Star Trek Beyond, USA 2016 • 122 Min • Regie: Justin Lin • Drehbuch: Simon Pegg, Doug Jung • Mit: Chris Pine, Zachary Quinto, Zoe Saldana, Idris Elba, Simon Pegg, Sofia Boutella, Karl Urban, John Cho, Anton Yelchin • Kamera: Stephen F. Windon • Musik: Michael Giacchino • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: Paramount Pictures • Kinostart: 21.07.2016 • Deutsche Website
Die Reise in ferne Galaxien geht weiter: Nachdem er mit „Star Trek“ (2009) und „Star Trek Into Darkness“ (2013) den Kult um das Raumschiff Enterprise für ein neues Kinopublikum frisch aufbereitet hat, hat sich J.J. Abrams mit „Star Wars – Das Erwachen der Macht“ (2015) nun der dunklen Seite der Weltraumabenteuer zugewandt und den Regieposten bei „Star Trek Beyond“ dem Genre-Newcomer Justin Lin überlassen. Doch keine Sorge – zwar imponiert das Sequel mit einigen wahrhaft wilden Actionsequenzen, entpuppt sich aber entgegen der Filmografie Lins glücklicherweise nicht als 2 fast 2 furious. Der Abrams-typische Einsatz von Lens Flares erfolgt hier zwar nur noch rudimentär, doch sonst ist in diesem Filmuniversum auf den ersten Blick alles beim Alten geblieben. Mit einer sympathisch-heiteren Eröffnungsszene wirft Lin die Zuschauer direkt in ein adrenalinhaltiges Spektakel, in dem auch der Humor nicht zu kurz kommt. Dafür sorgt schon der britische Scotty-Darsteller Simon Pegg („Hot Fuzz“), der zusätzlich seine Duftmarke als Drehbuch-Koautor hinterlassen hat.
Dieses Mal erwartet die Crew um James T. Kirk (Chris Pine), Spock (Zachary Quinto), „Pille“ McCoy (Karl Urban), Lieutenant Uhura (Zoe Saldana), Sulu (John Cho), Chekov (nach seinem tragischen Tod das letzte Mal in seiner Rolle zu sehen: Anton Yelchin) und Scotty ein vermeintlich geradliniger Auftrag: Die Außerirdische Kalara (Lydia Wilson) hat ihre Schiffsbesatzung auf einem bislang unentdeckten Planeten verloren und bittet die Sternenflotte um Hilfe bei der Rettung. Schon vor der Ankunft wird Kirk und seinem Team klar, dass an der Mission etwas faul ist. Ein blitzschneller Angriff des Kriegers Krall (Idris Elba) zwingt die Überlebenden zur Bruchlandung auf der bergigen Oberfläche. Durch die brutale Attacke voneinander getrennt, muss die Crew zunächst wieder zueinander finden, um schließlich den Kampf gegen den Tyrannen aufzunehmen: Nur ein altes Artefakt an Bord der Enterprise fehlt Krall zur Fertigstellung einer fatalen biologischen Waffe. Zusammen mit der einheimischen Einzelgängerin Jaylah (Sofia Boutella) wird ein Plan zur Abwendung der Katastrophe geschmiedet …
Ok, eingefleischte Alt-Trekkies hatten ja bereits ihre Probleme mit Abrams' Vorgängern („Star Trek Into Darkness“ wurde von den Hardcore-Jüngern gar zum schlechtesten Eintrag in die Gesamtserie gekürt), und so ist es durchaus fraglich, ob diesen nun Lins stilistisch sehr ähnliche Arbeit besser schmeckt. Im Mittelpunkt stehen erneut die Schauwerte und atemlose Action, während man die Charaktere nach zwei Filmen bereits so verinnerlicht hat, dass sie ohne viele Zusatzinformationen aus dem Stand funktionieren. Zu Beginn werden einige mild-existenzielle Fragen angerissen, die sich aber im folgenden Feuerwerk schnell pulverisieren und zum Ende auch fast wieder vergessen sind. Dafür gibt es mit Jaylah (die Figur wurde übrigens angeblich von Jennifer Lawrences Performance in „Winter´s Bone“ inspiriert – daher der Name) eine nicht sonderlich originelle, aber dafür sehr effektive neue Kämpfernatur, und mit Krall einen wirklich kaltblütigen Bösewicht, der den Puls souverän in die Höhe treibt. Das mag jetzt alles erneut wenig mit dem intellektuellen Ansatz der „Star Trek“-Ursprünge zu tun haben, aber geschenkt: „Star Trek Beyond“ macht letztlich genauso viel Spaß wie seine zwei Prequels, wenn man über die eine oder andere Länge zum Schluss und ein wenig Abnutzungserscheinungen hinwegsieht.
Wenn man bedenkt, dass die meisten Hollywood-Franchises bereits ab Teil zwei irgendwie fad wirken, verfügt die aktuelle „Star Trek“-Reihe trotz bewährter Rezeptur immer noch über einen knackigen Touch. Möglicherweise liegt das daran, dass Initiator Abrams (wie auch bei den „Mission: Impossible“-Filmen ab Teil vier) in der Produzentenrolle weiterhin ein wachsames Auge auf die Qualität der Produkte hat und die Auswahl der Regisseure sorgfältig trifft. Justin Lin hat sich gegen alle Skepsis von vielen Fans und Kritikern als kompetenter Handwerker erwiesen, der den zahlreichen Höhepunkten eine bemerkenswerte inszenatorische Wucht zu verleihen vermag. Manchmal toppt er hier sogar Abrams, wenn man beispielsweise an eine von Beastie Boys-Klängen passend unterlegte, irrwitzige Sabotageaktion oder einen schweißtreibenden Zweikampf in einer mit künstlicher Gravitation ausgestatteten Stadt denkt. Zwischen all den lauten Gefechten dringt in diesem Abenteuer sogar kurz mal der Entdecker-Geist Gene Roddenberrys durch – der größte Teil der Handlung spielt sich immerhin in einer unbekannten Welt ab.
Insofern könnte „Star Trek Beyond“ die harten Gegner des ungeliebten Vorgängers vielleicht wieder etwas beschwichtigen. Und wenn nicht: Anhänger der jungen Sternenflotte wird dieser neue Eintrag ins Logbuch ganz sicher erneut begeistern. Mit Warp 4 zu Teil 4.
Trailer