Quelle: Insidekino
Die deutschen Kinocharts erlebten eine starke Flaute im September und Oktober und sogar November blieb trotz starker Zahlen von Fack Ju Göhte! und Catching Fire hinter dem Vorjahr zurück, das mit Skyfall und dem letzten Twilight-Film noch größere Blockbuster lieferte. Doch Ende November kam mit dem Start von Die Eiskönigin – Völlig unverfroren die Wende und seitdem feiern die Filme einen andauernden Siegeszug nach Besucherzahlen gegenüber 2012. Dieser Siegeszug kam letztes Wochenende zu seinem vorläufigen Höhepunkt als dank Feiertagen, Weihnachtsferien und einem sehr ansprechenden Angebot an Filmen das besucherstärkste Wochenende seit einer gefühlten Ewigkeit an den deutschen Kinokassen erreicht wurde. Zum ersten Mal erreichte die Top 10 mehr als 3 Mio Besucher – knapp 3,291,000 um genau zu sein. Dies stellte eine Verbesserung von etwa 57% gegenüber der Vorwoche dar sowie einen Anstieg von 14% gegenüber dem gleichen Wochenende im Vorjahr. Damit hat 2013 bereits am fünften Wochenende in Folge das entsprechende Wochenendergebnis von 2012 geschlagen. Das gelang diesmal sogar trotz der Tatsache, dass die Nummer 1 dieses Jahr an dem Wochenende etwas schwächer ausfiel als am letzten Wochenende von 2012. Dies konnten aber die zwei Neustarts (Der Medicus und Buddy) locker wettmachen, die insgesamt fast 1 Mio Zuschauer in die Kinos lockten.
Trotz heftiger Konkurrenz (fünf Filme haben am Wochenende jeweils mehr als 250,000 Besucher für sich verbucht) blieb Der Hobbit – Smaugs Einöde auch in der dritten Woche ungeschlagen und verbesserte sich sogar um 9% gegenüber seinem vorherigen Wochenende. Mit stolzen 1,072,000 Besuchern von Donnerstag bis Freitag schrieb er gar das achtbeste dritte Wochenende aller Zeiten, wobei man anmerken muss, dass den drei Herr-der-Ringe-Filme vor ihm sowie Der Hobbit – Eine unerwartete Reise die Plätze 2, 3, 4 und 6 auf jener Liste gehören. Doch auch wenn der Film gegenüber seinen Vorgängen den Kürzeren ziehen musste, ändert das nichts an der Tatsache, dass sein 18-Tage-Ergebnis von 4,170,000 Zuschauern großartig ist und ihn bereits zum dritterfolgreichsten Film von 2013 in Deutschland macht. Sein Vorgänger hat es letztes Jahr lediglich auf Rang 4 der Jahres-Charts geschafft (hinter Ziemlich beste Freunde, Skyfall und Ice Age – Voll verschoben). Verglichen mit seinem direkten Vorgänger, hinkt Der Hobbit – Smaugs Einöde aber hinterher, und zwar um mehr als 250,000 Zuschauer (allerdings startete der erste Film auch einen Tag früher).
Der Hobbit hat sich bislang seinem Vorgänger nicht unähnlich verhalten und wird daher mit Sicherheit diesen Monat noch die 6-Mio-Marke und damit die zweite Goldene Leinwand packen. Sogar das Gesamtergebnis seines Vorgängers (6,6 Mio Besucher) könnte er erreichen, denn im Gegensatz zu Teil 1, der sich im Januar 2013mit Django Unchained und Der Schlussmacher herumschlagen musste, die gemeinsam mehr als 7 Mio Zuschauer in die Kinos lockten, wird die Konkurrenz für den zweiten Hobbit-Film deutlich milder ausfallen. Ich gehe deshalb von mindestens 6,4 Mio als Gesamtbesucherzahl aus. Nach Umsatz ist Der Hobbit – Smaugs Einöde übrigens mit €44,8 Mio auf Platz 29 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten in Deutschland aufgestiegen und sollte am Ende höchstwahrscheinlich unter den ersten zehn landen, wie schon sein Vorgänger. Damit wären unter den zehn umsatzstärksten Filmen aller Zeiten in Deutschland ganze fünf Mittelerde-Beiträge von Peter Jackson!
