Jesse Eisenberg im Interview: Verletzliche Rollen liegen mir

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Als wir Schauspieler Jesse Eisenberg im Zuge der Deutschland-Promotion seines neuen Filmes Die Unfassbaren – Now You See Me zum Interview treffen, fühlt es sich ein wenig so an, wie ein Traum im Traum – ein bisschen verstörend, ziemlich überraschend, absolut undurchschaubar und aufrührend zugleich. Er bringt einen aus dem Konzept, saugt einen in die Realität seiner nervösen Dynamik auf und wie während eines Traumes im Traum ist man es nicht selbst, der kontrolliert, wann man wieder austritt. Hat man gerade das Gefühl, ihn begreifen zu können, ist das Greifbare wie magischer Staub schon wieder verflogen. Ja, wie ein Traum im Traum lässt er einen grübelnd, ein bisschen verwirrt, ein wenig geschafft, wenn zugleich auch fasziniert zum Deuten des soeben Geschehenen zurück.

0/8/15 ist Jesse Eisenberg so zu allerletzt. Genauso wenig ist er eine abgehobene Hollywoodgröße: Gratulationen zu seinem Film will er nicht hören, stattdessen will er wissen, wo wir leben, wo wir geboren wurden, wo unsere Eltern einander kennengelernt haben. Nein, Letzteres ist erfunden, aber zuzutrauen wäre es ihm. Zuzutrauen wäre ihm alles, denn im Großen und Ganzen ist er anders als alle und zugleich alles, das man vielleicht von ihm erwartet oder mit ihm assoziiert. Klar also, was Jesse Eisenberg nicht ist. Was aber ist er tatsächlich? Faktisch ist er einer der erfolgreichesten und bekanntesten Schauspieler unseres Jahrzehnts. In Arje Shaws Off-Broadway-Stück "The Gathering" zum ersten Mal professionell geschauspielert. 1999 mit seinem Auftritt in der Serie "Get Reel" die Fernseh-Schauspielerei begonnen, 2001 zum ersten Mal in einem Spielfilm erschienen – Rodger Dodger. Performance Rodger, Rolle ein wenig Dodger. Danach ein paar sensible Indie-Streifen, 2009 der Durchbruch mit "Zombieland". 2010 mit "The Social Network" oscar-nominiert für die Rolle des Mark Zuckerberg. In den Folgejahren alles, das man sich nur wünschen kann: Horror, Comedy, Thriller, Spielfilm, Theater, Musical, essaistisches Schaffen, Durchbruch als Bühnenautor und dann auch noch die Rolle im Magie-Thriller "Die Unfassbaren", die er selbst als coolste Rolle in der Geschichte des Filmes selbst bezeichnet. So weit so gut: kreativ begabt ist Mr. Eisenberg ganz offenbar. Was aber fernab von seiner Biografie? Wer ist der 29-Jährige, der alles kann? Wie er uns im Interview verrät, ist er ein code-switchender, glaubensloser, nicht allzu ehrgeiziger, privat zurückgezogener, immer charmanter, ziemlich moralischer, sprachwissenschaftlich interessierter, leidenschaftlich schreibender, hingebungsvoll schauspielender Geschichtenerzähler, dessen Geist schon nach dem Aufwachen mit nichts anderem beschäftigt ist, als Schaffenswillen. So viel zu dem, das er uns erklärt, zu sein. Sich daraus nun zu erklären, wer Jesse Eisenberg tatsächlich ist, mag eine wieder andere Sache sein. Was also haben wir aus Mr. Eisenberg, unserem Traum im Traum, gedeutet?

