Fifty Shades Darker, USA 2017 • 115 Min • Regie: James Foley • Mit: Dakota Johnson, Jamie Dornan, Eric Johnson, Kim Basinger, Bella Heathcote, Marcia Gay Harden, Rita Ora • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 9.02.2017 • Deutsche Website
Handlung
"Keine Regeln, keine Bestrafungen, keine Geheimnisse." Unter diesen neuen Bedingungen gibt die junge, aber nicht mehr ganz so unschuldige Anastasia Steele (Dakota Johnson) dem attraktiven Milliardär Christian Grey (Jamie Dornan) eine zweite Chance. Anstelle des berüchtigten roten Zimmers der Schmerzen gibt es erst einmal Blümchensex, auch wenn diese Ansage natürlich nicht lange anhält. Doch während er ihre Beine mit einem dafür vorgesehenen Utensil öffnet, öffnet sich Christian selbst emotional immer mehr gegenüber Anastasia und aus einer Abmachung wird allmählich eine richtige Beziehung. Doch dem Glück der Verliebten werden zahlreiche Steine in den Weg gelegt. Während Christian von seiner Vergangenheit in Form einer psychisch labilen Ex-Sub Leila (Bella Heathcote) und der reifen Verführerin Elena (Kim Basinger) heimgesucht wird, muss Ana auf der Arbeit die dreisten Avancen ihres schmierigen Chefs Jack (Eric Johnson) abwehren. Außerdem wird sie weiterhin von Zweifeln geplagt, ob sie Christian wirklich das geben kann, was er braucht. Können sich echte Gefühle gegen die Dämonen einer traumatisierten Seele durchsetzen?
Kritik
Fifty Shades of Grey – Gefährliche Liebe ist ein Film, der sein Zielpublikum gut kennt. Das sollte er auch, denn nachdem sich Romanautorin E.L. James während des Drehs zum ersten Film mit Regisseurin Sam Taylor-Johnson und Drehbuchschreiberin Kelly Marcel zerstritten hat, weil sie versuchten, aus ihrer dürftigen Vorlage mehr herauszuholen, war diesmal James’ Ehemann Niall Leonard dafür verantwortlich, die nicht ganz Nobelpreis-verdächtige Prose zu einem Skript umzuarbeiten. Bei seinem ersten Film seit zehn Jahren stellte Regisseur James Foley (Verführung einer Fremden) sein routiniertes Handwerk ausschließlich in die Dienste der Vorlage, ohne auch nur den Hauch einer Bemühung, eine Vision umzusetzen oder dem Film seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Dass die kreative Kontrolle beim Sequel noch mehr in den Händen von James lag, ist vermutlich ein Segen für die zahlreichen Fans der Romane, raubt dem Film jedoch auch den letzten Reiz gegenüber allen Außenstehenden. Jegliche Bemühungen, die der Vorgängerfilm unternommen hat, um aus Johnsons Anastasia eine dreidimensionale, selbstbestimmte und zunehmend couragierte Figur zu formen, die im Laufe der Geschichte zu sich selbst findet, werden hier zugunsten einer romantischen Wunscherfüllung fallen gelassen. Wen interessiert schon ein starker Charakter, wenn man romantische Segeltörns, leidenschaftliche Liebesbekundungen, große Maskenbälle und sexy Spielereien in einem Aufzug haben kann?
