Quelle: Insidekino
Nach dem Höhenflug an den deutschen Kinokassen vorletztes Wochenende, kam unvermeidlich der Fall. Waren die Umstände in der Vorwoche noch mit Ferien und einem Feiertag im Rücken sowie mit miesem Wetter deutschlandweit perfekt, hätten sie letztes Wochenende kaum widriger sein können. Warme Sommertemperaturen und Sonnenschein erreichten (endlich) alle Teile von Deutschland und alle, mit der Ausnahme von Filmverleihern und Kinobetreibern, hatten ihre helle Freude daran. An die dunklen Kinosäle war nicht zu denken. Ohne einen Feiertag oder Ferien weit und breit, kam es also, wie es kommen musste. Die Top 10 baute grässliche 63% von 2,7 Mio auf fast genau 1 Mio Zuschauer ab. Kein Film in der gesamten Top 10 fiel weniger als 64%, die Familienfilme büßten gar 75% oder mehr ein. Die einzige positive Nachricht: gegenüber dem Vorjahr lag die Gesamtbesucherzahl der zehn erfolgreichsten Flme am Wochenende immer noch 11% höher, da letztes Jahr die Filme um diese Zeit mit der Europameisterschaft konkurrieren mussten. Da es aber bereits kommendes Wochenende deutlich wenier sonnig und auch weniger trocken sein wird, können die Verleiher auf eine Stabilisierung ihrer Filme hoffen.
Unter diesen ungünstigen Umständen muss man die Performance von Hangover 3 in der zweiten Woche an der Spitze schon loben. Obwohl der 68%-Rückgang natürlich sehr hart ausfiel, ist es schon eine große Leistung, dass das Comedy-Sequel an seinem zweiten Wochenende dennoch etwa 404,000 Zuschauer in die Kinos locken konnte. Nach 11 Tagen hat Hangover 3 seine Gesamtbesucherzahl auf ansehnliche 2,091,000 gebracht. Als sechster Film von 2013 hat er die 2 Mio-Zuschauermarke überschritten. Letztes Jahr haben es zum gleichen Zeitpunkt nur fünf Filme jenseits des Meilensteins geschafft. Bis zum Gesamtergebnis des ersten Films fehlen ihm nur noch knapp mehr als 100,000 Zuachauer. Allerdings ist Hangover 3 nach einem deutlich stärkeren Start nun hinter Hangover 2 zurückgefallen. Jener fiel an seinem zweiten Wochenende lediglich um 30% und hatte knapp 721,000 Zuschauer. Nach 11 Tagen liegt der dritte Film bereits etwa 180,000 Zuschauer hinter Teil 2 und der Abstand wird sich in den kommenden Wochen wahrscheinlich vergrößern. Daher liegen die 4 Mio Besucher, die Teil 2 erreichen konnte, nun endgültig außer Reichweite. Die gemischte Mundpropaganda wird da auch nicht helfen. Dennoch hat der Film die Goldene Leinwand weiterhin fest im Blick, auch wenn es noch eine Weile dauern könnte, bis er diese erreicht. Ein Gesamtergebnis im Bereich von 3-3,2 Mio Zuschauern erscheint wahrscheinlich.
Fast & Furious 6 verteidigte den zweiten Platz mit 187,000 Besuchern, ebenfalls 68% weniger als in der Vorwoche. Nach drei vollen Wochen steht das Action-Sequel bei tollen 2,372,000 Zuachauern und ist damit bereits der vierterfolgreichste Film von 2013 in Deutschland. Er liegt immer noch mehr als 360,000 Zuschauer vor Fast and Furious Five im selben Zeitraum. Dieser kam allerdings auf mehr als 320,000 Zuschauer an seinem dritten Wochenende. Fast & Furious 6 fehlen jetzt nur noch weniger als 90,000 Besucher bis er zum erfolgreichsten Teil der Reihe in Deutschland wird. Die Entwicklung des Franchise-Erfolgs hierzulande spiegelt auch den Verlauf in Nordamerika und im Rest der Welt wider. Der vierte Film wurde zum erfolgreichsten Teil der Reihe und ab da verbesserte sich jeder folgende Film deutlich gegenüber dem Vorgänger. Ob Fast & Furious 6 immer noch eine Chance auf die erste Goldene Leinwand der Reihe hat, wird sich noch zeigen. Das letzte Wochenende hat seinen Chancen einen herben Schlag verpasst. Die Actionkonkurrenz seitens Olympus Has Fallen und Man of Steel wird es ihm in den kommenden Wochen sicherlich nicht einfach machen, doch wenn das Wetter mitspielt, besteht noch eine Chance. Nächstes Wochenende wird es eindeutig sein, ob der Film das Zeug zu 3 Mio Besuchern hat. Momentan sieht es eher nach einem Endergebnis von etwa 2,8 Mio aus.