Ein phänomenaler Start gelang letztes Wochenende der lange erwarteten Bestsellerverfilmung Der Medicus. Bereits am ersten Weihnachtstag gestartet, erreichte Der Medicus in seinen ersten fünf Tagen 844,000 Besucher. Zieht man den Mittwoch ab, so waren es immerhin 714,000 am regulären Wochenende, was ihm einen Schnitt von 1133 Zuschauern pro Kino in seinen 630 Spielstätten ermöglichte. Es war bei weitem das beste Startwochenende des Jahres, das es nicht zu Platz 1 der Charts gebracht hat und der siebtbeste Start von 2013 überhaupt. Zudem war es der zweitbeste Start für eine deutsche (Ko-)Produktion hinter Fack Ju Göhte!. Der Medicus reiht sich in die Liste von erfolgreichen, englischsprachigen und von Deutschland produzierten Bestsellerverfilmungen ein, zu denen auch Das Parfum (5,6 Mio Besucher), Die Päpstin (2,5 Mio Besucher) und Der Name der Rose (5,9 Mio Besucher) gehören. Die Vorlage von Der Medicus wurde hierzulande mehr als 6 Mio mal verkauft (viel mehr als in irgendeinem anderen Land) und gehört seit langer Zeit zu den wenigen noch unverfilmten Riesenbestsellern. Die sehr intensive Werbung tat den Rest und katapultierte Der Medicus in den Box-Office-Himmel. Der Start lag dabei zwischen denen von Das Parfum (1,042,000 Besucher) und Die Päpstin (372,000 Besucher). Auch beim Endergebnis sollte es ähnlich aussehen. Mindestens 3,5 Mio Zuschauer sollte Der Medicus erreichen und auch 4 Mio sind in seiner Reichweite. An die Zahlen von Der Name der Rose und Das Parfum glaube ich aber noch nicht. Der Medicus wird wohl der letzte 2013-Film sein, der die 3-Mio-Besuchermarke kacken und sich eine Goldene Leinwand holen wird.
Die Eiskönigin – Völlig unverfroren zeigte sich am 5. Wochenende von den Overachievern auf den ersten beiden Plätzen vollkommen unbeeindruckt, verzeichnete einen Plus von 25% gegenüber der Vorwoche und kam auf unglaubliche 540,000 Besucher, was für den drittplatzierten Film der Charts eine seltene Zahl ist. Dabei lag das fünfte Wochenendergebnis des Films lediglich 6% (!!!) unter seinem Startwochenende. Insgesamt hat Die Eiskönigin bis dato 3,242,000 Zuschauer erreicht und zog damit an Fast & Furious 6 und Hangover 3 in den Jahres-Charts vorbei. Mittlerweile belegt der Film Rang 6 unter den erfolgreichsten Filmen von 2013 in Deutschland und wird kommendes Wochenende schon auf Platz 4 liegen. Dabei ist Die Eiskönigin bereits auf Platz 19 der erfolgreichsten computeranimierten Filme aller Zeiten hierzulange aufgestiegen und hängt im Wochenvergleich Rapunzel deutlich ab. Der Film hatte im selben Zeitraum etwa 250,000 Besucher weniger und wird in den kommenden Wochen noch viel weiter zurückfallen. Spätestens Mitte Januar wird der Film 4 Mio Besucher erreichen. In den nächsten Wochen kommt die einzige Konkurrenz, die den Film erwartet, von Fünf Freunde 3 und mit dieser wird Die Eiskönigin gut umgehen können. Es sieht ganz danach aus als könnte der Streifen mit etwas Glück sogar 5 Mio Besucher in Deutschland packen. Das würde ihn zum zehnterfolgreichsten computeranimierten Film aller Zeiten in Deutschland machen und zum fünfterfolgreichsten, der kein Sequel ist. Sollte er aber die 5-Mio-Marke knapp verpassen, dann wäre es kurioserweise der erste CG-animierte Film, der in Deutschland zwar mehr als 4 Mio Besucher aber weniger als 5 Mio schaffen würde. Dieser Fall trat bislang nämlich noch nie ein. So oder so ist dem Streifen Platz 3 unter den erfolgreichsten Filmen des Jahres nahezu garantiert.
