Quelle: Boxofficemojo
Obwohl beide Neustarts in den USA nur enttäuschende Zahlen einfahren konnten, konnte die Top 12 mit etwa $121 Mio zur letzten Woche fast identisch bleiben. Dies ist der Tatsache zu verdanken, dass durch einen ziemlich engen Fokus der beiden neuen Filme, die älteren Filme allesamt sehr gute Rückgänge verbuchen konnten. Es ist schon das vierte Wochenende in Folge, an dem die Top 12 in den USA mehr als $100 Mio einspielen kann – für Oktober absolut großartig. Auch wenn mit Paranormal Activity 3 letztes Jahr ein deutlich stärkerer Film an der Spitze stand (immerhin hält er den Rekord für den besten Oktober-Start aller Zeiten), ging es für die gesamte Top 12 dieses Jahr doch um 10,7% hinauf. Der Vorsprung des Gesamt-Box-Office von 2012 gegenüber 2011 wurde nun auf 4,5% ausgebaut. Gegenüber dem bislang erfolgreichsten Box-Office Jahr aller Zeiten, 2010 (Avatar-Effekt!), liegt 2012 auch noch 0,7% vorne. Ob dieser Abstand auch hält, wird von den Performances von Skyfall, Der Hobbit und dem letzten Twilight-Film stark abhängen.
Während in Deutschland die Paranormal Activity-Serie stärker denn je ist (siehe D-Box-Office Bericht), stellt Paranormal Activity 4 scheinbar den Wendepunkt für das Franchise in den USA dar. Der Film konnte an den Kinokassen $29 Mio am Wochenende erwirtschaften, und zwar von 3412 Kinos (zehntbreitester Start aller Zeiten für einen R-rated Film). Natürlich ist es aus finanzieller Sicht immer noch eine tolle Summe, liegt das Budget doch bei nur $5 Mio. Doch verglichen zu seinen Vorgängern ist es ein maues Ergebnis. Wie vorhin erwähnt, stellte Paranormal Activity 3 letztes Jahr den Rekord für den besten Oktober-Start aller Zeiten auf. Knapp $52.6 Mio hat der Film am Startwochenende eingespielt. Das Sequel liegt fast 45% darunter. Auch verglichen zu Paranormal Activity 2 ist es ein schwacher Start, denn dieser hat es auf immerhin $40,7 Mio am ersten Wochenende gebracht.
Es ist interessant, sich die Entwicklung der Paranormal Activity-Reihe an den Kinokassen in den USA anzuschauen. Der erste Film startete als ein richtiger Sleeper Hit 2009 in ursprünglich 12 Kinos und entwickelte sich zu einem wahren Phänomen, der mit dem Erfolg von Blair Witch Project mithalten kann. Ein Endergebnis von $107,9 Mio machte ihn 2009 zum ersten reinrassigen Horrorfilm seit The Grudge – Der Fluch fünf Jahre zuvor, der $100 Mio an den Kinokassen in den USA knacken konnte. Das alles hat er bei einem Budget von sage und schreibe $15,000 geschafft! Das unvermeidliche Sequel eröffnete zwar ein Jahr später giganisch (und vermied somit das Schicksal von Blair Witch 2), doch er fiel schnell ab und beendete seinen Lauf mit $84,8 Mio. Letztes Jahr jedoch gelang es dem dritten Teil den Abwärtstrend umzukehren und er durchbrach, wie schon der erste Film, die $100-Mio Marke mit einem Gesamteinspiel von $104 Mio. Insbesondere beeindruckend sind diese Zahlen vor dem Hintergrund der Altersfreigabe dieser Filme, dem R-Rating (ab 17 Jahren). Der Erfolg von Paranormal Activity stellte den (bereits an sich beeindruckenden) Erfolg der Saw-Reihe in den Schatten und wurde so zum erfolgreichsten Horror-Franchise seit der ursprünglichen Scream-Trilogie. Doch wähend bei Saw der Wendepunkt erst mit dem sechsten Film kam (Teile 2 bis 5 eröffneten alle zwischen $30-35 Mio, der sechste fiel dann ab auf $14,1 Mio – ironischerweise überschattet durch den Hype vom ersten Paranormal Activity), kam er bei Paranormal Activity früher. Der von den Zuschauern vergebene "C"-CinemaScore (entsprechend der deutschen Note 3) lässt auch erahnen, dass es dem bereits angekündigten fünften Teil kaum besser ergehen wird. Bedenkt man die Frontlastigkeit der beiden anderen Paranormal Activity-Filme und die eindeutig schlechte Resaonanz seitens der Zuschauer, so ist bei Paranormal Activity 4 mit maximal $55-58 Mio zu rechnen. Das könnte aber trotzdem genug sein, um den Streifen zum erfolgreichsten Horrorfilm des Jahres werden zu lassen.
