Quelle: Hollywood Foreign Press Association
Die 71. jährlichen Golden Globes wurden letzte Nacht in Los Angeles von der Hollywood Foreign Press Association verliehen. Auch wenn die Aussagekraft der Golden Globes bezüglich der Oscars in den letzten Jahren stark gelitten hat (man denke an The Social Network oder Avatar) und die Globes nicht von Industrieleuten, sondern von einer eher mysteriösen Gruppe von Journalisten verliehen werden, sind die Globes bereits sei Jahrzehnten die renommiertesten Auszeichnungen in Hollywood nach den Oscars und in der Regel die erste große Preisverleihung, die in einer Oscar-Saison stattfindet. Im Gegensatz zu den Oscars, die meist kurz vor der Verleihung bereits eher vorhersehbar sind (mit einigen wenigen Ausnahmen), sind die Globes (u. a. durch die deutlich kleinere Anzahl der Wähler) häufig für Überraschungen gut, die mal positiv, mal negativ ausfallen.
Worauf man sich bei den Globes in den letzten Jahren dafür immer verlassen konnte, ist eine bessere (da meist zügellosere) Moderation, als bei den Academy Awards. So haben Amy Poehler und Tina Fey bei ihrem zweiten Einsatz nicht enttäuscht, auch wenn ihr Hosting doch stellenweise etwas zahmer erschien als letztes Jahr. Insgesamt lieferten sie aber eine gute Vorstellung ab. Außerdem sieht man bei den Oscars selten so viele betrunkene Celebrities auf der Bühne, wie hier (Jacquieline Bisset! Emma Thompson!). Jedenfalls war es dieses Jahr recht auffällig.
Was die diesjährigen Sieger im Bereich "Film" angeht, so gab es diesmal mehr Überraschungen als üblich, auch wenn die beiden Gewinner der Kategorie "Bester Film" (Drama und Comedy/Musical) mit 12 Years a Slave und American Hustle den allgemeinen Erwartungen entsprechend ausgefallen sind. American Hustle zeigte sich über die gesamte Verleihung hinweg ziemlich stark und holte als einziger Film (oder sogar Serie) drei Golden Globes – für Jennifer Lawrence als "Beste Nebendarstellerin (nach Silver Linings der zweite Golden Globe in Folge), für Amy Adams als "Beste Hauptdarstellerin (Comedy/Musical)" und für den Film selbst. Adams und Lawrence waren leicht überraschende Sieger, insbesondere Adams, die sich gegen Meryl Streep (Im August in Osage County) in ihrer Kategorie durchsetzte und nach langem Schwächeln sich doch wieder Hoffnungen auf eine Oscarnominierung machen kann.
Nichtsdestotrotz haben weder 12 Years a Slave noch American Hustle die wichtigen Preise für "Beste Regie" und "Bestes Drehbuch" gewonnen. Diese gingen jeweils an Alfonso Cuarón (Gravity) und Spike Jonze (Her). Das bedeutet, dass beide weiterhin gleichermaßen Favoriten im Rennen bleiben und keiner durch die Globes wirklich stark profitieren konnte. 12 Years a Slave ist, genau genommen, der größte Verlierer des Abends. Mit sieben Nominierungen (neben American Hustle die meisten unter allen Filmen) ging er als haushoher Favorit ins Rennen und musste dabei zusehen, wie er alles, bis auf den nahezu als Trostpreis wirkenden "Bester Film (Drama)"-Globe, an seine Konkurrenten verloren hat, darunter auch all seine drei Schauspielnominierungen. Zuletzt kam es vor sechs Jahren vor, als Babel ebenfalls nur den Golden Globe als "Bester Film (Drama)" gewonnen hat und sonst nichts. Interessanterweise führte damals auch Babel nach der Anzahl der Nominierungen. In dem Fall von 12 Years a Slave ist dieses Ergebnis jedoch noch verwundernswerter, denn Babel galt inm damaligen Rennen nie als Favorit, während 12 Years a Slave bislang als der deutlicher Nummer-1-Kandidat für die Oscars gehandelt wurde. Ich bezweifle aber, dass das Outcome der Golden Globes viel daran geändert hat.