Bei unserem Interview treffen wir auf einen Meister des Smalltalks, der Ablenkung und Überraschung. Wir unterhalten uns mit einer Art supertalentiertem, oft sicherlich missverstandenem und sozial ein wenig verwirrendem Genie, das paralysiert, hypnotisiert, polarisiert und nicht zuletzt fasziniert. In jeder Sekunde ist Jesse Eisenberg der allen im Raum Überlegene, in jeder Sekunde ist er der Unvorhersehbare. Unfassbar. Ja,vielleicht ist er genau das – der Unfassbare und seiner magischen Rolle in "Die Unfassbaren" gar nicht so unähnlich. Now You See Me. Scheinen mag es so, was wir aber tatsächlich sehen, ist wohl nicht viel mehr als eine Illusion; ein Traum im Traum. Eben das, was Mr. Eisenberg uns, ganz der Illusionist, von sich sehen lassen will – Deutung ohne Gewähr. Doch noch ein Stück von ihm aus unserem Interview zu begreifen, sei jedem selbst überlassen. Wir wünschen viel Glück dabei, denn die Chancen stehen nicht allzu gut und genau das macht ihn wohl so interessant.

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FILMFUTTER: Wer ist der größere Illusionist – Bühnenmagier oder Schauspieler?

Jesse Eisenberg: Wahrscheinlich ist das, was wir in "Die Unfassbaren" getan haben, die größte Illusion von allen. Also wäre wohl der Hollywood-Schauspieler, der vorgibt, ein Bühnenmagier zu sein, der größte Illusionist. Wir haben in den USA einen Ausdruck, um eine solche Situation zu beschreiben: "Have your cake and eat it, too.", was so viel heißt, wie: Man bekommt beide Dinge. Ich habe gehört, dass es in jeder Sprache der Welt ein semantisches Äquivalent zu dem Ausdruck gibt. Im Deutschen heißt es: Auf zwei Hochzeiten tanzen. (lacht) Das mag ich besonders gerne. Auf zwei Hochzeiten tanzen – das wäre mein größter Albtraum. Das wäre wie: Don’t have your cake and don’t eat it either." (lacht)

FF: Ist unsere Realität vielleicht die größte Illusion von allen?

JE: Oh, das könnte tatsächlich möglich sein. Vorstellen könnte ich es mir auf jeden Fall, obwohl ich es wirklich schrecklich deprimierend finde, darüber nachzudenken.

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FF: Ist nicht jeder Mensch ein Illusionist?

JE: Ja, mit Sicherheit. Mein Vater arbeitet als Soziologielehrer und im Großen und Ganzen bringt er seine Schülern bei, dass wir alle verschiedene Rollen im Alltag übernehmen und unterschiedlichen Leuten verschiedene Seiten von uns zeigen. Da gibt es einen sozio-psychologischen Prozess, der sich Code Switching nennt: man verändert sein Verhalten mit dem Raum, in dem man sich aufhält oder den Menschen, mit denen man zusammen ist. In diesem Sinn sind wir also alle Illusionisten. In "Die Unfassbaren" ist mein Character Atlas als echter Illusionist aber nicht wirklich Illusionist im Sinne des Code-Switchings. Er verändert sich nicht mit der Gruppe, sondern lebt davon, die Gruppe zu manipulieren und deren Verhalten oder Wahrnehmung über seine ausgeklügelten Tricks zu verändern.

FF: Bis du ein Code-Switcher und warst vor einer Stunde jemand anderes als jetzt?

JE: Ja, auf jeden Fall. Ich denke oft über diesen Prozess nach. Ich bin mittlerweile in New York am Theater beschäftigt und wir haben unser Stück ungefähr 85 Mal aufgeführt. Obwohl man immer mit den exakt selben Intentionen auf die Bühne geht, ist so eine Aufführung jedes Mal anders, weil jede Show für ein anderes Publikum ist. Man passt das Stück spontan an. Manchmal wird viel gelacht, dann hat man die Möglichkeit, die Aufführung noch lustiger zu machen oder man wehrt sich gegen diesen Mechanismus und stellt dramatische Sequenzen besonders dramatisch dar, weil man sich nicht von der Menge manipulieren lassen will. Auf jeden Fall läuft es wohl darauf hinaus, dass man sich immer wieder mit der Menge verändert, wenn man auch dasselbe Ziel hat, wie die Aufführung zuvor.

FF: Wie unterscheidet sich deine Medienpersona von deiner Privatpersona?

JE: Meine Medienpersona ist extrem charamant. Meine Privatpersona eigentlich auch – wenn ich draußen herum laufe, kippen die Leute von meinem Charme reihenweise um. Nein, eigentlich ist meine Privatpersona sehr introvertiert. Den ganzen Tag über bin ich sehr ruhig und dann gehe ich auf die Bühne und bin plötzlich sehr selbstbewusst und extrovertiert, so wie Leute, die eigentlich sehr selbstbewusst sind und auf die Bühne gehen, plötzlich komisch oder schüchtern werden können. Eigentlich eigenartig, aber da ist etwas im Schauspiel, das einem Verhaltensweisen erlaubt, die man im privaten Leben gar nicht kennt.

FF: Welches Bild hast du selbst von dir? Du bist Autor, Drehbuchautor, Schauspieler etc. – was siehst du am meisten in dir?

JE: Schreiben tue ich, wenn ich gerade nicht schauspielere, was bedeuten soll, die meiste Zeit des Jahres über. Wenn man Schauspieler ist – sogar wenn man erfolgreicher Schauspieler ist – dann hat man zwischen den Rollen meistens mehr als 6 Monate frei. Wenn ich so lange frei habe, dann führen wir die Theaterstücke auf, die ich die freien Tage zuvor geschrieben habe. Jeder Schauspieler, den ich kenne, hat eine Nebenbeschäftigung in der Art – einen zweiten Job oder ein Hobby. Ich glaube, wegen der längeren Pausen zwischen den Rollen ist das wichtig, weil man sonst irgendwann durchdreht, wenn man kein Vollidiot ist.

FF: Du schreibst mittlerweile wirklich gute Essays für den New Yorker. Hast du einen Roman geplant?

JE: Ja, ich schreibe humoristische Beiträge für den New Yorker – danke, fürs Lesen. Tatsächlich habe ich einen Roman geschrieben, aber ich habe ihn nie veröffentlicht. Ich habe eine Romanversion von meinem vergangenen Theaterstück verfasst, aber dann habe ich mich dagegen entschieden, das Stück auch als Buch herauszugeben, weil ich es für einen Roman zu schlecht fand.

FF: Du bist also sehr ehrgeizig, was das Schreiben betrifft?

JE: Ich bin ehrgeizig, wenn auch nicht ehrgeizig im konventionellen Sinne. Ich liebe Schreiben. Wäre ich wirklich ehrgeizig, würde ich keine Stücke für ein Theater mit 200 Plätzen schreiben, sondern konstant Mainstream Filme machen. Ich schreibe, weil ich nicht anders kann. Wenn ich in der Früh aufwache, ist es alles, woran ich denke. Menschen, die aus anderen Beweggründen schreiben, sind für mich keine guten Autoren. Schreibt jemand, um möglichst großen Erfolg zu haben, oder ein möglichst breites Publikum anzusprechen, dann lässt sich das meistens noch im Werk erkennen. Es ist stupide, mit dem Gedanken an Erfolg oder die große Bühne zu schreiben. Für mich sind das die falschen Beweggründe und ich glaube nicht, dass es der Weg zum Erfolg sein kann – sogar dann nicht, wenn es ein Stück dann beispielsweise tatsächlich auf die große Bühne schafft.

FF: Bisher hast du dich vor allem in verletzlichen Rollen bewiesen. Hast du Angst, darauf reduziert zu werden?