Der Sex bleibt natürlich für viele die Hauptattraktion und nimmt im zweiten Film an Häufigkeit, wenn auch nicht an Intensität gegenüber dem Vorgänger deutlich zu. Auch wenn es wieder einmal hauptsächlich Johnson ist, die ihren nackten Tatsachen in die Kamera halten muss, widmet sich immerhin eine ausgedehnte Workout-Szene, die in ihrer Schamlosigkeit als Fan Service kaum zu übertreffen ist, Jamie Dornans wohlgeformtem Adonis-Körper. Wer sich aber in diesen Film ins Kino verirrt hat, wird sich darüber nicht beschweren. Jedoch wirken die Sexszenen im Film viel zu durchkalkuliert und funktional, um prickelnde Erotik versprühen. Jeglicher Anschein der Spontaneität geht verloren, wenn man das Gefühl hat, dass Sexszenen in einer gewissen Frequenz kommen müssen, um die Fans bei Laune zu halten. Man merkt die sichtlichen Bemühungen, den Zuschauern den Eindruck zu vermitteln, Voyeure bei etwas Verbotenem zu sein, ohne sich zugleich zu weit aus dem Mainstream-Fenster zu lehnen. Es gibt ein wenig Fesselspielchen hier, einige Klapse auf den Po da, Lustkugeln kommen zum Einsatz und Nippelklemmen werden vorgeführt (allerdings nur an einem Zeigefinger!), doch dafür, dass die "Shades of Grey"-Reihe SM-Praktiken salonfähig gemacht haben soll, wirkt der Film wie der zahmste Sofcore-Porno aller Zeiten. "Du hast mir wehgetan und das törnte dich an!" wirft Anastasia Christian in einer Szene empört vor. Moment, ist das nicht genau die Definition von Sadomaso-Sex?! Mit seiner erschreckend simplen Küchenpsychologie, die postuliert, dass Christians Lustgewinn darin besteht, Frauen zu bestrafen, die seiner an einer Drogenüberdosis verstorbenen Mutter ähnlich aussehen, tut der Film den echten Liebhabern der SM-Praktiken wirklich keinen Gefallen, indem er diese als Menschen mit einem Knacks in der Psyche darstellt, der hier durch Anastasia langsam geheilt wird. Fesseln, Peitschen und Knebeln sind ja schön und gut, doch man braucht sie alle nicht mehr, wenn man die wahre Liebe gefunden hat. Und der Traummann ist natürlich umso traumhafter, wenn er, nach eigener Aussage im Film, alle 15 Minuten $24.000 verdient.
Es hilft auch nicht, dass obwohl das Schicksal die beiden Figuren füreinander vorbestimmt haben soll, die Hauptdarsteller weiterhin daran scheitern, spürbare Chemie miteinander zu entwickeln. Die Ursprünge als Twilight-Fanfiction sind im neuen Film deutlicher denn je und wie schon bei Robert Pattinson und Kristen Stewart sollte man nicht den schauspielerischen Fähigkeiten der Darsteller einen Vorwurf machen, sondern dem Ausgangsmaterial, mit dem die sie arbeiten müssen. Wer A Bigger Splash mit Johnson oder die britische Thrillerserie "The Fall" mit Dornan gesehen hat, weiß, dass die beiden deutlich mehr draufhaben, als der neue Film vermuten lässt. Es ist schwer, überzeugend in einer Rolle zu wirken, wenn man an eigenen Dialogzeilen zu zweifeln scheint, während man sie von sich gibt.
Doch während man sich über die fragwürdigen Botschaften des Films streiten oder die trashigen Dialoge und bemühte Erotik belächeln kann, ist das größte Vergehen des Films, dass er schlicht langweilig ist. Die zweistündige Laufzeit fühlt sich doppelt so lang an, alle Konflikte und Probleme, die die Protagonisten bewältigen müssen, bleiben belanglos. Der Plot wirkt episodenhaft und man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass alle Plot-Entwicklungen lediglich dazu dienen, um die Zeit zwischen den durchgetakteten Sexszenen zu füllen. Nimmt man diese heraus, bleibt neben einer handwerklich soliden Inszenierung (großes Lob an die Kamera und die Kostüme) nur ein blasses, dröges Romantik-Drama von der Stange. Die Neuzugänge Bella Heathcote als verschmähte Ex-Loverin und insbesondere 9½ Wochen-Veteranin Kim Basinger als Christians "Mrs. Robinson" haben Potenzial, werden aber vom Drehbuch sträflich unterfordert und auf oberflächliche Gastauftritte reduziert, die genau so konsequenzlos bleiben wie der beliebig wirkende Hubschrauberabsturz, der mit dem gleichen Ausmaß an Spannung gehandhabt wird wie ein platter Fahrradreifen. Eric Johnsons lüsterner Lektor, der klischeehafte Inbegriff eines sexuell übergriffigen Chefs, schneidet kaum besser ab. Seinen Höhepunkt erreicht Fifty Shades of Grey – Gefährliche Liebe mit der im Marketing sehr präsenten Maskenball-Szene, aber auch nur, weil diese Stanley Kubricks Eyes Wide Shut in Erinnerung ruft und auf diese Weise daran erinnert, dass es auch gute Erotikdramen gibt. Dieser Film ist keins.
Fazit
Trashige Dialoge, wenig harmonierende Darsteller, fragwürdige Aussagen und Erotikszenen, die höchstens bei den prüdesten Zuschauern als halbwegs skandalös durchgehen sollten, machen aus Fifty Shades of Grey – Gefährliche Liebe ein auf Hochglanz poliertes, jedoch sehr langweiliges Softcore-Filmchen, das trotz höherer Produktionswerte nie über das Niveau einer Seifenoper-Folge hinausgeht. Davon abgesehen, bekommt man als Fan vermutlich genau das geboten, wofür man bezahlt hat.