Der größte Gewinner vom Wochenende war Ben Afflecks Argo, der sich mit einem phänomenalen 15,5%-Rückgang auf Platz 2 behaupten konnte. Nach weiteren $16,4 Mio am Wochenende steht der Thriller jetzt bei $43 Mio und somit weniger als $6 Mio hinter Afflecks Vorgänger The Town – Stadt ohne Gnade. Es scheint so, als sei das Mundpropaganda tatsächlich so hervorragend, wie durch den "A+"-CinemaScore letztes Wochenende impliziert wurde. Erschien es zum Start noch als eine entferne Möglichkeit, so scheint es nun eine absolute Gewissheit zu sein, dass Argo die $100 Mio-Marke überschreiten wird und somit zu Afflecks erfolgreichster Regiearbeit werden wird. Dabei steht noch die gesamte Oscar-Saison noch bevor, sodass der Film sein Potenzial bei weitem noch nicht ganz entfaltet hat. Nächstes Wochenenende wird es der Film ebenfalls mit keiner direkten Konkurrenz zu tun bekommen, sodas ein weiterer großartiger Hold wahrscheinlich ist. Wieviel für den Film dann insgesamt am US-Box-Office zusammenkommen wird, wird natürlich auch davon abhängen, wie es mit den Oscars und anderen Filmpreisen für den Streifen ausgehen wird. Momentan sehe ich en Endergebnis von etwa $115-130 Mio, doch sollte Argo den Oscar für den Besten Film gewinnen, so wird er, meiner Meinung nach, jenseits von $140 Mio enden. Spätestens nach Argo wird Ben Afflecks Name als Regisseur in aller Munde sein.
Ebenfalls dank mangelnder Konkurrenz konnte sich 96 Hours – Taken 2 ganz solide halten, wobei es für den Film zwei Plätze runter auf Rang 3 ging. Am Wochenende hat er $13,3 Mio (-39,4%) eingespielt. An seinem 16. Tag in den Kinos wurde Taken 2 zum 20. Film, der dieses Jahr $100 Mio an den US-Kinokassen erreicht hat. Mittlerweile steht der Streifen bei $105,8 Mio und liegt somit immer noch etwa $28 Mio vor dem ersten Teil, wobei dieser sehr schnell aufholt. Das Gesamtergebnis des ersten Films ($145 Mio) wird das Sequel mit Liam Neeson nicht toppen, doch mit dem wahrscheinlichen Endergebnis von $135-140 Mio wird er doch weit vor dem liegen, was viele erwartet hätten – insbesondere nach den negativen Kritiken.
Adam Sandlers Hotel Transsilvanien profitierte stark von einem absoluten Mangel an neuer Konkurrenz für Familien und verlor nur 24,6% der Zuschauer von der Vorwoche. Nach $13 Mio am vierten Wochenende, steht der von Sony Animation produzierte Film bei $118,5 Mio und ist nun ein ernsthafter Kandidat für die $150 Mio-Marke. Auch wenn Ralph Reicht’s! ihm da wahrscheinlich einen Strich durch die Rechnung ziehen wird, so ist auch ein Einspiel von $145 Mio großartig für einen Film, von dem kaum einer erwartet hätte, dass er überhaupt $100 Mio erreichen wird.