JE: Nein, überhaupt nicht. Ich habe großes Glück, dass man mir diese, wie du sagst, "verletzlichen" Rollen angeboten hat, weil sie eher rar sind. 99 Prozent aller Filmcharaktere haben kein Innenleben und sind nur für den Fortgang des Plots angelegt – in der Art von: "Das ist der Kerl, der die Zigarettendose bringt." Nach den verletzlichen Rollen hatte ich in "Die Unfassbaren" die Gelegenheit, mich als dreisten und selbstüberzeugten Magier zu beweisen, was ja wohl die coolste Rolle auf der ganzen Welt ist – mehr kann man kaum wollen. Vermutlich werde auch ich eines Tages der Kerl sein, der die Zigarettendose bringt, aber bis dahin würde ich gerne so weiter machen und Figuren mit einem vielfältigen Innenleben darstellen.

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FF: Verletzlich vielfältig oder dreist vielfältig – was ist dir lieber?

JE: Ein Charakter wie Atlas ist mir am liebsten, weil er sich selbst liebt. Wenn ich einen Kerl darstelle, der sich mag, dann färbt das auf mich ab und ich nehme mich positiver wahr. Spiele ich jemanden, der traurig, wütend oder deprimiert ist, dann fühle auch ich mich so. Stelle ich einen Kerl dar, der sich selbst hasst, dann hasse ich mich automatisch auch und habe das Gefühl, beim Drehen versagt zu haben, auch wenn ich während der Dreharbeiten eigentlich abgeliefert habe. Während des Drehs zu "Die Unfassbaren" hatte ich ein sehr positives Gefühl, weil Atlas sich liebt. Das macht automatisch mehr Spaß.

FF: Haben sich die Rollenangebote seit deiner Oscar-Nominierung verändert?

JE: Nein, überhaupt nicht. Als ich 19 war, habe ich in einem winzigen Indie-Streifen mitgespielt und vielen Leuten hat es gefallen. Ab diesem Zeitpunkt habe ich recht viele Angebote bekommen. Niemand hat mich vorher überhaupt in einem Film bemerkt, ich hatte also großes Glück, in diesem Film zu sein. Mit der Zeit bin ich dann in vielen bekannten Filmen und in genauso vielen unbekannten aufgetreten, aber ich bekomme seit Jahren dieselben Rollenangebote. Wenn etwas gerade herausgekommen ist und sehr bekannt war, wie jetzt "Die Unfassbaren", dann kommen für ein paar Wochen immer sehr viele Drehbücher, aber meistens sind die alle fürchterlich, also will man so oder so nicht an den Projekten beteiligt sein und wartet konstant auf etwas Gutes.

FF: Wie entscheidest du, dass "etwas Gutes" dabei ist?

JE: Wenn etwas schlecht ist, dann merkt man das sofort. Wenn etwas losgeht in der Art von – "Wir eröffnen auf die schönsten Beine, die die Welt je gesehen hat. Sie reichen von hier bis dort." – dann denkt man sofort: Gütiger Gott, an diesem Film will ich mit Sicherheit nicht beteiligt sein. Die meisten Skripts gehen in dieser Art und Weise los. Dann gibt es noch welche, die wirklich gut sind, aber so oder so ein Erfolg werden. An solchen Projekten will man auch nicht mitwirken. Man entscheidet sich wohl einfach für etwas wie "Die Unfassbaren". Solche Skripts liest man und ist sicher, dass es für einen persönlich interessant sein wird, den Charakter darzustellen.

FF: Da du selbst ja Drehbücher schreibst, kannst du dir im Grunde deine eigenen Rollen anlegen…

JE: Ja, ich schreibe mir Theaterrollen, aber sämtliche Rollen, die ich für mich selbst schreibe, schmeicheln mir nicht unbedingt. Es sind immer schreckliche Menschen. Anscheinend will ich immer die schlechteste Seite von mir selbst sehen. In meinem letzten Stück "The Revisionsist" war ich dieser fürchterlich schreckliche Kerl. In dem Stück davor war es noch schlimmer und in dem, das folgen wird, wird es am allerschlimmsten.

FF: Du hast vorhin gesagt, wenn du einen schlechten Menschen spielst, fühlst du dich schlecht. Leidest du gerne?

