Quelle: Warner Bros. Pictures
Als Sylvester Stallone 2006 seinen ewigen Underdog-Boxer Rocky Balboa mit einem letzten Kampf in einen sehr würdigen Ruhestand geschickt hat, versprach er, dass er die Boxhandschuhe nach dem Film endgültig an den Nagel hängen würde (von seinem Einsatz bei Zwei vom alten Schlag gegen Robert De Niro natürlich mal abgesehen). Es war ein wirklich würdiger Abschied und einer, der dem oscarprämierten Originalfilm alle Ehre gemacht hat und den wirklich schrecklichen Rocky V zum Glück vergessen ließ.
Und doch gibt es schon bald wieder ein Wiedersehen mit Stallone in seiner Paraderolle als Rocky. Bricht er etwa sein Versprechen und steigt mit fast 70 wieder in den Ring? Nicht ganz. Stattdessen handelt es sich um eins der überraschendsten und ungewöhnlichsten Spin-Offs, die in den letzten Jahren konzipiert wurden. In Creed wird Stallones Rocky lediglich eine Nebenrolle spielen. Im Mittelpunkt steht Adonis Johnson, der Sohn von Rockys erstem großen Gegner und späterem Freund Apollo Creed, der gegen Dolph Lundgrens Ivan Drago im vierten Film fiel. Das Boxen ist in Adonis' Blut und es ist sein Leben. Inspiriert von Rockys Geschichte und dessen Freundschaft mit seinem Vater, reist Adonis nach Philadelphia und überzeugt den widerwilligen Rocky, zu seinem Trainer zu werden. Rocky willigt ein, als er die gleiche Stärke und Entschlossenheit in Adonis sieht, die er einst in Apollo kannte. So beginnt die Geschichte eines neuen Underdogs.
Diese Konstellation – Sylvester Stallones Rocky als erfahrener Trailer eines jungen Underdogs, der auch noch der Sohn seines ärgsten Rivalen und seines engsten Freundes ist – macht schon neugierig, doch erst recht interessant macht sich der Film durch seine Regie und die Besetzung der Hauptrolle. Hier wird das Team des brillanten und zu Recht gefeierten Indies Nächster Halt: Fruitvale Station wiedervereint: Regisseur Ryan Coogler und Hauptdarsteller Michael B. Jordan, der dieses Jahr auch noch im Fantastic-Four-Reboot zu sehen sein wird. Fruitvale Station war eine kleine, packende und wirklich wichtige Filmperle und in Cooglers Händen hat Creed das Potenzial zu mehr zu werden als lediglich einem siebten Film in einem knapp 40 Jahren andauernden Franchise.
Trotz dieser guten Voraussetzungen konnte ich bislang nicht viel Begeisterung für Creed aufbringen, da Rocky Balboa die Reihe eigentlich so gut abgeschlossen hat. Das ändert sich jetzt nach der Veröffentlichung des ersten Trailers zum Film, denn dieser bringt den neuen Ansatz sehr gut rüber und erinnert durch seine raue, bodenständige Art stark an den allerersten Rocky. Die Sensibilität, die Coogler bereits in Fruitvale Station an den Tag legte, ist hier deutlich zu spüren und Michael B. Jordan scheint wieder eine Glanzleistung abzuliefern. Der Trailer macht auch nicht den Fehler, sich zu sehr auf Stallones legendären Charakter zu konzentrieren (er kommt nur in wenigen Szenen zum Vorschein), sondern legt den Fokus voll und ganz auf Jordans Figur, nicht jedoch ohne die eine oder andere kleine Referenz zum Originalfilm fallen zu lassen. Alles in allem ist es ein sehr gelungener Trailer, den Ihr unten sehen könnt:
Creed startet in den USA Ende November und kommt am 21.01.2016 in die deutschen Kinos. Ich werde auf jeden Fall dabei sein, um Stallone in einer neuen Facette seiner klassischen Rolle zu sehen, aber auch um mich davon zu überzeugen, ob Regisseur Ryan Coogler dem in Fruitvale Station gezeigten Potenzial gerecht wird. An dieser Stelle möchte ich jedem Nächster Halt: Fruitvale Station ans Herz legen.
In einer weiteren legendären Rolle werden wird Stallone demnächst auch noch sehen. In Rambo: The Last Blood, dem fünften und abschließenden Teil der Rambo-Reihe, wird er allerdings weiterhin die Hauptfigur bleiben. Die Arbeit an dem Sequel soll bald beginnen.