Zulu, FR/ZA 2013 • 110 Min • Regie: Jérôme Salle • Mit: Forest Whitaker, Orlando Bloom, Tanya van Graan, Natasha Loing, Patrick Lyster • FSK: n. n. b. • Kinostart: 8.05.2014 • Deutsche Website
Handlung
Ein brutaler Mord an einem 20jährigem Mädchen in Kapstadt lässt den Ermittlern Ali Sokehla (Forest Whitaker) und Brian Epkeen (Orlando Bloom) keine Ruhe. Je näher sie dabei der scheinbaren Lösung des Mordfalls kommen, desto mehr wird dem Zuschauer klar, dass diese Geschichte kein gutes Ende nehmen wird. In einem Land, das seit langer Zeit mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, scheint der Mord an einem kleinen Mädchen noch eines der kleineren Probleme zu sein.
Kritik
Im Grunde handelt es sich hierbei um einen relativ normalen Plot, in dem zwei von Grund auf verschiedene Charaktere, die privat Einiges verbindet, einer ganz großen Sache auf der Spur sind. Zugegeben, das klingt nicht besonders spannend. Hinzu kommt, dass der Vorgängerfilm des Regisseurs Jérôme Salle „Largo Winch 2“ ist. Nicht gerade das, was man unter einem beeindruckenden Film versteht.
Bekannt vorkommen dürfte uns auch die Charakterisierung von Brian Epkeen. Ein Polizist, der Probleme mit seiner Ex-Frau hat, ein mieser Vater ist und schnell handgreiflich wird. Haben wir noch was vergessen? Genau: Alkoholiker ist er selbstverständlich auch. Das gehört ja scheinbar zu so einem richtig kaputten Charakter dazu. Dass dieser Film trotzdem sehenswert ist und frisch wirkt, haben wir vor allem dem Handlungsort Südafrika und den beiden sehr gut aufgelegten Hauptdarstellern Forest Whitaker und Orlando Bloom zu verdanken.
Die Folgen der Apartheid, Drogen, überall Kriminalität. Der Blick auf Kapstadt fällt sehr hart aus und bietet so manchen Moment des Mitleids und vor allem der Fassungslosigkeit. In dem Film werden historisch korrekte Tatsachen mit der frei erfundenen Geschichte rund um den Mädchenmord verwoben und ergeben eine sehr dichte Atmosphäre. Durch die stets sehr nahe am Charakter stehende Kamera entsteht beim Zuschauer oftmals das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Wir sehen die Falten, die Müdigkeit und die Depression in den Gesichtern, können in den seltenen Fällen, in denen die Charaktere mal etwas Witziges erleben und dabei lachen, die Verzweiflung dahinter erahnen. Auch die wohl dosierten Szenen, in denen es hektisch zugeht, werden von der Kamera gut eingefangen und durch eine passende Musikuntermalung in Ihrer Wirkung verstärkt.
Das Konzept des Filmes funktioniert natürlich nur mit den entsprechenden Schauspielern. Während Forest Whitaker bereits sehr häufig sein Können unter Beweis gestellt hat und auch in „Zulu“ eine sehr authentische Rolle in einer hohen Qualität abliefert, sieht das bei Orlando Bloom etwas anders aus. Natürlich hat auch er bereits in sehr guten und vor allem auch kommerziell erfolgreichen Filmen mitgespielt, doch die große, schauspielerisch vollends überzeugende Leistung haben wir bisher noch nicht von ihm sehen können. In diesem Film schafft er es jedoch problemlos, sich vom Image des braven Helden zu lösen und verkörpert den dreckigen, im Leben gescheiterten Polizisten absolut souverän.
Der Rest ist handwerklich gut gemachte Thriller-Kost. Der Film lässt sich Zeit und verzichtet darauf, zu viel auf Action zu setzen und damit die Ernsthaftigkeit des Themas zu untergraben. Er konzentriert sich auf die Geschichte, die er zu erzählen hat und bringt diese in einem sehr spannenden Finale zum Schluss. Kein Film, der das Genre wirklich nach vorne bringt, aber allemal sehenswert ist. Er ist spannend und hinterlässt mit dem tollen Finale einen bleibenden Eindruck. Es ist immer schwer, eine fiktive, spannende Geschichte mit geschichtlichen Tatsachen zu vermischen. Sehr groß ist die Gefahr, zu sehr in die eine oder andere Richtung zu driften und damit die jeweilige Zielgruppe zu langweilen. Dieser Film findet jedoch die goldene Mitte, was für sich gesehen bereits eine gute Leistung ist.
Fazit
Groß war die Befürchtung dass er sich mit dem Thema übernimmt. Regisseur Jérôme Salle hat aber seit seinem letzten Film einiges dazugelernt und liefert mit „Zulu“ einen spannenden Thriller mit einer harten Thematik und zwei sehr gut miteinander harmonierenden Hauptdarstellern ab. Zusammen mit der guten Kameraarbeit und dem passenden Score entsteht teilweise ein sehr intensives „Mittendrin“-Gefühl. Die Geschichte selbst ist dabei leider nicht besonders ideenreich und der Charakter Epkeen vereint zu viele Klischees in einer Person. Orlando Bloom schafft es aber, auf beeindruckende Art und Weise dem Charakter trotzdem Seele zu geben und sich gleichzeitig von seinen vorangegangenen Rollen stark abzugrenzen. Zwischen ihm und Forest Whitaker entsteht genau die Magie, die ein Film braucht, um beim Zuschauer positiv in Erinnerung zu bleiben.