Gestern Abend lief auf ProSieben die erste Folge des "Akte X"-Revivals – nach 14 Jahren Unterbrechung. Und die Fans der ersten Stunde haben Mulder und Scully offensichtlich nicht vergessen: mit einem Marktanteil von 19% und 2,44 Mio. Zuschauern aus der werberelevanten Zielgruppe konnte der Sender einen äußerst erfolgreichen Abend verbuchen. Ob der Trend in den nächsten Wochen anhält, wird davon abhängen, inwieweit die erste Folge überzeugt hat. Die ersten Reaktionen waren sehr gemischt, aber überwiegend positiv.
Thema des Tages in den sozialen Medien war aber ein ganz anderes: die neue Synchronstimme von Mulder. Den meisten deutschen Fans dürfte noch die alte Synchronstimme von Benjamin Völz im Kopf herumgeistern, der David Duchovny sowohl in "Akte X" zwischen 1994 und 2003 als auch in der schwarzhumorigen Serie "Californication" seine Stimme geliehen hat. Seit einigen Wochen war bekannt, dass ProSieben fortan mit Sven Gerhardt auf einen neuen Synchronsprecher setzt. Völz äußerte sich Anfang Januar im Synchron-Forum zu dem Thema und erklärte, dass der Sender ihn als Synchronsprecher angefragt habe. Daraufhin habe er seine Modalitäten genannt, wenig später jedoch ohne weitere Verhandlungen eine Absage erhalten. Die Forderungen von Völz waren ProSieben scheinbar zu hoch. Es sei jedoch kein Porzellan zwischen ihm und dem Sender zerschlagen worden, betonte Völz.
Naturgemäß bekamen viele Fans von dem Synchronsprecher-Wechsel nichts mit, bis gestern Abend viele Zuschauer die Realität einholte. Schon vor Wochen wurde auf der Petitions-Website change.com eine Petition für die Neubesetzung der Synchronisation durch Benjamin Völz eingereicht, die nur langsam in Fahrt kam, in den letzten beiden Tagen aber schlagartig anstieg. Ob’s was bringt, wird sich noch zeigen. ProSieben äußerte sich über seinen Twitter-Account gleich mehrmals zu der Petition und ging dabei nicht gerade freundlich mit den Unterstützern ins Gericht, von einem "überschaubaren Shitstorm" und "20 Stimmen (…), die urteilen, ohne beurteilen zu können" war dort unter anderem die Rede.
Ein sehr seltsamer Umgang des Senders mit seinen Zuschauern. Aber Ihr könnt auch etwas tun: Wenn ihr auch möchtet, dass „Akte X“ mit Benjamin Völz als Stimme von David Duchovny nachsynchronisiert wird, und sei es nur für die DVD-Veröffentlichung, dann beteiligt euch doch einfach an der Petition. -> Hier entlang
Warum ProSieben nicht ein paar Euro übrig hatte, um sich den vorprogrammierten Fan-Ärger zu ersparen, bleibt wohl das ewige Geheimnis des Senders. Einen ähnlichen Fall gab es vor zwei Jahren, als der Filmverleih Concorde den Stammsprecher von Arnold Schwarzenegger, Thomas Danneberg, in dem Film "Escape Plan" kurzerhand neu besetzte. Eine Petition mit vielen Unterstützern für eine Neusynchronisation blieb damals allerdings ergebnislos. Davon sollte man sich aber nicht entmutigen lassen, denn je länger "Akte X" läuft, desto größer die Chance, dass ProSieben vielleicht noch einmal umdenkt und die Wünsche der Fans respektiert. Die fadenscheinige Rechtfertigung von ProSieben für den Wechsel, der vermeintlich aus "redaktionellen Gründen" geschehen ist, muss man sich schließlich auch nicht gefallen lassen.