JE: Ja, das stimmt, ich fühle mich dann nicht besonders. Wahrscheinlich ist da tatsächlich etwas in dieser Art dahinter und ich sehe mich gerne leiden. Im Deutschen gibt es ein extra Wort dafür, oder? Ist es "Schadenfreude"?

FF: Schadenfreude meint lachen über das Leid von anderen. Tatsächlich ist die exakte Semantik von "Schadenfreude" in allen Sprachen der Welt äquivalentlos.

JE: Ich dachte immer, masochistisch ist ein Äquivalent zu "Schadenfreude". Wenn "Schadenfreude" das Lachen über das Leid von anderen ist, dann hat es aber doch auch ein Ąquivalent: Sadismus. Obwohl man wahrscheinlich auch Schadenfreude fühlen kann, wenn man nicht sadstisch ist, richtig? Wahrscheinlich stimmt es also und "Schadenfreude" ist tatsächlich äquivalentlos…

FF: Um auf den Film zurück zu kommen: was hast du aus "Die Unfassbaren" gelernt?

JE: Selbstbewusstsein. Mein Charakter Atlas ist der beste Bühnenmagier der Welt – er ist wahnsinnig selbstbewusst und ich habe gelernt, dass Selbstbewusstsein eigentlich nicht viel mehr ist, als ein Trick. Ist man nicht selbstbewusst, kann man tricksen und zumindest anderen selbstbewusst erscheinen. Ich habe über mich selbst gelernt, dass meine extreme Bühnenangst eine Sache ist, die ich selbst an- und ausschalten kann. Wenn ich es will, kann ich selbstbewusst auf die Bühne gehen und tue ich es nicht, bin ich selber schuld, dass ich mich so quäle. Ich fühle mich seit "Die Unfassbaren" also wohler auf der Bühne oder in Interviewsituationen wie der hier.

FF: Wie du sagtest ist Atlas der Beste in seinem Job. Gleichzeitig scheint er nicht besonders gut mit Menschen zu können. Ist eine gewisse Isolation notwendig, um in etwas der Beste zu sein?

JE: Definitiv. Alle Leute, die wirklich gut in etwas sind, sind Einzelgänger. Zumindest alle, die ich kenne. Um in etwas extrem gut zu werden, braucht es enorme Konzentration und Übung. Ich stimme dem also definitiv zu und bin der Meinung, dass Einsamkeit hier förderlich ist, weil man nur in sich gekehrt und alleine wirklich bei sich ist, sich besser kennt und seine Vorstellungskraft besser nutzen kann. Menschen, die sich ständig in sozialen Situationen bewegen und konstant mit anderen Leuten umgeben, werden im Umgang mit anderen wirklich gut, aber ich glaube, dass alle langsamen Denkprozesse Isolation erfordern.

FF: Altas wird als Kontroll-Freak beschrieben. Bist auch du einer?

JE: Nein, das würde ich nicht sagen. Nur, wenn es um Socken geht. Ich muss immer sicher stellen, dass ich die richtigen Socken trage. (Anm. d. Red: krempelt Hosenbein hoch) Mal ernsthaft: wie cool sind die denn bitte? Für alle, die das hier lesen: wir betrachten gerade braun gestreifte Navy-Socken. Jeder Streifen ist ungefähr 1,5 Inches breit oder, wie ihr es nennt, 3 cm und jede Socke reicht bis zur, ich würde sagen, Hälfte der Wade.

FF: Viele Menschen assoziieren Magier mit dem Illegalen. Warum?

