The LEGO Movie, AU/DK/USA 2014 • 100 Min • Regie: Phil Lord, Chris Miller • Mit Originalstimmen von: Chris Pratt, Will Ferrell, Elizabeth Banks, Morgan Freeman, Will Arnett, Alison Brie • FSK: ohne Altersbeschränkung • Kinostart: 10.04.2014 • Deutsche Website
Willkommen in einem knallbunten Chaos – „The LEGO Movie“ ist da. Irgendwie hat man es schon immer gewusst: Da kommt mit Sicherheit mal ein „Simpsons“-Film in die Kinos. So war es. So wird es bestimmt auch mal mit LEGO sein. Tada! Ebenso nach unzähligen Videospielen auf verschiedenen Plattformen zieht neben den Simpsons eine andere Größe aus den Niederungen der Popkultur nach. Die Dänen der Firma LEGO verblüffen Tüftler, Nerds & Geeks, junge sowie alte Bauingenieure immer wieder. Es war klar, dass eine solche Erfolgsmarke sich nicht lumpen lässt und ein Spaßfeuerwerk sondergleichen abfackeln wird.
Der unauffällige Bauarbeiter Emett (Chris Pratt) ist ein lebenslustiger aber Anschluss suchender Knilch. Die Nachbarn und Kollegen nehmen kaum Notiz von ihm in der von Lord Business (Will Ferell) regierten „Alles ist super“-Welt. Emett hinterfragt nicht wirklich, was um ihn herum geschieht, kleidet sich und baut am liebsten nach strikter Anleitung. Er weicht erst ab, als er auf seiner Baustelle auf die verwegene Wildstyle (Elizabeth Banks) trifft. Deswegen völlig aus dem vorgestanzten Konzept geworfen, „findet“ er beiläufig das Relikt des Widerstandes und wird zusammen mit Wildstyle zu Staatsfeinden erklärt. Die Widerständler um Batman, Superman, Vitruvius (ein Gandalf-Look-A-Like-Prophet, Morgan Freeman) und viele viele mehr sind nicht begeistert von ihrem scheinbar prophezeiten neuen Anführer namens Emett. Ihm mangelt es an Kreativität, um jemals ein Meisterbauer zu werden. Doch liegt es letztlich bei ihm, u. a. weil das „Relikt“ an seinem Rücken klebt, die teuflischen Pläne von Lord Business zu durchkreuzen, nämlich sämtliche Kreativität in der LEGO-Welt auf ewig zu verbannen.
Das Zitate- und Persiflagefeuerwerk fängt schon bei den Figuren selbst an. Batman, Superman und Co. zicken sich durch den Film, um den Puls jedes Nerdherzens in die Höhe schnellen zu lassen. Rechte besitzt LEGO bekanntlich an fast allem was es gibt, sodass zahllose weitere zum Ablachen komische Gastauftritte garantiert sind. Erlaubt ist, was Spaß macht. Der Spaßfaktor kommt glasklar aus der beliebigen Anarchohumor-Ecke, weil immer irgendwas saukomisches auf blindwütige und ungezielte Art und Weise passiert. Der Philosoph Vitruvius wird zum Beispiel von Morgan Freeman gesprochen, quasi der Stimme für jegliche erhabene Autorität, sodass auch Schauspieler selbstreferentiell mit einem Augenzwinkern ihre Stimmen einsetzen. Good Cop/Bad Cop, der Handlanger von Lord Business, ist die wandelnde Parodie jedes Polizei-Krimis von „Lethal Weapon“ bis „CSI“. Kinder können vielleicht auf Grund altersbedingten Mangels an Vorwissen nicht jeden Gag verstehen, aber Entwarnung sei gegeben, denn „The LEGO Movie“ wartet mit Non-Stop-Slapstick auf. Zur Humorsparte sei an dieser Stelle genug getratscht, da weitere Informationen das Überraschende an dem Filmvergnügen schmälern würden.
Technisch fährt die Regie 3D-lohnenswerte Einfälle à la "state of the art" auf. Slow-Motion, Lasergeschosse und unglaublicher Detailreichtum wirken durchgestylt und plastisch. Besonders der Effekt des Plastischen trägt der Spielzeugwelt von LEGO Rechnung. Bewegungsabläufe sind minimal abgehackt und leicht künstlich bis unbeholfen; ohne an Geschmeidigkeit einzubüßen. Es lässt sich gut mit jüngeren Stop-Motion-Produktionen vergleichen („Coraline“, „ParaNorman“). Insgesamt passt das sehr gut, da der Bewegungsradius der LEGO-Gelenke eingeschränkt ist. Wer dieses Gefühl nicht mehr kennt, sollte nochmal auf dem Dachboden oder in der Vitrine nach LEGO suchen und losspielen.
Mit „Everything Is Awesome“ besitzt der Film einen Ohrwurm, der das Potential zum Sommerhit hat. Gleichzeitig schwingt im Zuge des von Lord Business gestreuten Songmaterials eine gar nicht mal so unbeschwerte Note mit. Eingelullt in eine scheinbar perfekte Welt und bei Laune gehalten, fällt den Bewohnern gar nicht mehr auf, wie unfrei sie sind. Der kritische Blick auf die Umwelt und Selbstreflexion existieren so gar nicht. Emett haut zwar immer mal wieder einen Nebensatz raus, unterschwellig kritische Gedanken äußernd, verwirft diese jedoch schnell wieder, weil ja alles „awesome“ ist. Auf der Oberfläche ist der Film eine klassische Underdog-Geschichte, eine Zero-to-Hero-Nummer mit Love Interest und Sidekicks. Das sind auf den ersten Blick zu viele Anglizismen und zu viele Klischees, die den Anschein eines seichten 08/15-Sonntagsfilms vermitteln. Ehrlich gesagt, gibt die Geschichte auf den ersten Blick auch nicht viel mehr her. Bei solchen Projekten, von denen man sich großen Erfolg verspricht, wird eben auf eingängige Schemata zurückgegriffen (siehe „Avatar“). Es ist aber auch im Fall „The Lego Movie“ vollends auf der Haben Seite. Sehr viel wird für spitzfindige Zuschauer in den Zwischentönen vermittelt, ohne den Zugang für Kinder zu erschweren. Außerdem überrollt dieser Vulkanausbruch an legomanischer Kreativität jeden Zweifel, dass es sich hier nicht um eine Sommergranate handelt. Dies gelingt obendrein ohne die intendierten Botschaften aus den Augen zu verlieren. Man kann dem Film zum Vorwurf machen, dass selbst nicht mal hyperaktive ADSler beim einmaligen Gucken im Kino alle Gags und versteckte Witze in den Szenbildern sichten können. Spaß an Tempo und chaotischem Humor sollte mitgebracht werden. Auf geht’s!