Avengers: Age of Ultron (2015)

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Avengers: Age of Ultron, USA 2015 • 141 Min • Regie: Joss Whedon • Mit: Robert Downey Jr., Chris Hemsworth, Chris Evans, Mark Ruffalo, Scarlett Johansson, Jeremy Renner, Elizabeth Olsen, Aaron Taylor-Johnson, James Spader, Paul Bettany, Cobie Smulders, Linda Cardellini • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 23.04.2015 • Deutsche Website

Handlung

Verschanzt in einer Festung im osteuropäischen Land Sokovia, versuchen die kläglichen Überbleibsel der Schurkenorganisation Hydra, unter der Führung von Baron von Strucker (Thomas Kretschmann), mit Hilfe von Lokis Zepter mächtige Waffen zu erschaffen. Erste Erfolge konnte er bereits mit den Zwillingen Pietro (Aaron Taylor-Johnson) und Wanda (Elizabeth Olsen) erzielen, denen das Zepter große Kräfte verleihen konnte. Die Avengers denken jedoch nicht daran, das Zepter Hydra zu überlassen und greifen die Festung mit ihrer geballten Macht und flotten One-Linern an. Dabei nehmen sie Hydras Schergen wie Lego-Steine auseinander und das Zepter wandert in ihren Besitz. Damit ist die Schlacht der Superhelden-Truppe eigentlich abgeschlossen, doch Tony Stark (Robert Downey Jr.) reicht das nicht. Er möchte ein weltweites Abwehrsystem namens Ultron erschaffen, das die Avengers obsolet machen würde und jeder so übermächtigen irdischen oder außerirdischen Gefahr trotzen könnte. Doch erst mittels der in Lokis Zepter versteckten Kraft ist er dazu endlich in der Lage, gemeinsam mit Bruce Banner (Mark Ruffalo) Ultron zum Leben zu erwecken – ohne sich jedoch mit dem Rest des Teams abzusprechen. Es kommt, wie es kommen muss, wenn Mensch versucht, Gott zu spielen – Ultron (James Spader) übertrifft alle Erwartungen und interpretiert seine Aufgabe, die Welt zu beschützen, anders als von seinem Schöpfer beabsichtigt. Er wendet sich gegen die Avengers und rekrutiert die Zwillinge Pietro und Wanda, um seine schreckliche Vision von einer perfekten Welt umzusetzen. Nicht nur ist der scheinbar unzerstörbare Ultron ein überlegener Gegner, er nutzt auch Wandas telepathische Fähigkeiten, um Zwietracht unter den Helden zu säen. Können die Avengers sich ein weiteres Mal zusammenraufen und verhindern, dass das Zeitalter von Ultron anbricht?

Kritik

Avengers Age of Ultron (2015) Filmbild 1X-Men 2, Spider-Man 2, The Dark Knight – bei großen Superhelden-Franchises ist es schon fast Tradition, dass der zweite Film seinen Vorgänger übertrifft und fast immer den Höhepunkt der Reihe darstellt. Avengers: Age of Ultron reiht sich perfekt in die Auflistung ein, denn Joss Whedon hat nicht nur ein Sequel abgeliefert, das dem typischen Hollywood-Muster entsprechend größer, lauter, actionreicher und vollgepackter mit Charakteren ist, sondern er hat auch den Balanceakt zwischen den zahlreichen Elementen des Films perfekt hinbekommen. Schon beim ersten Film war die Herausforderung enorm, ein über fünf Einzelfilme vorbereitetes Superhelden-Ensemble zusammenzubringen und dabei trotz unterschiedlicher Kräfte und Fan-Beliebtheit allen Figuren gerecht zu werden. Diese Aufgabe meisterte Whedon, mit einigen Abstrichen, wirklich gut. Seitdem ist das Marvel Cinematic Universe gewachsen und die Ansprüche der Fans damit auch. Der unerwartet düstere, harte und politisch gefärbte Einschlag von The Return of the First Avenger und der anarchische Humor von Guardians of the Galaxy konnten letztes Jahr kaum unterschiedlicher sein und doch hoben beide auf ihre Weise die Messlatte für Marvel-Filme höher. Man kann nicht behaupten, Age of Ultron würde dies auch machen, doch der Film repräsentiert perfekt die ehrgeizigere und bessere Phase Zwei von Marvel, die mit Ant-Man diesen Sommer ihren Abschluss finden wird.