JE: Ich denke das liegt daran, dass das Herzstück ihrer Arbeit Betrug ist. Sie fühlen sich extrem wohl dabei, andere zu beschwindeln und zu hintergehen. Schwindel und Betrug assoziiert man dann wohl mit dem Illegalen im Sinne des Unmoralischen. Ich habe dafür sogar ein Beispiel. Als wir "Die Unfassbaren" gedreht haben, habe ich für die Crew ein paar Tricks aufgeführt. Ich habe ihnen danach jedes Mal gesagt, wie der Trick funktioniert, wohingegen die tatsächlichen Magier, die uns am Set behilflich waren, der Crew Tricks gezeigt haben, ohne jemals zu erzählen, wie sie funktionieren. Sie haben mich dafür gehasst, dass ich ein paar ihrer Tricks verraten habe, aber ich konnte sie nicht für mich behalten, weil ich mich schlecht gefühlt hätte, Geheimnisse vor der Crew zu haben oder sie zu belügen. Genau das tun Magier aber: sie fühlen sich dabei wohl, andere zu belügen und das ist unmoralisch, weil man das Gefühl hat, ihnen nicht vertrauen zu können.

FF: Porträtiert "Die Unfassbaren" Magier moralischer, als wir es von älteren Filmen gewohnt sind?

JE: Im Prinzip überhaupt nicht. Magie ist immer Betrug und Magier sind immer Betrüger. Einen Unterschied macht "Die Unfassbaren" aber doch. Die Charaktere nutzen den Betrug der Magie hier, um Geld von korrupten Unternehmen zu stehlen und es an die Leute zurück zu geben, denen es gestohlen wurde. In diesem Sinne nimmt man die Magier im Film vielleicht als moralischer wahr, weil ihr Betrug aus einem moralisch vertretbaren Beweggrund heraus entstanden ist.

FF: Im Film kann das scheinbar Übernatürliche erklärt werden. Wie ist es mit dir – glaubst du an das Unerklärliche?

JE: Ich habe aus diesem Film gelernt, dass alle scheinbar magischen Dinge nur Tricks sind, die sich irgendjemand ausgedacht hat. Es sind gut durchdachte und kreative Tricks, die über Jahre geübt werden müssen, aber schlußendlich sind es noch immer Tricks. Nichts davon hat irgendetwas mit Glaube zu tun. Nicht einmal das Gedankenlesen: Mentalisten tun nicht viel mehr, als die Mimik eines Menschen zu beobachten und daraus Schlussfolgerungen über sein Innenleben zu ziehen. Magie ist nicht viel mehr als eine konstruierte Fiktion.

FF: Wenn du nicht an Übernatürliches glaubst – an was glaubst du im Leben?

JE: Ganesha. (Anm. d. Redaktion: hinduistische Gottheit, "Beseitiger aller Hemmnis") Nein, ich weiß nicht genau – über solche Dinge denke ich nicht nach. Ich bin wohl ein ziemlich langweiliger Typ. Anscheinend ein Ungläubiger – es ist wirklich schrecklich. Ich wurde jüdisch erzogen, aber dann habe ich aufgehört zu glauben. Meine Eltern haben mich auf eine jüdische Schule geschickt und ich habe es dort gehasst. Es war grauenvoll dort. Ich bin mit niemandem ausgekommen. Für einige Zeit bin ich wohl mit Gott ausgekommen, aber das war´s dann auch schon wieder mit dem Spaß. Fürchterlich: in der jüdischen Schule war Gott war der Einzige in meiner Klasse, mit dem ich mich verstanden habe, aber dann hat er nicht mehr angerufen, weil er bessere Freunde gefunden hatte. Vielleicht hatte er auch Besseres zu tun, weil irgendwo ein Krieg ausgebrochen ist. Nachdem er nicht mehr anrief, habe ich jedenfalls die Schule abgebrochen. Man kann sagen, von da an gingen Gott und ich einvernehmlich getrennte Wege.

FF: Anders als mit Gott kommst du, wie man liest und sieht, sehr gut mit Woddy Harrelson, deinem Co-Star aus "Zombieland" und "Die Unfassbaren" zurecht…

JE: Woody Herrelson und ich haben wohl einfach eine ähnliche Art der Sensibilität. Um das klarzustellen, führen wir aber nicht gerade die Art von zwischenmenschlicher Beziehung, in der man sich über die Ablehnung von Glauben austauscht…

von Sima Moussavian

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DIE UNFASSBAREN – NOW YOU SEE ME
Kinostart: 11.07.2013

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