Ziemlich genau um 20 Uhr wurde am Mittwoch pünktlich das 16. Japan-Filmfest Hamburg (JFFH) eröffnet. Es waren auch diesmal wieder einige Gäste aus Japan und Vertreter der Freien Hansestadt anwesend. Darunter der Leiter des japanischen Konsulats Takao Anzawa, der das Filmfest als „festen Teil der Kulturszene Hamburgs“ pries. Für den Betreiber des Metropolis-Kino Martin Aust sei das Filmfest vielmehr ein „Abenteuer“, was er vor allem mit den kurzfristigen Entscheidungen und einem knappen Budget begründete. Als besonderer Gast gab sich die offizielle Kirschblütenkönigin Japans Chihiro Konishi die Ehre. Dieser Titel darf außerhalb Japans offiziell nur in drei weiteren Städten verliehen werden: Honolulu, Washington und seit diesem Jahr auch in Hamburg. Unter den anderen japanischen Gästen befand sich der Regisseur Sade Satô, der mit der Groteske Mai-chan’s Daily Life im diesjährigen Programm vertreten ist. Nach einer kleinen Rede des Vertreters der Nihon Media, dem Veranstalter des JFFH, und ein paar Spots ging es dann mit dem Eröffnungsfilm los.
Wie es sich für einen gelungenen Auftakt gehört, war das Metropolis-Kino nahezu ausverkauft. Die Stimmung während und nach der Vorführung war gewohnt locker, sodass man die Deutschland-Premiere von Ryûhei Kitamuras Lupin the 3rd vollends genießen konnte. Die Kritik zur Gaunerkomödie gibt es weiter unten. Eine Info noch zum Schluss: Da es in den letzten Jahren immer wieder zu Programmänderungen kam, sei an dieser Stelle gesagt, dass es bisher keine gibt. Den Kami sei Dank.
Lupin the 3rd (2014)
(Rupan sansei)Lupin (Shun Oguri) ist der Enkel des bekannten Meisterdiebs Arsène Lupin. Das Stehlen ist ihm damit in die Wiege gelegt worden. Und wie es sich für einen anständigen Dieb gehört, verdient er sein Geld mit den wertvollen Dingen anderer. Auf seinen Streifzügen wird er von seinen Begleitern unterstützt: dem Meisterschützen Jigen (Tetsuji Tamayama), Samurai Goemon (Gô Ayano) und Femme Fatale Fujiko (Meisa Kuroki). Das Gesetz ist ihnen dabei dicht auf den Fersen. Inspektor Zenigata (Tadanobu Asano) arbeitet für Interpol und setzt alles daran, Lupin und seine Schergen endlich einzubuchten. Dadurch gefährdet er auch diesmal ihre Mission. Nach der hinterhältigen Ermordung des Vorsitzenden der geheimen Diebesgilde „The Works“ und dem Diebstahl des Kleopatra-Amuletts sinnen die vier auf Rache. Bei ihrer Suche nach den Tätern begeben sie sich auf einen Trip, der sie durch halb Asien führt. Dabei bekommen sie es nicht nur mit ihrem neuen Gegner zu tun, schließlich sitzt ihnen mit Zenigata auch Interpol im Rücken.
Der aktuelle Realfilm zu Lupin the 3rd aus dem letzten Jahr besitzt so ziemlich alles, was eine typische Gaunerkomödie ausmacht. Nach einer kurzen Vorstellung der Charaktere wird schnell klar, worum es in den folgenden zwei Stunden gehen wird: das Suchen und Finden des Kleopatra-Amuletts und des dazugehörigen Rubins. Das funktioniert natürlich nicht ohne eine kräftige Prise Bang-Boom-Bang. Vieles erinnert dabei an die frühen Formen des Genres. Da sind die unverwechselbaren Kostüme der Protagonisten, die von Trompeten und Saxofon getragene Musik, Verfolgungsjagden mit dem Auto und aufreizende Damen. Dazu eine Handlung mit viel Action, ein bisschen Drama und eine wohldosierte Menge Humor. Das offensichtlich klassische, geradezu altmodische Drumherum wird im Laufe des Films stetig um moderne Aspekte erweitert, ohne es aus dem Film verbannen zu wollen. So hält beispielsweise das Computerzeitalter Einzug in die Story und auch die Waffen werden moderner – zumindest die der Gegner. Die Beziehung zwischen der Epoche, in der das Original spielt, und der Moderne funktioniert überraschend gut. Dadurch wirkt auch das direkte Einflechten der Manga-Elemente des Originals als erfrischende Hommage an die Ursprünge. Alles in allem ist Lupin the 3rd eine Komödie die viel Unsinn vereint, aber weit weniger Trash, als man es erwartet hätte. Der Film ist zwar nicht meisterlich, aber für einen unterhaltsamen Eröffnungsfilm auf jeden Fall eine gute Wahl.
Regisseur Ryûhei Kitamura adaptierte für seinen Live-Action-Film die Manga-Serie Rupan sansei. Die Vorlage lieferte der japanische Mangaka Kazuhiko Katô, der sich als Monkey Punch in der Szene einen Namen machte. Neben den Ende der 60er Jahren erschienenen Manga werden seit den 70er Jahren auch regelmäßig Anime und TV-Specials produziert. Die berühmteste Adaption dürfte von Hayao Miyazaki stammen, der 1979 Das Schloss des Cagliostro (Rupan sansei: Cariosutoro no shiro) der Öffentlichkeit präsentierte. In Deutschland erschien der Film im Jahr 1987 auf Videokassette mit dem etwas absurd klingenden Titel Hardyman räumt auf. Es handelt sich dabei um eine etwa 16 Minuten kürzere Version. Erst 2006, also 27 Jahre nach Veröffentlichung des Originals, erschien der Anime ungeschnitten und unter seinem richtigen Namen in Deutschland.
Lupin the 3rd wird voraussichtlich am 26. Juni 2015 auch in Deutschland auf DVD und Blu-ray verfügbar sein. Damit können ihn dann auch diejenigen sehen, die kein Ticket für die Eröffnung oder jetzt erst richtig Lust auf den Film bekommen haben. Den Trailer findet ihr übrigens in Japan-Filmfest Hamburg 2015 – Unser Vorbericht.
3,5/5 Sterne
Credits: Nihon Media e. V. (2)
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