Box-Office USA: X-Men Apocalypse enttäuscht, Alice 2 floppt

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Alice im Wunderland 2 X-Men Apocalypse Box-Office

Quelle: Boxofficemojo

Es gab nicht viele Gründe zum Feiern für die meisten Hollywood-Studios am vergangenen Memorial-Day-Wochenende. Obwohl gleich zwei Sequels zu großen Blockbustern ins Rennen um die Gunst der Kinogänger gingen und das Wochenende dank dem Feiertag am Montag für gewöhnlich als sehr kinofreundlich gilt, war das Interesse der Zuschauer an den beiden Neustarts ausgesprochen verhalten. Immerhin war das Duo X-Men: Apocalypse und Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln immer noch stärker als A World Beyond und Poltergeist (die beiden Memorial-Day-Neustarts von 2015) vor einem Jahr, sodass die Einnahmen der Top 12 mit $158,8 Mio 8% über dem Vorjahr lagen (und 22% über der Vorwoche). Alles in allem gab es aber hauptsächlich an der Indie-Front Positives zu berichten.

Wie schon die acht X-Men-Filme vor ihm (einschließlich Deadpool), eroberte auch X-Men: Apocalypse zum Start mühelos die Spitze der nordamerikanischen Kinocharts. Das Einspielergebnis in den ersten drei Tagen ließ jedoch mächtig zu wünschen übrig. Apocalypse nahm $65,8 Mio zum Start ein ($79,8 Mio am 4-Tages-Wochenende) und schrieb einen Schnitt von $15848 pro Kino. Aus der X-Men-Hauptreihe starteten nur allererste X-Men-Film von 2000 ($54,5 Mio) und X-Men: Erste Entscheidung ($55,1 Mio) noch schwächer und man muss bedenken, dass die beiden nicht von teuren 3D-Eintrittspreisen profitierten. Rechnet man Inflation hinzu, so bleibt X-Men: Apocalypse lediglich knapp vor Erste Entscheidung. Angesichts der Tatsache, dass X-Men: Apocalypse der Nachfolger zum beliebten X-Men – Zukunft ist Vergangenheit ist und Fox für den Film $178 Mio ausgegeben hat (immerhin $22 Mio weniger als bei Zukunft ist Vergangenheit), kann ich mir schwer vorstellen, dass das Studio mit dem Startergebnis sehr zufrieden ist, insbesondere in einem Jahr, in dem Deadpool trotz eines R-Ratings und mit $120 Mio an Produktionskosten weniger mehr als doppelt so gut gestartet ist. Das Startwochenende liegt 28% unter Zukunft ist Vergangenheit, der vor exakt zwei Jahren ebenfalls am Memorial-Day-Wochenende angelaufen ist. Dieses bescherte dem Franchise zuvor seine zwei besten Starts (X-Men – Der letzte Widerstand spielte 2006 $102,8 Mio am 3-Tages-Wochenende ein und $122,9 Mio in den ersten vier Tagen).

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Der Grund für den enttäuschenden Start liegt vermutlich darin, dass Kinogänger nach Deadpool, Batman v Superman: Dawn of Justice und The First Avenger: Civil War, die zusammengerechnet mehr als $1 Milliarde in die US-Kinokassen spülten, der Superheldenfilme einfach müde sind und im Gegensatz zu diesen drei Filmen hat das Marketing zu X-Men: Apocalypse nichts geboten, was den Film von den anderen X-Men-Filmen vor ihm besonders unterschieden hat. Zukunft ist Vergangenheit profitierte noch davon, dass der Film die "alte Garde" der X-Men zurück ins Spiel brachte. Außerdem scheint es mittlerweile offensichtlich zu sein, dass mit Wolverine (als Hauptfigur) der größte Zuschauermagnet der X-Men-Filme fehlte. Mit der neuen Generation der X-Men konnten sich die Zuschauer offensichtlich nie sonderlich anfreunden und die mittelmäßigen Kritiken haben auch nicht gerade zur Steigerung der Begeisterung beigetragen. Mit einem "A-"-CinemaScore (äquivalent einer "1-")  scheint die Resonanz unter den Zuschauern immerhin recht positiv zu sein, doch man sollte nicht vergessen, dass auch Der letzte Widerstand den gleichen CinemaScore hatte und nach seinem starken Startwochenende trotzdem schnell in sich zusammenbrach. Die X-Men-Filme waren schon immer für ihre Frontlastigkeit bekannt, auch bei sehr positiver Mundpropaganda. Zukunft ist Vergangenheit spielte an seinem Startwochenende bereits 39% von seinem finalen Gesamteinspiel ein, obwohl er mit einem "A"-CinemaScore sehr positiv ankam. Frontlastigkeit wird also auch bei Apocalypse groß sein. Folgt er dem Verlauf von Zukunft ist Vergangenheit, wird er bei $170 Mio landen, wenn er so schnell fällt wie Der letzte Widerstand, dann wird er mit lediglich $150 Mio enden. Höchstwahrscheinlich wird er sich irgendwo zwischen diesen beiden Extremen mit $155-165 Mio ansiedeln, was weniger ist als die Startwochenenden von Civil War und Batman v Superman. Von einem Blockbuster-Box-Office kann hier also nicht die Rede sein.

