Quelle: Bleeker Street
Obwohl er in zahlreichen Filmen auch schon in Fleisch und Blut zu sehen war, kennen Cineasten Andy Serkis hauptsächlich als den Mann hinter unvergesslichen Motion-Capture-Performances in Der Herr der Ringe (als Gollum), Planet der Affen (als Caesar), Star Wars: Das Erwachen der Macht (als Oberster Anführer Snoke) und King Kong (als Naomi Watts die Titelfigur). Jetzt findet der Mann, der für seine Mo-Cap-Darbietungen längst eine Oscarnominierung verdient hätte, eine weitere Berufung. Nachdem er als Second-Unit-Regisseur bei der Hobbit-Trilogie seine ersten Erfahrungen hinter der Kamera gesammelt hat, wird er dieses Jahr Breathe sein offizielles Regiedebüt feiern. Wer aufgrund von Serkis' Filmografie vermutet, dass es sich bei Breathe um einen Film mit vielen Computereffekten handelt, täuscht sich. Vielmehr ist es ein biografisches Drama, das die unglaubliche wahre Geschichte des Briten Robin Cavendish erzählt, der 1930 im Alter von 28 an Polio erkrankte, vom Hals abwärts gelähmt wurde und künstlich beatmet werden musste. Die Ärzte gaben ihm drei Monate zu leben, doch Robin und seine Frau Diana akzeptierten die Prognose nicht und kämpften für bessere Methoden der künstlichen Beatmung. Robin Cavendish wurde 64 Jahre alt und lebte 36 Jahre mit künstlicher Beatmung. In dieser Zeit setzte er sich für die Verbesserung der Lebensqualität von ähnlich betroffenen wie ihn ein.
Das klingt nach Oscarstoff und erinnert auf Anhieb an den Film The Sessions – Wenn Worte berühren mit John Hawkes, der ebenfalls einen Mann spielte, der nach seiner Polio-Erkrankung nur mithilfe einer eisernen Lunge atmen konnte. Breathe legt jedoch auch einen großen Schwerpunkt auf die Beziehung zwischen Robin und seiner Frau und erinnert dadurch an den Oscarkandidaten Die Entdeckung der Unendlichkeit mit Eddie Redmayne und Felicity Jones. In den richtigen Händen bergen beide Rollen ebenfalls Oscarpotenzial und mit Andrew Garfield und Claire Foy sind sie hervorragend besetzt. Garfield erhielt dieses Jahr für Hacksaw Ridge seine erste Oscarnominierung (und war in Martin Scorseses Silence noch besser!) und Foy wurde kürzlich für "The Crown" mit einem Golden Globe ausgezeichnet. An ihrer Seite spielen britische Stars wie Diana Rigg, Tom Hollander und Hugh Bonneville.
Unten findet Ihr den bewegenden ersten Trailer zu Breathe, der als Eröffnungsfilm des London Film Festivals seine Weltpremiere feiern und mit Sicherheit für viele feuchte Augen sorgen wird. Breathe sieht nach einem Film aus, der das Rad ganz sicher nicht neu erfindet, doch durch die starken Performances seiner beiden Hauptdarsteller getragen wird.
Genau genommen ist Breathe eigentlich der zweite Film, den Andy Serkis inszenierte. Zuvor drehte er für Warner Bros. