Leigh Whannell hat kein Interesse an einem Sequel zu Der Unsichtbare

Es ist schwer zu glauben, doch diesen Monat hatten wir das fünfjährige Jubiläum des ersten weitläufigen Corona-Lockdowns. Am 16. März 2020 wurde er beschlossen, sechs Tage später bundesweit umgesetzt. Damals konnte niemand vorhersagen, wie lange die Einschränkungen dauern würden, und kaum jemand hätte geahnt, dass der deutlich längere Lockdown noch bevorstehen würde. Das Zeitempfinden vieler Menschen seit der Pandemie ist gestört. Einerseits scheint Corona in einer weit entfernten, verschwommenen Vergangenheit zu liegen, andererseits fühlt es sich auch nicht wie fünf Jahre an, seit uns angeordnet wurde, nach Möglichkeit den ganzen lieben Tag lang zu Hause zu bleiben.

Der Lockdown hat viele Bereiche des öffentlichen Lebens beeinträchtigt, darunter neben der Gastronomie auch das kulturelle Leben, das monatelang vollständig zum Erliegen kam und teils irreversiblen Schaden nahm. Ich möchte an dieser Stelle jedoch keine Diskussion über die Notwendigkeit der Maßnahmen führen, sondern mich an die Zeit unmittelbar vor den Kinoschließungen erinnern

Nach einem für die Kinos und Studios kommerziell sehr ertragreichen Jahr 2019, in dem Blockbuster wie Avengers: Endgame, Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers, Die Eiskönigin II und Der König der Löwen für prall gefüllte Kinosäle gesorgt hatten, hatte auch das Frühjahr 2020 mehrere potenzielle Kassenhits in petto. A Quiet Place 2, Disneys Mulan und Keine Zeit zu sterben standen in den Startlöchern, als die Studios sie wegen der Pandemie kurzfristig nach hinten verschoben haben. Das Horror-Sequel und der Bond-Film sind letztlich im darauffolgenden Jahr erschienen, Mulan wurde im Sommer 2020 direkt zu Disney+ geschickt.

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Bereits gestartet waren zu dem Zeitpunkt die Videospielverfilmung Sonic the Hedgehog und Blumhouses moderne Neuverfilmung des Universal-Monsterklassikers Der Unsichtbare, die starke Einspielergebnisse erzielten. Obwohl Sonic nach fünf Wochen und Der Unsichtbare nach nur drei die meisten Kinos weltweit wegen der Schließungen verlassen mussten, spielten sie jeweils 320 Millionen bzw. 145 Millionen US-Dollar weltweit ein. Gerade für den für nur 7 Millionen US-Dollar produzierten Sci-Fi-Horrorthriller war es ein traumhaftes Ergebnis, und ohne die Pandemie hätte der Film sicherlich die 200-Millionen-Dollar-Marke weltweit geknackt.

Eigentlich würde ein Genrefilm mit einer vergleichbaren Profitmarge schnell eine Fortsetzung bekommen, doch Der Unsichtbarewar nie als erster Film in einem Franchise angelegt und ließ am Ende auch nicht wirklich eine Tür für eine Fortsetzung offen. Dennoch hat Produzent James Blum die Hoffnung geäußert, Der Unsichtbare 2 zusammen mit James Wan nach der Fusion ihrer Produktionsfirmen Blumhouse und Atomic Monster zu produzieren. Hauptdarstellerin und Produzentin Elisabeth Moss, die als missbrauchte Frau, die sich gegen ihren Peiniger wendet, im ersten Film eine oscarreife Leistung abgeliefert hat, hat letztes Jahr die Entwicklung eines Sequels bestätigt.

Wer jedoch keinerlei Interesse daran hat, für einen zweiten Teil zurückzukehren, ist Regisseur und Drehbuchautor Leigh Whannell. Als Mitschöpfer der Saw– und Insidious-Franchises von James Wan ist er Sequels keineswegs abgeneigt, doch er hält Der Unsichtbare für eine perfekt abgeschlossene Geschichte, der er nichts mehr hinzuzufügen hat, wie er in einem Interview ausführlich erklärt hat: (aus dem Englischen)

Das Ende ist der schwierigste Teil, wenn man ein Drehbuch schreibt. Es ist der heilige Gral des Drehbuchschreibens und ich verehre Filme mit großartigen Enden. Ich habe kürzlich erst im Chinese Theatre Sieben im IMAX gesehen. Ich habe den Film bereits so häufig gesehen, doch ihn auf der Kinoleinwand zu sehen, hat wirklich noch eindrucksvoller gezeigt, wie großartig das Ende ist. Als Drehbuchautor beneide ich dieses kraftvolle Ende.

Bei Der Unsichtbare […] liebe ich, wie der Film endet und kann mir nicht vorstellen, da noch etwas draufzusetzen. Sequels sind meist von wirtschaftlichen Vorstellungen getrieben, nach dem Motto "Wir hatten Erfolg, es lief gut, also lass es uns noch mal machen. Lass uns dorthin zurückkehren." Und ich habe das aus erster Reihe beobachten dürfen. Ich habe zwei Filme geschrieben (Saw und Insidious), die zu lang laufenden Franchises wurden, deren künstlerischer Erfolg unterschiedlich ausfiel. Ich werde nicht so tun, als sei jeder Film aus der Saw-Reihe… Dieser Film wurde zu einem richtigen Monster und ich sitze an der Seitenlinie.

Ich war so zufrieden mit dem Ende von Der Unsichtbare, dass ich kein künstlerisches Bedürfnis verspüre, weiterzumachen. Das finanzielle Bedürfnis ist etwas anderes. Das Studio könnte es sich anschauen und sagen: "Tja, wir denken, dass wir weitermachen sollten, weil wir mehr Geld machen wollen." Aber auf der künstlerischen Ebene denke ich: "Diese Tür wurde geschlossen. Lasst sie uns auch geschlossen lassen."

Nach Der Unsichtbare wurde Whannell verpflichtet, auch Universals Wolfsmenschen einen neuen Anstrich zu verpassen. Leider konnte er den Erfolg seines letzten Films mit Wolf Man, der Anfang des Jahres in die Kinos kam, nicht wiederholen. Wolf Man konnte sich nicht entscheiden, was er sein wollte, und war letzten Endes ein maues Body-Horror-Drama, das kam und ging, ohne dass ein Hahn danach krähte. Dann vielleicht doch lieber eine Fortsetzung zu Der Unsichtbare.

Quelle: The Hollywood Reporter

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