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Avengers Age of Ultron (2015) Filmbild 2Natürlich hat Age of Ultron auch insofern einen Vorteil gegenüber seinem Vorgänger, da das Team nicht erst zusammengebracht werden muss. Die Phase, in der sich die Avengers-Initiative im ersten Film geformt wird, die Figuren ihre Differenzen (größtenteils) überwinden und sich endlich der gemeinsamen Bedrohung stellen, war zweifelsohne notwendig und auch gut umgesetzt, doch es hat schon was, dass der zweite Film direkt mit einer fantastischen Actionszene loslegt, in der man die Avengers als ein mittlerweile gut eingespieltes Team zusammenarbeiten sieht. Von da an legt der Streifen ein hohes Tempo an den Tag, gibt dem Zuschauer immer wieder gerade genug Zeit zum Durchatmen, bevor die nächste elaborierte und visuell makellos umgesetzte Actionszene einsetzt. Die Laufzeit, die lediglich zwei Minuten unter dem ersten Film liegt, vergeht hier auch bei wiederholtem Anschauen wie im Flug. Die Action bleibt strikt comichaft, die Helden sind fast nie ernsthafter Gefahr ausgesetzt und Tony rutscht natürlich ein flotter Spruch nach dem anderen über die Lippen (diesmal vor allem auf die Kosten von Cap). Jede Figur kommt dazu, ihre Stärken beeindruckend einzusetzen, entweder einzeln oder gemeinsam – es stellt sich heraus, dass Thors Hammer und Captain Americas Schild sich perfekt ergänzen. Auch wenn der Film immer wieder etwas düsterer wird, wird es nie zu ernst. Schließlich ist es nicht Nolans oder Snyders Universum und darin will Whedon auch gar nicht sein.

Dafür, dass einige Charaktere sich doch ihren Dämonen stellen müssen, sorgen die beiden Neuzugänge des Films, Wanda und Pietro. Deren Hintergrundsgeschichte und Motivation sind zwar etwas mager, doch Aaron Taylor-Johnson und Elizabeth Olsen verkaufen ihre Figuren ganz gut. Vergleiche zu Evan Peters’ Quicksilver aus X-Men – Zukunft ist Vergangenheit werden unweigerlich gezogen werden und die hiesige Variante hat schlicht den Nachteil, dass sie keine vergleichbare Szene bekommt, wie die Küchen-Sequenz aus X-Men. Jedoch ist auch Aaron-Taylors Leistung mit dem wenigen Material, das er hat, ordentlich. "You didn’t see that coming?"

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Der wertvollste Spieler des großen Ensembles ist aber der Gegner Ultron und dessen Originalsprecher James Spader (unbedingt im Original anschauen!). Die Trailer zum Film haben bereits gut angedeutet, dass mit ihm die Avengers einen ernstzunehmenden Gegner bekommen würden, doch zum Glück hat das Marketing diesmal das Beste für den Film aufgespart, denn Spaders Ultron ist so viel mehr als ein größenwahnsinniger, durchgeknallter Roboter. Er ist sarkastisch, bissig, herablassend und manchmal auch kindisch – er ist eben Tony Starks Schöpfung durch und durch. Auch an den besten Filmen des Marvel-Universums konnte man häufig das Fehlen eines interessanten oder bedrohlichen Bösewichts bemängeln. Genau genommen ist Tom Hiddlestons Loki bislang der einzige wirklich gute Antagonist des Universums gewesen, was den Machern durchaus bewusst war, weshalb er auch schon mehrfach zum Einsatz kommen durfte. Spaders Ultron bricht glücklicherweise mit der Tradition der uninteressanten Bösewichte und viele seiner Sprüche werden unter Marvel-Fans noch lange zitiert werden.

