Legend, GB 2015 • 131 Min • Regie & Drehbuch: Brian Helgeland • Mit: Tom Hardy, Emily Browning, Taron Egerton, David Thewlis, Christopher Eccleston, Tara Fitzgerald, Paul Bettany • Kamera: Dick Pope • Musik: Carter Burwell • FSK: n.n.b. • Verleih: Studiocanal • Kinostart: 07.01.2016 • Website
Tom Hardy ist einer der ganz großen Gewinner, schauen wir uns einmal den derzeitigen Beliebtheitsgrad von männlichen Schauspielern in Hollywood an. Ein Film mit Hardy wird gewiss nicht automatisch gut, doch verleiht der Brite seinen Rollen oft einen ganz besonderen Charme und mit großen Filmproduktionen, wie zuletzt Mad Max: Fury Road (Trailer), hat er sich in die Herzen der Zuschauer gemurmelt. Was könnte also schöner sein, als ein Film mit Tom Hardy? Richtig: Ein Film mit zwei Tom Hardys! In Brian Helgelands neuem Kinostreifen Legend schlüpft der Alleskönner nämlich in die Rolle der Londoner Gangsterzwillinge Reggie und Ronnie Kray, die in den 60er Jahren die Unterwelt der englischen Hauptstadt fest im Griff hatten. In den Nachtklubs der Krays geht die Politik und Prominenz der Stadt ein und aus, obendrauf findet Reggie in der unscheinbaren Francis (Emily Browning) die Liebe seines Lebens. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es auch: Es dauert selbstverständlich nicht lange, da gerät die heile Ganovenwelt aus den Fugen, als sowohl rivalisierende Gauner als auch die Polizei sich mit den Krays anlegen.
Zugegeben, die originellste Story ist es nicht, die uns Helgeland hier auftischt, doch durch ihre Umsetzung, die viele gut gewählte Inspirationen geschickt vermischt, erwarten den Zuschauer weitaus mehr kleine Überraschungen, als man zu Anfang erwartet. Der überzeugendste Pluspunkt ist und bleibt aber Tom Hardys Darstellung der Kray-Brüder. In der Doppelrolle geht der Schauspieler imposant auf, spielt sowohl mit, als auch gegen sich selbst und übertrifft sich dabei immer wieder aufs Neue. Wie das Gerangel zweier Persönlichkeiten, gefangen in einem Körper, fühlt sich der Kampf der beiden Brüder an, die mit laufender Filmzeit immer öfter aneinandergeraten. In einem gleichlaufend explosiv aufbrausenden und doch auch verspielten Kampf zwischen den beiden gipfelt der Konflikt schließlich. Dies trägt zwar Folgen für die Beziehung der beiden, verwandelt den Film allerdings keineswegs ausschließlich in einen "Ich muss meine kriminelle Vergangenheit zurücklassen"-Streifen sondern verlangt von seinen Charakteren durchaus mehr Wandlungsfähigkeit.
Zwar fehlt an vielen Stellen die nötige Vorgeschichte, um sich wirklich um eine der Figuren zu sorgen, doch durch die überwiegende Vermeidung von überspitzten Mustern und die sehr glaubwürdig agierenden Schauspieler haben alle halbwegs präsenten Personen ihre Daseinsberechtigung und gestalten sich als erzählenswert. Emily Browning weiß besonders zu überzeugen, dafür, dass ihre Figur im Drehbuch eigentlich mimosenhaft wenig hergibt. Zerbrechlich soll sie dargestellt werden und so wird uns fest eingetrichtert, sie habe starke psychische Probleme, wirklich vertieft wird ihre Belastung allerdings nie. Doch auch ihr scheinbar herkömmliches Schema wird durch einige intelligente Kniffe von Helgeland gebrochen. Es ist belebend zu sehen, wie scheinbaren Klischeefiguren immer wieder eine Prise an neuem Wind eingehaucht wird.
Das liegt zu guter Letzt auch an der Atmosphäre, in die uns Legend hineintauchen lässt. Brian Helgeland erzählt uns eine Geschichte, die in der Kultur Londons inzwischen schon zu einer Art urbanen Legende geworden ist, das ganze sorgfältig verpackt in einem britischen Gangsterfilm, der hochgradig amerikanisch aussieht. Immer wieder brechen der ausgeflippte Soundtrack und die häufig markante und direkte Gewaltdarstellung die Stimmung des Films und schaffen es für neue unerwartete Spannungsbögen zu sorgen.
Fazit
Legend vermischt gekonnt den Stil des amerikanischen Gangsterfilms mit seinem britischen Flair. Durch einen doppelt überragenden Tom Hardy wird aus einer anfangs banalen Geschichte ein sehr spannender und kurzweiliger Thriller.
[…] Filmfutter 4/5 […]