17. Januar die Nominierungen für die 97. Oscars bekanntgeben wird, wurde gestern die Auswahl der potenziellen Anwärter in zehn der insgesamt 23 Kategorien eingegrenzt. In diesen Kategorien veröffentlicht die Academy traditionell eine Vorauswahl aus 10 bis 15 Filmen (je nach Kategorie). Die jeweils zuständigen Academy-Branchen (z.B. Tontechniker in der Kategorie "Bester Ton") stimmen in der nächsten Runde über die fünf Finalisten ab, die für den Oscar nominiert werden. Während die offiziell als "Shortlist" bekannte Vorauswahl für die Ton-, Musik- und Song-Oscars erst seit wenigen Jahren getroffen wird, ist es in den Kategorien "Bester internationaler Film" (ehemals "Bester fremdsprachiger Film"), "Beste visuelle Effekte" oder "Bester Dokumentarfilm" schon lange die etablierte Vorgehensweise.

Schauen wir uns zunächst einmal die Shortlist in der Kategorie "Bester internationaler Film" an, umgangssprachlich auch als Auslands-Oscar bekannt. Die Vorauswahl wurde 2020 von 9 auf 15 Filme ausgeweitet. Ursprünglich wurde die Vorauswahl in der Kategorie von einer kleinen Gruppe der Academy-Mitglieder getroffen, bevor später die gesamte Academy zur Abstimmung über die finalen Nominees eingeladen wurde. Inzwischen sind alle 10.500 Academy-Mitglieder dazu eingeladen, an der Vorauswahl teilzunehmen. Die Voraussetzung dafür ist, dass sie nachweislich eine Mindestanzahl der eingereichten Filme sichten. Aus diesen werden dann 15 Filme mit den meisten Stimmen ausgewählt und kommen in die zweite Runde. Für die finale Abstimmung über die fünf Oscarkandidaten müssen die Wähler:innen alle 15 Filme gesehen haben.

Insgesamt haben dieses Jahr 89 Länder Filme eingereicht. Davon wurden 85 Einreichungen von der Academy als zulässig anerkannt. Gute Neuigkeiten gibt es wieder für Deutschland: Der deutsche Oscar-beitrag Die Saat des heiligen Feigenbaums hat es in die Vorauswahl der 15 Halbfinalisten geschafft. Tatsächlich hat Deutschland seit 2002 in der Kategorie sehr gut abgeschnitten. Von den 23 Einreichungen haben drei deutsche Filme den Oscar gewonnen, sieben weitere wurden nominiert und sechs haben es zumindest in die Vorauswahl geschafft. Die Saat des heiligen Feigenbaums hat gute Chancen, eine weitere Nominierung für Deutschland zu holen. Eine Besonderheit daran ist, dass der Film des im Exil lebenden iranischen Systemkritikers Mohammad Rasoulof die allererste nicht-deutschsprachige Oscar-Einreichung von Deutschland ist. Die größte Konkurrenz für den Oscar hat der Film von seinem Cannes-Mitbewerber Emilia Pérez, der (als überwiegend spanischsprachiger Film) für Frankreich ins Rennen geht und auch als starker Kandidat in zahlreichen weiteren Oscarkategorien gilt.

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Die komplette diesjährige Vorauswahl könnt Ihr unten nachlesen:

I’m Still Here – Brasilien
Universal Language – Kanada
Waves – Tschechien
Das Mädchen mit der Nadel – Dänemark
Emilia Pérez – Frankreich
Die Saat des heiligen Feigenbaums – Deutschland
Touch – Island
Kneecap – Irland
Vermiglio – Italien
Flow – Lettland
Armand – Norwegen
From Ground Zero – Palästina
Dahomey – Senegal
How to Make Millions before Grandma Dies – Thailand
Santosh – Großbritannien
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Fünf der fünfzehn Länder, die es in die Vorauswahl geschafft haben, waren auch letztes Jahr schon auf der Shortlist: Deutschland, Frankreich, Italien, Island und Großbritannien. Drei davon wurden nominiert und Großbritannien hat mit The Zone of Interest den Auslands-Oscar gewonnen.

Zwei der 15 Filme in der Vorauswahl sind Dokus (From Ground Zero und Dahomey), während Lettland mit Flow einen dialogfreien Animationsfilm eingereicht hat, der auch ein starker Anwärter in der "Animationsfilm"-Oscarkategorie ist.

Thailand, Senegal und Lettland dürfen in der Kategorie auf ihre allererste Oscarnominierung überhaupt hoffen. Nach 30 erfolglosen Einreichungen in Vergangenheit hat Überraschungshit How to Make Millions before Grandma Dies als erster thailändischer Film es in die Vorauswahl geschafft und die Chancen auf eine tatsächliche Nominierung stehen nicht schlecht. Aber auch Walter Salles' Regie-Comeback I’m Still Here, für den Hauptdarstellerin Fernanda Torres ebenfalls als Oscarkandidatin gehandelt wird, könnte Brasilien eine weitere Nominierung einbringen.

Persönlich drücke ich dem unkonventionellen Rapper-Biopic Kneecap aus Irland die Daumen. Eine spaßigere Musiker-Filmbiografie habe ich noch nicht gesehen. Bei den British Independent Film Awards wurde Kneecap siebenmal ausgezeichnet, darunter auch als "Bester Film". Insgesamt herrscht bei mir jedoch Nachholbedarf. Bislang habe ich nur drei der 15 Filme von der Vorauswahl gesehen.

Am 17. Januar werden wir erfahren, welche fünf Filme bei der 97. Oscarverleihung auf das Goldmännchen hoffen dürfen.

Quelle: Academy of Motion Picture Arts and Sciences

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