Fack Ju Göhte! fiel um einen Platz auf Rang 4, verbesserte sich aber zum zweiten Mal in Folge gegenüber der Vorwoche. Mit 344,000 Besuchern (+18%) schrieb er die besten Zahlen seit seiner vierten Woche – und das an seinem 8. Wochenende (übrigens das sechstbeste achte Wochenende aller Zeiten)! Dabei erhöhte der Film sein vorläufiges Gesamtergebnis auf fast 5,5 Mio Besucher und lässt nun keine Zweifel mehr daran, dass er der große Favorit für die Jahreskrone ist. Es wäre die erste deutsche Nummer 1 seit (T)Raumschiff Surprise- Periode 1 vor neun Jahren. Mehr als die meisten anderen Filme profitiert gerade Fack Ju Göhte! von den Schulferien, denn für die meisten Schüler des Landes ist die Sichtung der Erfolgskomödie ein Muss. Schon bald wird der Film auch Keinohrhasen überholen und zum erfolgreichsten deutschen Film seit 7 Zwerge – Männer allein im Wald werden. Ich glaube aber weiterhin fest daran, dass dank extrem guter Mundpropaganda und schwacher Konkurrenz im Januar Fack Ju Göhte! sogar die 7-Mio-Marke knacken wird und am Ende zu den vier erfolgreichsten deutschen Filmen seit 1968 gehören wird (hinter Der Schuh des Manitu, (T)Raumschiff und Otto – Der Film. Man kann sich nur ausmalen, wie riesenhaft der Erfolg (zumindest zum Start) des angekündigten Sequels sein wird.
Dagegen erscheinen die Zahlen von Michael Bully Herbigs neustem Film nahezu zwergenhaft. Buddy rundete mit 310,000 Besuchern bis Sonntag die Top 5 ab, wobei 261,000 davon am regulären Wochenende kamen. In seinen 557 Kinos erreichte er einen soliden, wenn auch nicht weiter auffälligen Schnitt von 469 Besuchern/Location. Gute Mundpropaganda sollte Buddy aber eine lange Laufzeit ermöglichen und eine Gesamtbesucherzahl von 1,4 Mio. Das wäre zwar immer noch das schwächste Ergebnis für eine Regiearbeit von Bully seit seinem Debüt mit Erkan und Stefan, doch angesichts des hart umkämpften Marktes ein ansehnliches Ergebnis.
Die Tribute von Panem – Catching Fire gehörte am Wochenende zu den wenigen "Verlierern" und gab um 5% nach. Damit lockte der Film zusätzliche 158,000 Besucher in die deutschen Kinos und steht nach sechs Wochen bei fast 3,4 Mio. Langsam aber sicher verringert Catching Fire nach einem schwächeren Anlauf den Abstand zu den Twilight-Sequels. Im gleichen Zeitraum (sechs Wochen) lag Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht Teil 2 nur 350,000 Zuschauer weiter vorne. Zwar wird Catching Fire den Film höchstwahrscheinlich nicht ganz einholen, sollte jedoch am Ende nicht allzu weit hinter ihm und den anderen Twilight-Fortsetzungen landen. Ich erwarte eine Gesamtbesucherzahl von etwa 3,8 Mio. Von den Twilight-Filmen hatten nur Eclipse und Breaking Dawn II noch bessere Zahlen in Deutschland. Da die Mundpropaganda für den Film aber deutlich besser ist, rechne ich dem dritten Teil gute Chancen auf 4 Mio Zuschauer zu – das hat nämlich keiner der Twilight-Filme geschafft.
Deutlich abgeschlagen landete Dinosaurier – Im Reich der Giganten mit 63,000 Zuschauern (+29%) auf Rang 7 und steht nach 11 Tagen bei 137,000 Besuchern. Das liegt eindeutig unter dem, worauf der Verleiher angesichts des breiten Starts gehofft hat, doch dank Ferien und schwacher Konkurrenz könnte der Film vielleicht 350,000 Besucher erreichen.