Auf Platz 5 eröffnete Alex Cross, die dritte Adaption von Alex Pattersons Krimi-Romanen um den gleichnamigen genialen Polizisten nach …denn zum Küssen sind sie da und Im Netz der Spinne, in denen Morgan Freeman noch die Hauptrolle gespielt hat. Alex Cross konnte an den Erfolg dieser Filme nicht anknüpfen und eröffnete mit lediglich $11,4 Mio von 2539 Kinos. Somit spielte er zum Start weniger als die beiden Flme mit Morgan Freeman ein, und das obwohl diese vor mehr als zehn Jahren herauskamen und somit einen Inflations-Nachteil haben. Im Netz der Spinne und …denn zum Küssen sind sie da konnten jeweils mehr als $60 Mio in den USA einspielen, ein Ergebnis an das Alex Cross trotz guter Resonanz vom Publlikum ("A"-CinemaScore) nicht mal nah herankommen wird. Ich erwarte maximal $30 Mio. Alex Cross ist ein gutes Beispiel dafür, wie wichtitg das Casting einer Hauptrolle sein kann. Als Tyler Perry, der vor allem für seine an Afro-Amerikaner gerichteten, moralisierenden Filme wie Madea’s Family Reunion oder Tyler Perry’s Good Deeds bekannt ist, aber außerhalb seines eigenen Markenzeichens kaum Erfahrung in anderen Rollen gesammelt hat, in der Rolle von Alex Cross den ursprünglich vorgesehenen Idris Elba ersetzt hat, ging eine Welle der Verwunderung durch die Filmfans. Und so zeigen sich die Auswirkungen. Während die üblichen Tyler Perry-Fans wahrscheinlich mit dem Film nicht so viel anfangen konnten, lehnten die durchaus zahlreichen Alex Cross-Fans seine Besetzung in der Titelrolle einfach ab. Dass die Zuschauer am Startwochenende trotzdem primär zu Tyler Perrys Fans gehörten sieht man an den vorliegenden Zahlen zur Demografie. Etwa 60% der Zuschauer zum Start waren weiblich, 68% über 35 und 74% afro-amerikanisch. Das entspricht sehr stark der Tendenz, die auch bei den anderen Tyler Perry-Filmen zu beobachten ist und viel weniger der üblichen Zuschauer-Zusammensetzung bei Krimi-Adaptionen.
Dank dem leicht enttäuschenden Ergebnis von Paranormal Activity 4 fiel Sinister nicht so stark wie erwartet. Sicher, er verlor trotzdem drei Ränge in der Top 10 und hatte mit einem Rückgang von 51% auch den schlechtesten Hold unter den ersten zwölf Filmen, doch es hätte auch schlimmer ausgehen können. Mit zusätzlichen $8,8 Mio in der Tasche steht der Horror-Hit bei $31,7 Mio nach 10 Tagen – und das bei einem Budget von nur $3 Mio!
Gute Stehqualitäten bewies erneut Pitch Perfect, der mit $6,8 Mio (-27,1%) nun $45,5 Mo in der Tasche hat. Ein Ergebnis von über $60 Mio ist hier garantiert.
Überraschend großartig hielt sich auch Martin McDonaghs Brügge sehen und sterben-Nachfolger 7 Psychos, der nur 21,6% seiner Zuschauer verlor und mit $9,2 Mio nach 10 Tagen bereits das Gesamtergebnis seines ersten Films getoppt hat. Normalerweise würde dies bedeuten, dass hier auch $20 Mio in greifbarer Nähe sind, doch die Konkurrenz um Kinos und Leinwände in den kommenden Wochen wird dies leider verhindern, sodass der Film sich wahrscheinlich mit $18 Mio zufrieden geben muss.
Außerhalb der Top 12 hat Merida – Legende der Highlands letztes Wochenende $235 Mio erreicht, ein beeindruckendes Ergebnis, welches im traurigen Konrast zu der schwachen Performance hierzulande steht. Ice Age 4 – Voll verschoben erreichte mittlerweile $160 Mio, was für den vierten Film sicherlich als ein Erfolg verbucht werden kann.