End Of Watch (2012)

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End Of Watch, USA 2012 • 109 Min • Regie & Drehbuch: David Ayer • Mit: Jake Gyllenhaal, Michael Peña, Anna Kendrick, America Ferrera, Frank Grillo • Kamera: Roman Vasyanov • Musik: David Sardy • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: TOBIS Film • Kinostart: 20.12.2012 • Website

 

„Life in the streets ain’t easy / All I see is pain and misery“ – das beklagte Prince Ital Joe schon 1994 in seinem Duett „Life in the streets“ mit Ex-Rapper Marky Mark Wahlberg. Jetzt, achtzehn Jahre später, ist das Leben auf der Straße mit Sicherheit keinen Deut leichter geworden. Davon können auch die beiden Streifen-Cops Brian Taylor (Jake Gyllenhaal) und Mike Zavala (Michael Peña) in dem Thriller „End Of Watch“ ein Liedchen singen, denn ihr Einsatzgebiet ist das harte Pflaster von South Central Los Angeles. Und auch der Drehbuchautor des Werkes, David Ayer, kennt dieses raue Umfeld seit dem Teenageralter – persönliche Alltagserfahrungen sind deshalb stets mit in seine Vorlagen zu Filmen wie „The Fast and the Furious“ oder „Training Day“ (beide 2001) eingeflossen. Toughe Burschen, schnelle Autos, dicke Knarren und korrupte Gesetzeshüter dominieren diese Geschichten, in denen aber außerdem eine gewisse Romantik für den dunklen Teil der Stadt der Engel nicht zu leugnen ist. Mit „Harsh Times“ (2005) und „Street Kings“ (2008) durfte Ayer schließlich selbst auf dem Regiestuhl Platz nehmen, aber legte mit diesen Großstadtballaden zwei bestenfalls mediokre Arbeiten vor. Sein aktueller Film vermag zumindest den Kritikern aus Übersee überwiegend positive Stimmen zu entlocken. Roger Ebert von der Chicago Sun-Times etwa zückte die Höchstnote und bezeichnete „End Of Watch“ als „one of the best police movies in recent years“. Aber nicht nur die Presse ist dort offensichtlich begeistert gewesen, sondern ebenso Regiekollegen wie William Friedkin, der auf seiner Twitter-Seite mit seinem Urteil noch einen Schritt weiterging: „End of Watch is a great film…may be the best cop film ever“ Und das von dem Mann, dem wir den Genremeilenstein „French Connection“ (1971) verdanken – man durfte mehr als gespannt sein …

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Umso ernüchternder ist nun leider das Resultat ausgefallen, denn was uns David Ayer hier präsentiert, ist lediglich formell ein authentischer Reißer. Unter all den unpolierten, wackeligen Handkameraaufnahmen wartet auf die Zuschauer nichts anderes als eine Buddystory vom Fließband: Freundschaft, Familie und kollegiale Brüder- wie Schwesterlichkeit werden eifrig heraufbeschworen, aber wenn wir doch mal ganz ehrlich sind, gehen uns die Charaktere am Ende ähnlich nahe wie irgendwelche programmierte Videospielhelden von der Playstation. Taylor und Zavala lieben ihren riskanten Job, der Titel lautet „End Of Watch“ und bezieht sich nicht nur auf den erholsamen Feierabend, sondern beschreibt auch zynisch den worst case, wenn nämlich der Dienstschluss im Todesfall für die Ewigkeit andauert. Wer genügend solcher Filme gesehen hat, formuliert bereits drei mögliche Endszenarios: 1) Taylor stirbt, 2) Zavala stirbt oder 3) beide sterben. Da Taylor infolge eines Projektes die Einsätze mit Kameras mitfilmt, können wir die Gefahren unmittelbar miterleben. Nicht nur die Cops scheinen jedoch die lückenlose Dokumentation ernstzunehmen, sondern auch die Gangster – an Bildmaterial aus allen Perspektiven mangelt es hier also keinesfalls. Ein Stich ins Hornissennest lässt die Situation für die Protagonisten völlig aus dem Ruder laufen, denn eine Sicherstellung diverser schwerer Handfeuerwaffen befördert sie ins Fadenkreuz eines kompromisslosen Verbrecherkartells, das nicht lange mit seinen Aktionen fackelt …