Was die Zahlen von X-Men: Apocalypse am Wochenende jedoch besser aussehen ließ, als sie sollten, war der erbärmliche Start von Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln. Das $170 Mio teuere Märchen-Sequel war der erste Reinfall des Jahres für Disney und nahm in den ersten drei Tagen $26,9 Mio von 3763 Kinos ein ($7138 pro Spielstätte). Das Memorial-Day-Wochenende scheint Disney kein Glück zu bringen. Schon letztes Jahr floppte an diesem Feiertagswochenende A World Beyond mit nur $33 Mio zum Start (bei $190 Mio Budget). Der Sci-Fi-Film mit George Clooney erreichte knapp $93 Mio in Nordamerika. Das Alice-Sequel wird noch viel tiefer landen. Obwohl die Mundpropaganda mit einem "A-"-CinemaScore solide erscheint, ließ sich der Film bereits am Samstag seine Frontlastigkeit anmerken, als er um 7% gegenüber seinem Starttag fiel. Zum Vergleich: vor sechs Jahren startete der erste Alice im Wunderland mit $116,1 Mio in etwas weniger Kinos. Allein an seinem Starttag spielte der erste Alice mit $40,8 Mio deutlich mehr ein als die Fortsetzung am gesamten 4-Tages-Feiertagswochenende ($33,5 Mio). Tim Burtons Film profitierte 2010 enorm vom 3D-Wahn (71% der für den Film gelösten Tickets waren für 3D-Vorstellungen, beim Sequel waren es nur 41%), aber auch der Stern von Johnny Depp stand damals am Hollywood-Himmel deutlich höher als jetzt. Alice im Wunderland war einer der letzten Filme von Depps Phase als Kassenmagnet. In den letzten Jahren hatte er mit Dark Shadows, Lone Ranger und nun Alice im Wunderland 2 einen Flop nach dem anderen.

Junge Frauen machten den Großteil der Zuschauer von Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln aus (59% unter 25, 72% waren weiblich). Dieses Zielpublikum wird der Film in wenigen Wochen an Disneys Findet Dorie verlieren. Mehr als $65-75 Mio wird Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln in den USA und in Kanada vermutlich nicht einnehmen. Es ist das erste Sequel zu einem $300-Mio-Hit in Nordamerika, das nicht einmal $100 Mio erreichen wird – eine wirklich peinliche Vorstellung, die Disney zu denken geben sollte, wenn das Studio Sequels zu Maleficent und The Jungle Book plant.

Die Computerspieladaption Angry Birds zeigte sich frontlastig und fiel um zwei Plätze und 50,8% auf Rang 3 der Charts und $18,8 Mio an ihrem zweiten Wochenende. In seinen ersten zehn Tagen im Verleih spielte der Film $66,4 Mio ein, 13% weniger als der vor zehn Jahren ähnlich gestartete Ab durch die Hecke im selben Zeitraum und auch 13% weniger als Sonys Hotel Transsilvanien. Mit Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows und Findet Dorie im Anmarsch, wird Angry Birds schon bald Konkurrenz um seine jungen Zuschauer bekommen, sodass die langfristigen Aussichten nicht besonders gut sind. Mehr als $105-115 Mio werden wohl nicht drin sein, was gerade nach dem ordentlichen Start ein eher enttäuschendes Gesamtergebnis ist.