Der wahre große Gewinner, neben American Hustle, war Dallas Buyers Club, der zwei Schauspielsiege für sich verbuchen konnte. Insbesondere der Golden Globe für Matthew McConaughey, der sich gegen Chiwetel Ejiofor durchsetzen konnte, war eine große (und in meinen Augen sehr angenehme) Überraschung. Auch Leonardo DiCaprios Triumph gegen Bruce Dern und Christian Bale war etwas überraschend, aber zugleich auch sehr verdient. Wollen wir hoffen, dass das ihm eine Oscarnominierung für The Wolf of Wall Street endgültig sichert.
Und je weniger über den Golden Globe für Bonos "Bester Song"-Globe für Mandela gesagt ist, desto besser… Unten die "Film"-Gewinner im Überblick:
FILME:
Bester Film (Drama)
12 Years a Slave
Bester Film (Comedy/Musical)
American Hustle
Beste Regie
Alfonso Cuarón (Gravity)
Bester Hauptdarsteller (Drama)
Matthew McConaughey (Dallas Buyers Club)
Beste Hauptdarstellerin (Drama)
Cate Blanchett (Blue Jasmine)
Bester Hauptdarsteller (Komödie/Musical)
Leonardo DiCaprio (The Wolf of Wall Street)
Beste Hauptdarstellerin (Komödie/Musical)
Amy Adams (American Hustle)
Bester Nebendarsteller
Jared Leto (Dallas Buyers Club)
Beste Nebendarstellerin
Jennifer Lawrence (American Hustle)
Bester Animationsfilm
Die Eiskönigin – Völlig unverfroren
Bester fremdsprachiger Film
La Grande Bellezza
Bestes Drehbuch
Her
Beste Filmmusik
All is Lost
Bester Song
“Ordinary Love” (U2, Mandela: Der lange Weg zur Freiheit)
Bei den Serien verlief in den Sparten "Drama" und "TV-Film/Miniserie" alles den Erwartungen entsprechend mit "Breaking Bad" und "Liberace" als großen Siegern. Nur schade, dass Aaron Paul gegen Jon Voight den Kürzeren ziehen musste. Nebenbei ist es unglaublich, dass Bryan Cranston für seine fesselnde Performance als Walter White zum allerersten Mal gewonnen hat! Nachdem "Homeland" letztes Jahr mit drei Auszeichnungen der große Abräumer war und zweimal in Folge den Preis als "Beste Dramaserie" nach Hause mitnehmen konnte, wurde die dritte Staffel nicht einmal für einen einzigen Golden Globe nominiert!
In der Kategorie "Comedy/Musical" entpuppte sich die neue Serie "Brooklyn Nine-Nine" als die große Überraschung. Obwohl ich die Serie noch nicht gesehen habe, kann ich mich darüber als Fan von Andy Samberg nur freuen. Unten seht Ihr die Gewinner im Bereich "Serien"
SERIEN:
Beste Serie (Drama)
"Breaking Bad"
Beste Hauptdarstellerin (Drama)
Robin Wright ("House of Cards")
Bester Hauptdarsteller (Drama)
Bryan Cranston ("Breaking Bad")
Beste Serie (Comedy/Musical)
"Brooklyn Nine-Nine"
Beste Hauptdarstellerin (Comedy/Musical)
Amy Poehler ("Parks and Recreation")
Bester Hauptdarsteller (Comedy/Musical)
Andy Samberg ("Brooklyn Nine-Nine")
Beste Mini-Serie oder Fernsehfilm
"Liberace – Zu viel des Guten ist wundervoll"
Beste Hauptdarstellerin (Miniserie oder Fernsehfilm)
Elisabeth Moss ("Top of the Lake")
Bester Hauptdarsteller (Miniserie oder Fernsehfilm)
Michael Douglas ("Liberace – Zu viel des Guten ist wundervoll")
Beste Nebendarstellerin (Serie, Miniserie oder Fernsehfilm)
Jacqueline Bisset ("Dancing on the Edge")
Bester Nebendarsteller (Serie, Miniserie oder Fernsehfilm)
Jon Voight ("Ray Donovan")
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Am Donnerstag spitzt sich das Oscar-Rennen zu – dann werden die Nominierungen für die 86. Academy Awards bekanntgegeben.