Avengers Age of Ultron (2015) Filmbild 4Zum Glück kommt aber auch keiner der Avengers zu kurz – im Gegenteil, gerade auf die beiden weniger übermächtigen Rächer, Black Widow und Hawkeye, wird noch mehr eingegangen. Johanssons Figur erhält eine tragische Seite und Fans von Renners Hawkeye können sich darauf freuen, dass nachdem er für den Großteil des ersten Films aus dem Spiel war, er in Age of Ultron nicht nur zu einem vollwertigen und unentbehrlichen Mitglied des Teams wird, sondern auch unerwartet zu einem der interessantesten und menschlichsten Charaktere des Ensembles, der in einem kurzen Meta-Moment gegen Ende des Films den Reiz beschreibt, denn die albernen und zugleich saucoolen Marvel-Filme ausmachen. Mark Ruffalo glänzt abermals sowohl als gequälter Bruce Banner, für den sich ebenfalls neue Perspektive auftun als auch als Hulk, der wieder einmal eine wirklich glänzende Szene hat.

Avengers Age of Ultron (2015) Filmbild 5Ein weiterer großer Verdienst des Films ist es, dass sich ihn ihm das fast schon überbordernd große Marvel-Universum kohärent anfühlt. Zahlreiche Charaktere aus diversen MCU-Filmen neben den Hauptakteuren haben hier und da einen Auftritt – manche erwartet, andere etwas weniger, je nachdem, wie viel man sich im Vorfeld informiert hat. Wer sich nicht blicken lässt, wird zumindest namentlich erwähnt. Wer gut aufpasst, merkt, dass Whedon nicht nur vorangegangene Ereignisse würdigt, sondern auch geschickt das Fundament für einige der bereits angekündigten Marvel-Filme legt, ohne dass man sich jedoch aus der Haupthandlung herausgerissen fühlt. Lob gebührt an dieser Stelle der Marketing-Abteilung von Disney, denn die Trailer verraten diesmal im Vorfeld eigentlich recht wenig, sodass der Film einige gelungene und überraschende Wendungen bietet.

Avengers Age of Ultron (2015) Filmbild 6Wenn man dem Film etwas vorwerfen kann, dann dass die große Schlacht sich schon sehr nach der aus dem ersten Teil anfühlt. Waren es dort noch gesichtslose Aliens, die von den Avengers mit Leichtigkeit fertiggemacht wurden, sind es hier zahllose generische Roboter, die ebenfalls keine große Hürde für unsere Helden darstellen. Mögliche Kollateralschäden? Von wegen. Der Grund, weshalb es, wie schon im ersten Film und im Gegensatz zu den Endlos-Showdowns von Michael Bays Transformers, nicht langweilig wird, liegt darin, dass die einzelnen Protagonisten keine austauschbaren Blechgiganten sind und jeder auf die eigene Art und Weise seine Fähigkeiten unter Beweis stellt. Ein bisschen Humor hier, ein wenig Herz da, eine Handvoll Tragik dort und jede Menge Action – das Marvel-Rezept funktioniert. Nichtsdestotrotz könnte es beim nächsten Teil nicht schaden, den Avengers etwas anderes als Armaden von leicht besiegbaren, austauschbaren Gegnern vorzusetzen, sodass man sich in jeder Szene nach der Rückkehr des Hauptantagonisten sehnt.

Eigentlich könnte man als leicht versnobter Cineast über Marvels gut geölte, nach einer bestimmten Formel und klaren Regeln vorgehende Maschine die Nase rümpfen, doch für Comic- und Blockbusterliebhaber ist der Streifen ein wahr gewordener Traum. Auf den Punkt wird es in einer Szene gegen Ende gebracht, in der die Avengers Seite an Seite gegen Ultrons Übermacht kämpfen. Es ist nichts anderes als ein lebendig gewordenes Comic-Panel und ein Moment, den viele Kinogänger zu Recht mit einem Wort beschreiben werden: geil.

Fazit

Joss Whedon hat es wieder geschafft. Nein, mehr als das, er hat sich übertroffen. Der erste Film war ein gutes Vorspiel, doch Avengers: Age of Ultron ist seinem Vorgänger in nahezu jeder Hinsicht überlegen, auch wenn er besonders am Ende an der einen oder anderen von dessen Schwächen leidet. Vor allem fügt der Film dem Marvel-Kinouniversum etwas hinzu, was darin bislang Mangelware war – einen verdammt guten Bösewicht. Es lebe das Zeitalter von Marvel!

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