The First Avenger – Civil War kann sich immer noch nicht ganz fangen und fiel an seinem vierten Wochenende um 53,3% auf $15,4 Mio. Damit belegte er Platz 4 der nordamerikanischen Kinocharts (#2 in der Vorwoche) und steht jetzt bei $372,9 Mio. Civil War zog an Deadpool vorbei und ist jetzt der umsatzstärkste Film der Jahres in Nordamerika. Außerdem belegt er Platz 29 unter den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten und wird auf lange Sicht auch die Top 20 knacken. Dennoch ist es verwunderlich, dass der Film sich trotz augenscheinlich sehr positiver Mundpropaganda noch schlechter hält als Avengers: Age of Ultron und Iron Man 3. Aktuell liegt Civil War lediglich 1% vor Iron Man 3 im selben Zeitraum und sogar 8% hinter Age of Ultron. Zwar sind ihm $400 Mio immer noch sicher, doch ob er $409 Mio von Iron Man 3 überhaupt erreichen wird, erscheint immer unwahrscheinlicher. Er wird seine Laufzeit mit etwa $405-410 Mio beenden, was nach einem $179-Mio-Start wirklich enttäuschend ist, insbesondere da der Film mit $250 Mio auch $50 Mio mehr kostete als Iron Man 3. An sich bleibt das Ergebnis natürlich immer noch ziemlich gut.

Auf Seite 2 wenden wir uns den Zwischenergebnissen von Bad Neighbors 2, The Jungle Book und den Indie-Erfolgen Love & Friendship und The Lobster zu.

1 COMMENT

  1. "Immer mehr" ist nicht nur das kapitalistische Konzept auch der Filmbranche- und man vergißt dabei schnell, das gut Ding eben auch gut Muße benötigt.
    Damit will nicht gesagt sein, das die Marvels und die DC-Ableger in irgendeiner Weise schlecht seien, aber das der Konsument eben hier Qualität im besonderen Maße fordert. In Zeiten wirtschaftlicher Ungleichgewichte irgendwie nachvollziehbar und Mittelmaß wird dann schnell abgestraft.
    War 2015 nicht unbedingt ein absolut herausragendes Filmjahr, zumindest quantitativ, werden wir 2016 von einer Vielzahl von Blockbustern überrollt, dies sicherlich ein Resultat des wirtschaftlichen Erfolges der Filmbranche, und alle sicherlich auch beachtenswert, allerdings wie bereits gesagt, unter dem Gesichtspunkt wirtschaftlicher Unausgewogenheiten und anbetrachts der Tatsache, das das Jahr eben nur 52 Wochenenden hat und andere Bereiche hier ebenfalls fordern, wird zumindest einigen Konsumenten die Wahl immer schwerer gemacht.
    Neben den altrenomierten Filmgesellschaften drängen dabei auch noch weitere auf dem Markt, so das die Vielfalt immer größer wird, schnell kann dabei die eigene Erfolgsgeschichte auch wieder in einen Verdrängungswettbewerb münden, wenn gewisse Regeln nicht erkannt und eingehalten werden, was sicherlich letztlich für alle sehr bedauerlich wäre.
    Auch wenn jede Filmgesellschaft in der Regel nur 1-2 Megablockbuster im Jahr stemmen kann, sollte klar werden, das aus diesem Grunde der wirtschaftliche Kapitalfluß irgendwann nicht mehr ins Unendliche steigen kann und das der Unterschied zwischen Erfolg und Flop auch schnell marginal werden kann.
    Waren anfangs noch 2-3 Superheldenfilme im Jahr im Angebot, sind es mittlerweile fast das 3-fache, kein Wunder, das dann der ein oder andere dann auch auf der Strecke bleiben kann, wenngleich ich dies an sich bedauern würde.
    In der Regel kann jede Filmgesellschaft im Jahr 1-2 Megablockbuster stemmen, ob es noch mehr werden sollten, liegt letztlich in deren Verantwortungs- und Entscheidungsbereich. Bei diesen sollte auf jeden Fall die Qualität herausstechend sein, nur dann wird der Konsument dies auch honorieren wollen. Also mehr Klasse als Masse, dies gilt in allen Punkten, auch im Hinblick auf das Kostenbudget!
    Den Konsumenten kann man nur anraten, ansonsten angemessen zwischen den Filmgesellschaften zu streuen, das gilt zumindest bei denen, die nur begrenztes Budget haben, alle anderen können ruhig bei allen Blockbustern des Jahres so oft wie möglich zugreifen, letztlich würden in diesem Sinne dann wir alle davon profitieren. Mehr ist von Seiten des Konsumenten nicht möglich.
    In diesem Sinne würde ich wünschen, das alle großartigen Blockbuster des Jahres entsprechende Würdigung und profitable Anerkennung finden, wenn gleich die vorgenannten Punkte immer wichtiger werden.
    Dann werden wir uns auch in den nächsten Jahren über eine angemessene und großartige Versorgung aus der Filmbranche freuen können.

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