Bronze ging an den erfolgreichsten Newcomer der Woche. After Earth legte mit 177,000 Zuschauern in den ersten vier Tagen einen traurigen Start für einen Will-Smith-Film hin. In 572 Kinos gelang ihm lediglich ein Schnitt von 309 Besuchern pro Kino. Smith hat sich nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland über die Jahre als ein veritabler Kassenmagnet etabliert. Kein einziger Film mit ihm seit 2002 hatte weniger als 1,1 Mio Besucher. Doch After Earths Startwochenende ist das schwächste für Smith seit Ali, der 2002 auf gerade einmal knapp 342,000 Besucher kam. Sogar die US-Enttäuschung Sieben Leben erreichte hierzulande mehr als 1,1 Mio Besucher. Seine letzten neun Filme kamen in Deutschland im Schnitt auf jeweils 2,81 Mio Besucher. Drei dieser Filme haben eine Goldene Leinwand mit mehr als 3 Mio Zuschauern ergattert. Bei dieser Ausgangssituation lässt sich After Earths Startwochenende nur als desaströs bezeichnen. Selbst wenn das Wetter in den kommenden Wochen mitspielt und der Film nicht unter harten Rückgängen wie in den USA leiden wird, ist sogar 1 Mio angesichts der Konkurrenz außer Frage. Mit viel Glück könnte der Film auf 800,000 Zuschauer kommen, doch ich erwarte noch weniger.
Kein weiterer Film brachte es auf mehr als 100,000 Zuschauer am Wochenende. Der große Gatsby belegte, wie in der Vorwoche, Rang 4 mit 54,000 Zuschauern und überquerte als 13. Film von 2013 die 1 Mio-Barriere. Mit 1,039,000 Besuchern in der Tasche ist Der große Gatsby der 11. Millionenhit für Leonardo DiCaprio in Deutschland. Den großen Erfolg verdankt er neben der Zugkraft seines Stars vor allem dem Hype um den Film bei den Arthouse-Kinogängern. In der vierten Woche belegt Der große Gatsby nämlich weiterhin den ersten Platz 1 der Arthouse-Kinocharts. Auch wenn Gatsby letztes Wochenende mit 70% ähnlich heftig fiel, wie die anderen Filme, erwarte ich hier auf Dauer dennoch eine langwährende Präsenz. Gatsby wird bei den Open-Air-Vorstellungen ein großer Hit im Sommer sein und die Arthouse-Zuschauer bis in den Herbst hinein begeistern. Deshalb erwarte ich eine Gesamtbesucherzahl von mindestens 1,3 Mio bevor er die Kinos endgültig verlässt.
Epic – Verborgenes Königreich fiel bei dem warmen Wetter wie ein Stein und verlor 78% seiner Zuschauer von der Vorwoche. Mit 52,000 Besuchern von Donnerstag bis Sonntag rutschte der Animationsfilm auf Platz 5 ab und lockte nur noch zusätzliche 52,000 Kinogänger an. Diese brachten seine vorläufige Besucherzahl auf 932,000. Das ist kein tolles Ergebnis für einen Animationsfilm nach vier Wochen in den Kinos, doch angesichts des schwachen Starts dennoch besser als manch einer vermutet hätte. In zwei Wochen wird Die Monster Uni dem Film den Großteil seiner Zuschauer abziehen, sodass Epic am Ende bei etwa 1,2 Mio Besuchern landen sollte.
Star Trek into Darkness verlor 67% und begeisterte an seinem 5. Wochenende 35,000 Kinogänger. Insgesamt hat das Sequel bislang mehr als 1,4 Mio Besucher in die Kinos gelockt und ist damit immerhin schon auf Platz 9 der Jahrescharts aufgestiegen. Der Film ist weiterhin auf Kurs, mehr als 1,5 Mio Besucher zu erreichen, doch für 1,6 Mio hat er wohl nicht mehr genug im Tank. Insgesamt ist die Performance des Films ähnlich der in Nordamerika zu bewerten – solide, aber nicht überragend. Es hätte mehr sein können.
