Wyrmwood: Road of the Dead, AU 2014 • 98 Min • Regie: Kiah Roache-Turner • Mit: Jay Gallagher, Bianca Bradey, Leon Burchill, Keith Agius, Catherine Terracini, Luke McKenzie • FSK: n.n.b. • Kinostart: n.n.b. • Internationale Webseite
Platz da! Hier kommt „Wyrmwood: Road of the Dead“ angerauscht und als Zugluft pfeift es frische Trash-Ideen für das beinah ausgelutschte Zombie-Genre. Indie-mäßig in Low-Budget-Eigenregie finanziert, frönt Regisseur Kiah Roache-Turner in dieser Verbeugung vor „Max Max“ und George A. Romeros so wie Zack Snyders Version aus „Dawn of the Dead“ eben diesen Vorbildern. In vier Jahren an den Wochenenden gedreht (teilweise besteht der Cast aus Bekannten des Regisseurs), ist dabei ein rassiger B-Movie-Trash geworden, der stilistisch sicher inszeniert wurde und bei dem Zuschauer die Zuneigung der Macher (Regisseur und Drehbuchautor sind Geschwister) zu ihrem eigenen Produkt spürt. Das Sequel ist schon angekündigt. Zombiefans warten voller Hoffnung und Vorfreude, dass es nicht weitere vier Jahre dauert und vielleicht die eine oder andere kleine Leerlauf-Splattereinlage herausfällt. Die Finanzierung sollte bestimmt kein riesiges Problem mehr darstellen.
Nach einem vorbeiziehenden Meteoritenschauer geht in Australien alles drunter und drüber. Familienvater Barry (Jay Gallagher) wird in dieser Nacht von seiner Tochter geweckt, weil sie jemanden in der Küche hört. Es dauert nicht lange, da befinden sich Frau, Tochter und Ehemann auf der Flucht vor bissigen Zombiehorden. Barry muss seine Familie letztendlich von dem primitiven Zombiedasein erlösen, hat danach aber keine Munition mehr, um sich selbst zu erschießen. Also macht sich Barry auf die Suche nach seiner Schwester Brooke (Bianca Bradey). Unterwegs trifft er kauzige Mitstreiter wie den Aborigine Benny (Leon Burchill). Die Schwester sitzt mittlerweile gefesselt in einem fahrbaren Labor und wird von einem irren Wissenschaftler in seine Experimente verwickelt. Diese Experimente statten Brooke mit neuen Fähigkeiten aus, die sie für ihre Flucht nutzen kann.
Schade eigentlich, dass man die originellen Ideen, um das nahezu tote Image des Zombiegenres aus der Schockstarre zu defibrillieren, spoilern muss. Irgendwie muss die Rechtfertigung für die relativ hohe Wertung schließlich herkommen. Wer sich komplett überraschen lassen möchte, sollte vielleicht einfach den Film anschauen, ohne das hier zu lesen. Auf geht’s: War es in „Mad Max“ noch das Lebenselixier namens Benzin, so zitiert „Wyrmwood: Road of the Dead“ nicht nur diese Prämisse, sondern pervertiert sie regelrecht. „No Zombies, no truck!“ heißt es dann, denn die Zombies stoßen aus ihrem Rachen tagsüber eine Art Gas aus. Prompt werden auf der Ladefläche des Trucks Zombies wie Benzinkanister mitgeschleppt und angezapft. Benzin verlor nämlich durch den Meteoritenschauer seine brennbare Eigenschaft. Keine Sorge, damit sind längst nicht alle Filmzitate abgearbeitet. Auch die comichaften Typen entspringen dem jugendlichen Verzehr von Graphic Novels des kreativen Regisseurs. Ein irrer, spleeniger Wissenschaftler im gelben Biohazard-Anzug tüftelt in einem fahrbaren Labor an Zombies und Menschen herum. Die runde Schutzbrille sieht dabei aus wie Froschaugen und er braucht einen beschwingten Soundtrack bei seiner Arbeit. Hier gab es mit Recht gute Lacher während der Fantasy Filmfest Nights. Die hektischen Schnitte, die gedämmte Farbgebung, ein bisschen verdreckte Eishockey- und Motocrossprotektoren, die Kunstblut- und CGI-Gedärmsplatterei sorgen für einen astreinen coolen, postapokalyptischen Look. Eingedenk, dass es sich um einen Film handelt, der absolut „Indie“ produziert wurde, eine beachtliche Leistung.
Zum Glück fällt „Wyrmwood: Road of the Dead“ nicht auf sich selbst herein, indem der Film sich zu ernst nimmt. Slapstick, Over-Acting (der Wissenschaftler) und schwarzhumoriges Augenzwinkern gibt es genug, um diesen fatalen Fehler nicht ansatzweise zu begehen. Die Taktzahl ist stets erhöht, sodass nur selten Momente der kurzen Langeweile auftreten. Man kann Zombies anscheinend (wer weiß, was noch kommt) auf derart mannigfaltige Arten unschädlich machen, sodass es nonstop krass aussieht. Trotzdem versuchen die Macher auf die härteren Vorlieben der Fans einzugehen. Die Gewalt ist nicht blickdicht oder bis zum Hals hoch geschlossen, nein. Hier wird gehackt, zermatscht, zum Explodieren gebracht und verbrannt. Wer Lust auf einen sehenswerten, blutigen, dreckigen Zombiestreifen mit australischem Akzent hat, kann hier getrost zuschauen.