© Paramount Pictures
Quellen: Scriptnotes, Collider
Eine Besonderheit der Mission: Impossible-Reihe bislang war, dass jeder der Filme von einem anderen Regisseur inszeniert wurde und deshalb auch immer einen etwas anderen Stil und Ton hatte. Dabei hat sich die Reihe gleichzeitig auch seit dem von Brad Bird inszenierten vierten Film in eine bestimmte Richtung entwickelt, weg von einer One-Man-Show von Tom Cruise hin zu einem größeren Schwerpunkt auf das wachsende Ensemble und Teamarbeit. Außerdem wurden irrwitzige, von Tom Cruise stets selbst ausgeführte Stunts immer mehr zum Markenzeichen der Reihe.
Die Entwicklung machte sich bezahlt. Mission: Impossible Phantom Protokoll und Mission: Impossible – Rogue Nation wurden von der Kritik gepriesen, von Zuschauern geliebt und erreichten weltweit höhere Einspielergebnisse als ihre Vorgänger.
Doch anstatt sich auf Lorbeeren auszuruhen und die Erfolgsformel nur noch zu perfektionieren, erwartet die Zuschauer mit Mission: Impossible 6, der seit April in Paris gedreht wird, eine weitere Wende im Franchise – zumindest wenn man den Worten des Regisseurs und Drehbuchautors Christopher McQuarrie Glauben schenkt. Als erster Filmemacher hält er bei mehr als einem Mission: Impossible-Teil die Zügel in der Hand, machte es sich jedoch zum Vorsatz, dass Mission: Impossible 6 trotzdem ganz anders werden soll als sein direkter Vorgänger, aber auch als alle anderen bisherigen Filme der Reihe. In einem Podcast-Interview ging er kürzlich sehr ausführlich auf seine Herangehensweise an den neuen Film ein und zog Vergleiche mit Ethan Hunts britischem Kollegen James Bond: (aus dem Englischen)
Wir haben viel über den Ton des Films geredet. Brad Bird (Anm. der Red.: Regisseur von Phantom Protokoll) hat wirklich den Ton der Reihe verändert und Rogue Nation fügte sich komplett diesem Ton. Zu Beginn der Dreharbeitern zum sechsten Film sagte ich zu Tom: "Ich denke nicht, dass wir drei davon nacheinander machen können. Es wird doch etwas zu viel. Ich denke, wir müssen einen neuen Weg einschlagen". Und das taten wir.
Aber dann fragten wir uns, ob wir in die gleiche Richtung gehen, in die Bond ging, als die Reihe wirklich ernst wurde. Es ist ein ganz anderer Ton. Was der Bond-Reihe übrigens gar nicht geschadet hat. Sie hat ihren Platz gefunden. Aber wir können nicht dorthin gehen. Als wir Rogue Nation gemacht haben, lachten wir noch und sagten: "Danke an Bond, dass sie so etwas nicht mehr machen, sodass wir es machen können". Aber jetzt schaue ich zurück und denke, dass wir das nicht so weitermachen können.
Wir sind letztlich in der gleichen Sackgasse angelangt und haben verstanden, weshalb Bond diesem Weg wählte. Also sind wir an diesem emotionalen Scheideweg und stellen uns die Frage, wie dramatisch man Mission: Impossible machen kann. Es wird nicht düster werden. Es wird allerdings emotional dramatischer.
Der größere Fokus auf den Charakter soll jedoch nicht auf die Kosten dessen gehen, wofür viele Fans die Reihe lieben: spektakuläre Action. Im Gegenteil: McQuarrie verspricht, dass eine Actionsequenz am Ende des Films etwas ist, was man im Kino so angeblich noch nie gesehen hat:
Das Problem mit einem Film wie Mission ist, dass die Action die Handlung bestimmt. Und ich war fest entschlossen, das mit diesem Film zu ändern. Damit habe ich begonnen. Es gibt eine emotionale Geschichte für diesen Charakter und einen echten Entwicklungsbogen. Es wird eine emotionale Reise für Ethan Hunt.
Aber dann kommt natürlich auch die Action. Und die Ambitionen dieser Action, sodass es eine fabelhafte Sequenz am Filmende gibt. So etwas wurde noch nie gemacht. Es ist alles photorealistisch. Es wird unglaublich sein. Und dann muss man die Umstände erschaffen, unter denen diese Sequenz Sinn ergibt.
Es gibt nur wenige Locations auf der Welt, an denen man diese Sequenz drehen kann. Sodass man dann nachdenkt: "Ich habe diese und diese Ressource und ich muss sie in meinem Film unterbringen. Warum sind sie in meinem Film?" Und das muss ich dann erklären.