Für Hanni & Nanni 3 ging es um zwei Plätze runter auf #7. In der fünften Woche baute der Familienfilm 75% ab und erreichte 26,000 Zuschauer, wobei er mittlerweile mehr als 720,000 Besucher insgesamt verbucht hat. Damit hat er fast 150,000 Besucher mehr als Hanni und Nanni 2 und fast 300,000 mehr als der erste Film im selben Zeitraum erreicht. Weniger als 170,000 Besucher trennen ihn davon, zum erfolgreichsten Teil der Reihe zu avancieren. Wie auch die anderen Kinderfilme auf dem Markt, erwarte ich, dass auch Hanni und Nanni 3 sich in den kommenden Wochen stabilisieren sollte und besonders in dem Sommerferien wieder frischen Wind bekommen sollte. Weiterhin halte ich 1 Mio Besucher als Gesamtergebnis für den Film möglich. Es wird allerdings nicht vor dem Herbst so weit sein.
Überraschenderweise gelang Evil Dead der beste Hold der gesamten Top 10. Vielleicht lag es auch am FSK18-Freigabe und die Zuschauer solcher Filme sind nicht so "wetteranfällig". Dennoch baute der Horrorstreifen 64% ab und brachte am Wochenende etwa 25,000 neue Zuschauer in die Kinos. Er hat damit in seiner 4. Woche die 600,000-Marke überschritten. Solche Zahlen bleiben Horrorfilmen in Deutschland, mit der Ausnahme von Franchises wie Saw oder Paranormal Activity, seit Jahren verwehrt, erst recht Horrorfilmen mit einer FSK18-Freigabe. Daher ist Evil Dead als ein grandioser Erfolg zu werten. Er hat bereits FSK18-Horrorfilme wie Final Destination 5 und Saw V hierzulande überholt und befindet sich auf gutem Wege der 700,000-Marke zumindest nahe zu kommen.
Snitch – Ein riskanter Deal platzierte sich auf Rang 9 mit 24,000 Besuchern am regulären Wochenende von 178 Locations. Einschlielich Sneaks hat der Film bis Sonntag knapp mehr als 40,000 Zuschauer vorzuweisen. Mit einer langen Laufzeit würde ich hier nicht rechnen. Sogar 100,000 Besucher wird Snitch höchstwahrscheinlch nicht erreichen.
Die Top 10 wurde von Iron Man 3 abgerundet, der um 71% nachgab und mit 15,000 Besuchern sein vorläufiges Ergebnis auf knapp 1,88 Mio brachte. Ob er noch 2 Mio erreichen wird, ist noch nicht klar. Auf jeden Fall wird es eine knappe Angelegenheit. Doch Open-Air-Kinos könnten dabei helfen.
Der erfolgreichste Neustarts unte den anspruchsvolleren Filmen war Before Midnight, der mit fast 20,000 Besuchern (einschließlich Sneaks und Previews) anlief. Am regulären Wochennde waren es fast 14,000 Besucher von 83 Kinos. Sein Vorgänger, Before Sunset, lief 204 mit etwa 36,000 Besuchern von lediglich 50 Kinos an und erreichte insgesamt knapp 283,000 Besucher. Before Sunrise kam sogar (einschließlich der Wiederaufführung von 2004) auf mehr als 340,000 Zuschauer. Natürlich sind die Umstände, unter denen Before Midnight in die Kinos kam, sehr ungünstig. Jedoch ist es trotzdem klar, dass er wohl nicht die Zahlen seiner Vorgänger erreichen wird. Mit etwas Glück und kinofreundlicherem Wetter in den kommenden Wochen könnte er 200,000 Zuschauer erreichen und über den Sommer hinweg gutes Durchhaltevermögen beweisen. Er hat gute Mundpropaganda und tolle Kritiken auf seiner Seite.
Außerhalb der Top 10 befanden sich ganze sechs deutsche Filme in der Top 20. Um genau zu sein, wurden Plätze 14 bis 19 nur von deutschen Produktionen belegt. Ostwind schnitt mit fast 5,000 Besuchern davon noch am besten ab und wurde mittlerweile von mehr als 770,000 Menschen im Kino gesehen. Wie bei Hanni und Nanni 3 rechne ich auch hier mit einer langen Laufzeit im Sommer. Insgesamt wird er auf mehr als 900,000 Zuschauer kommen. Mit einem Rückgang von nur 48% und knapp 3250 Besuchern am Wochenende, gelang Oh Boy der Wiedereinstieg in die Top 20 – und das nach 32 Wochen! Am Wochenende überschritt der sechsfache Gewinner des Deutschen Filmpreises die 300,000-Marke. Auch der Arthouse-Erfolg The Broken Circle erreichte eine nennenswerte Marke. Der belgische Film kann sich nun mit mehr als 100,000 Besuchern rühmen.