Nothing left to Fear, USA 2013 • 97 Min • Regie: Anthony Leonardi III • Mit: Clancy Brown, Anna Heche, Rebekah Brandes, James Tupper, Jennifer Stone • FSK: ab 18 Jahren • DVD-Start: 31.01.2014 • Deutsche Website
Rock-Musiker und Horrorfilme, eigentlich keine schlechte Kombination. Zumindest Robert Bartleh Cummings, besser bekannt als Rob Zombie, dürfte Genre-Fans mit seinen Regiearbeiten „Haus der 1000 Leichen“ und „The Devil’s Rejects“ bestens in Erinnerung geblieben sein. Mit dem begnadeten Gittaristen Saul Hudson hat sich die nächste Rock-Legende auf das Medium Film besonnen und liefert mit „Nothing Left To Fear“ einen erstaunlich unblutigen Kleinstadt-Horror ab. Wer jetzt keine Lust zu googlen hatte: Die Rede ist von Slash (Guns N’ Roses, Velvet Revolver), der als Gründer des kreativ benannten Studios „Slasher Films“ als Produzent agiert und auch Teile des Soundtracks beigetragen hat. Eines vorweg: Sein Debüt kann sich durchaus sehen lassen.
Wie immer beginnt alles ganz harmlos: Pastor Dan (James Tupper, „Kiss the Coach“) begibt sich mit seiner Musterfamilie – liebevolle Frau (Anne „Psycho“ Heche), zwei moderat pubertierende Töchter (Rebekah Brandes und Jennifer Stone) und ein Stammhalter (Carter Cabassa) – zu seinem neuen Job. Religiöser Wachwechsel ist in der Kleinstadt Stull im ländlichen Kansas angesagt und Dan soll den in Ruhestand gehenden Pastor Kingsman (Clany Brown aus „Starship Trooper“ und „Friedhof der Kuscheltiere 2“) als Oberhirte der Gemeinde ersetzen. Überraschung: Anstatt auf zahnlose Hinterwäldler mit dem unstillbaren Trieb Neuankömmlinge zu massakrieren, treffen Dan und Anhang auf eine traumhafte Idylle mit hilfsbereiten Bürgern und schnell hat sich die Familie eingelebt.
Selbst das bislang eher skeptische Töchterchen Rebecca findet Gefallen an dem neuen Leben und auch gleich Anschluss in Form des attraktiven Noah. Dass dieser eingangs noch einem Lamm vor den Augen der Pastorenfamilie die Kehle durchgeschnitten hat ist schnell vergessen, das macht man auf dem Lande halt so. Natürlich brodelt es aber kräftig unter der Kulisse der frommen Bürger, die immer mehr ein sehr seltsames Verhalten an den Tag legen und durch die Bank mysteriöse Schnittwunden an den Handgelenken tragen. Und auch Rebeccas Neu-Liebhaber Noah scheint mehr im Sinn zu haben, als der blonden Schönheit freundschaftlich die Gegend zu zeigen. Kein Wunder, ist die Stadt doch auf einem der sieben Tore der Hölle erbaut und die Dämonen brauchen von Zeit zu Zeit ein Opfer. Dieses wird aber nicht die bislang im Mittelpunkt stehende Rebecca, sondern deren Schwester Mary die sich unvermittelt im Zentrum eines okkulten Rituals wiederfindet.
Anthony Leonardi III, bislang für Effekte und Storyboards bei Großproduktionen wie „47 Ronin“ oder „Lone Ranger“ zuständig, lässt es in seiner ersten Regiearbeit sehr ruhig angehen. Abseits von Fake Found-Footage-Langeweile und abstoßendem Torture-Porn setzt Leonardi auf Atmosphäre und Charakterentwicklung. Zweifellos gelingt es ihm, ein sich langsam aufbauendes Gefühl von Verunsicherung und Bedrohung aufzubauen, benötigt dafür aber auch eine gute Stunde Lebenszeit des Zuschauers. Lange Einstellungen von Spaziergängen und pseudo-bedeutungsschwangere Dialoge: Da zuckt schon mal die Hand Richtung Fernbedienung. Aber das Durchhalten lohnt. Der dritte Akt, wenn eine besessene Mary mordend durch die Stadt zieht und auch vor der eigenen Familie nicht halt macht, weiß zu fesseln. Ein Vergleich mit der Videospielverfilmung „Silent Hill“ ist durchaus zulässig, wenn die Protagonisten im Dunkeln durch die mittlerweile menschenleeren Straßen flüchten. Das Böse, welches mit einer schwarzen Substanz das Leben aussaugt, versteckt in den Schatten und immer näher als man denkt. Ein weitgehend unblutiger Psycho-Trip mit ordentlichen Spezialeffekten und richtig viel Spannung.
Trailer
Ulrich Wimmeroth