Der einzige Film der Reihe, der sich etwas mehr mit Ethan Hunt als Figur beschäftigte, war der dritte. Eine emotionale Reise für die Figur könnte also die Rückkehr seiner Frau, gespielt von Michelle Monaghan, bedeuten, auch wenn die Schauspielerin für den Film (noch) nicht angekündigt wurde. Allerdings versprach McQuarrie die überraschende Rückkehr einiger Gesichter als den bisherigen Filmen der Reihe.
Zu weiteren Veränderungen in Mission: Impossible 6 gehört auch, dass der Film mehr Zeit an einem Ort verbringen und nicht von einem Kontinent zum nächsten springen wird. Es sieht ganz so aus, als würde sich ein großer Teil des Films in Paris abspielen:
Im Gegensatz zum letzten Film, war ich entschlossen, mehr Zeit an einem Ort zu verbringen. Ich habe mir den ersten Film noch einmal angeschaut, der in Prag begonnen hat, und mir wurde klar, das sie die erste Filmhälfte in Prag verbringen. Also habe ich das Globetrotten etwas zurückgefahren. Ich denke, dass wir in den ersten zehn Minuten von Rogue Nation bereits in sechs Ländern waren.
Nicht nur im Ton soll sich Mission: Impossible 6 von seinen Vorgängern unterscheiden, sondern auch was seinen Look betrifft. Um das zu erreichen, holte sich McQuarrie Ron Hardy (Ex Machina) als Kameramann, nachdem Oscarpreisträger Robert Elswitt (There Will Be Blood) für die bombastischen Bilder der letzten beiden Filme verantwortlich war. Mission: Impossible 6 soll weniger hektischen Schnitt und stattdessen längere Takes beinhalten – Musik in den Ohren vieler Actionfans. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden bei diversen Szenen die Dialoge gekürzt oder gar ganz rausgenommen. Es soll ein Film werden, der sich mehr auf seine Bildsprache verlässt:
Rebecca Fergusons Charakter ist zurück und ursprünglich bestand ihre Einführung in dem Film aus einer Dialogseite, wenn Ethan sie bei einem Event trifft. Ich arbeite mit einem neuen Kameramann und wir sprachen darüber, längere Takes zu machen, mit weniger Schnitten. Und dann wurde mir klar, dass die Szene, so wie ich sie geschrieben habe, uns dazu gezwungen hätte, zwischen den Charakteren zu schneiden. Und ich war beim letzten Film jedes Mal sehr frustriert, wenn die Leute anfingen zu reden und der Film einfach anhielt und zu einer Berichterstattung wurde. Nur Berichterstattung, Berichterstattung, Berichterstattung.
Und dann habe ich darüber nachgedacht, wie wir das umgehen könnten. Ich wollte, dass sich die Kamera leichter anfühlt. Ich wollte, dass die Szenen leichtfüßiger werden. Also habe ich bei der Szene zwischen Tom und Rebecca damit begonnen, die Dialogzeilen nach und nach rauszunehmen. Und am Ende war kein Dialog mehr übrig. Rebecca trifft auf Tom. Tom sieht Rebecca. Sie haben diesen gemeinsamen Moment. Es gibt die Vorgeschichte zwischen den beiden und die andere Person steht direkt da. Sie kann nicht sagen, was sie sagen will. Er kann nichts sagen und sie halten sich beide zurück. Es war wirklich befreiend. Also haben wir diesen Ansatz auch generell verfolgt und die Dialoge reduziert.
Neben Cruise und Ferguson kehren auch Ving Rhames, Alec Baldwin, Simon Pegg und Sean Harris aus dem letzten Film zurück. So viele Cast-Mitglieder haben es noch nie von einem Teil der Reihe in den nächsten geschafft. Nur Jeremy Renner muss aufgrund seiner Marvel-Verpflichtungen diesmal leider aussitzen.
Neu an Bord des Sequels sind Vanessa Kirby ("The Crown"), Henry Cavill (Man of Steel), Frederick Schmidt ("Supergirl") und Sian Brooke ("Sherlock"). McQuarrie schwärmt jetzt schon von der Newcomerin Kirby, deren Spiel ihre Figur sehr beeinflusst hat:
Vanessa hat diesen wundervollen Ton gefunden, mit dem sie an Toms Seite spielt. Und jetzt weiß ich, wie ich den Rest des Films schreiben werde.
Einige Setfotos aus Paris zeigen Cruise und Kirby knutschend, sodass Ethan Hunt offensichtlich ein neues Love Interest hat. Offizielle Plot-Details zum Film gibt es noch nicht, doch die Rückkehr von Sean Harris als Bösewicht Solomon Lane legt nahe, dass der Film direkt an seinen Vorgänger anknüpft und nicht, wie die bisherigen Teile, weitgehend eigenständig ist.
Mission: Impossible 6 kommt voraussichtlich am 16.08.2018 in die deutschen Kinos.