Platz 8 ging an den türkischen Überraschungserfolg Dügün Dernek, der an seinem vierten Wochenende gewaltige 61% zulegte, obwohl er nur ein einziges zusätzliches Kino spendiert bekam. Der Streifen lockte 57,000 Zuschauer in die Kinos und brachte seine Gesamtbesucherzahl auf 176,000 nach 25 Tagen. Die Laufzeit des Films ist sehr ungewöhnlich, denn normalerweise starten türkische Filme in Deutschland stark, fallen aber extrem schnell ab und verschwinden nach 3-4 Wochen aus den meisten Kinos. Es sieht ganz danach aus als könnte Dügün Dernek auf mehr als 300,000 Besucher hierzulande kommen, was für Platz 7 unter den erfolgreichsten türkischen Filmen aller Zeiten in Deutschland ausreicht.
Machete Kills hatte den stärksten Drop in der Top 10, was aber auch nur einen Rückgang von 14% gegenüber seinem Startwochenende bedeutete. Nach weiteren 46,000 Besuchern steht der Film bei 143,000 nach 11 Tagen. Er liegt damit keine 100,000 Zuschauer vom Endergebnis des ersten Films entfernt und sollte dieses mit hoher Wahrscheinlichkeit übertreffen. Sehr hilfreich ist hier natürlich die niedrigere FSK16-Altersfreigabe (der Vorgänger war erst ab 18 Jahren freigegeben).
Das Horror-Remake Carrie ist ein weiteres Beispiel für überraschend gut in Deutschland laufende Horrorfilme letztes Jahr. Der Film blieb auf Vorwochen-Niveau und belegte mit 36,000 Zuschauern Rang 10 der Charts. Insgesamt wurde er bisher von 282,000 Zuschauern gesehen und wird es auf knapp 350,000 bringen, bevor seine Laufzeit vorüber ist.
Jim Jarmuschs Vampir-Drama Only Lovers Left Alive verpasste mit 35,000 Besuchern denkbar knapp den Einzug in die Top 10 und erreichte von seinen 87 Kinos einen sehr starken Schnitt von 404 Zuschauern/Kino. Bis Sonntag hat er insgesamt 39,000 Kinogänger für sich begeistert. Hier erwarte ich eine Arthouse-typische lange Laufzeit und ein Endergebnis oberhalb von 200,000 Besuchern. Ein kleiner Erfolg für Jarmusch!
Inside Llewyn Davis schreibt in Arthouse-Kinos weiterhin starke Zahlen und legte an seinem vierten Wochenende um 10% auf 26,000 Besucher zu. Mit insgesamt 189,000 Besuchern ist es nicht mehr weit bis zum Gesamtergebnis von Coens' A Serious Man. Sollte Inside Llewyn Davis, wie erwartet, bei den Oscars als "Bester Film" nominiert werden, so traue ich ihm hierzulande auch mehr als 300,000 Zuschauer zu. Für einen Film über die US-amerikanische Folk-Musikszene ohne nennenswerte große Stars ist es ein tolles Ergebnis und größtenteils dem Coen-Namen zuzuschreiben.
Blue Jasmine von Woody Allen knackte nach acht Wochen endlich die 400,000-Besuchermarke und steht nun bei 412,000 Zuschauern. Mit Oscar-Hype sollte auch eine halbe Million drin sein. Allerdings ist es ein wenig enttäuschend, dass der Film trotz deutlich besserer Rezeption, nicht die Zahlen von To Rome with Love vom letzten Jahr übertreffen kann.
Nicole Holofceners Genug gesagt legte an seinem zweiten Wochenende um 9% zu und rundete mit 10,0000 Besuchern die Top 10 ab. Insgesamt hat der Streifen nach 11 Tagen knapp 40,000 Besucher für sich verbucht.
Derweil hat DreamWorks' Turbo seine Gesamtbesucherzahl auf knapp mehr als 1,15 Mio erhöht und sollte bald Sonys Animationserfolg Hotel Transsilvanien überholen.
Caroline Links Exit Marrakech hat derweil die 300,000-Marke gepackt, während der Arthouse-Überraschungserfolg Das Mädchen Wadjda bei mehr als 200,000 Zuschauern steht.