Der Volksmund pocht bekanntlich gern darauf, dass es keine dummen Fragen, sondern lediglich dumme Antworten gebe. „End Of Watch“ biegt diese vermeintliche Weisheit allerdings so weit, dass sie fast bricht. Ein besonders grimmiger Bösewicht in dem Film trägt den klangvollen Namen Big Evil. Man hätte es sich ja eigentlich schon denken können, aber Officer Taylor stellt ihm die Frage dennoch: „Warum nennt man dich Big Evil?“ Die offensichtliche Antwort: „Weil ich sehr böse bin.“ Mit solch stupiden Dialogen gewinnt man jenseits der Achtziger und frühen Neunziger freilich keinen Blumentopf mehr und „cool“ ist auch etwas ganz anderes. So richtig warm wird man mit den Figuren ohnehin bis zum Schluss nicht. Für Tiefe und Dramatik sollen wohl die Beziehungen der beiden Hauptcharaktere mit ihren Angebeteten sorgen, die von Natalie Martinez und Anna Kendrick („Up In The Air“) verkörpert werden. Während der langen Patrouillenfahrten wird zum Beispiel darüber gesprochen, wie toll doch eine eigene Familie sei – allerdings kann man sich in Anbetracht dieser zwei Thrill-seeker kaum vorstellen, dass die Papas die Volljährigkeit der Nachkommen je erleben werden. South Central gleicht einem Kriegsgebiet und Unheil scheint an jeder Ecke zu lauern. Vielleicht nicht der beste Platz für große Zukunftspläne. Taylor und Zavala sind zwar Profis, benehmen sich aber oftmals wie pubertäre Kids, die es scheinbar lieben, dick vor der Kamera aufzutragen. Und um es gleich auf den Punkt zu bringen: Das kann über die Laufzeit gehörig auf die Nerven gehen.

„End Of Watch“ ist kein schlechter Film, aber eben auch kein sonderlich guter oder gar außergewöhnlicher. Wie bei den meisten Produktionen aus dem sogenannten Found footage-Bereich verweisen auch hier die Verantwortlichen stolz darauf, dass sie den Stil nicht als bloßes Gimmick ausgewählt haben, sondern mit diesem der Geschichte mehr Authentizität verleihen wollten. Allerdings fragt man sich an verschiedenen Stellen, wie nun die jeweilige Einstellung in dieser Form überhaupt aufgezeichnet werden konnte – auch wenn im Fernsehen Polizeishows den Beamten dicht auf die Pelle rücken, ist das dort etwas anderes, als in diesem brutalen Chaos, in dem jede kurze Unaufmerksamkeit den Tod bedeuten könnte. Eine oder gleich mehrere Handkameras wirken hier schlicht fehl am Platz. Jake Gyllenhaal („Brokeback Mountain“) und Michael Peña („L.A. Crash“) geben sich zwar Mühe, ihre Figuren mit Leben zu füllen, aber wahre Sympathie will für diese einfach nicht aufkommen. Das liegt nun nicht unbedingt an den Leistungen der Schauspieler, sondern eher an dem schwachen Drehbuch, das sich überwiegend in ausgelutschten Cop- und Gangsterklischees wälzt.

In seinen stärksten Momenten wirft „End Of Watch“ seine Zuschauer tatsächlich mit einer beachtlichen Intensität in einen Strudel der Gewalt. Blöd ist eben nur, dass man sich in diesem nur marginal um die darin befindlichen Charaktere sorgt …

(Bildmaterial: © TOBIS Film)


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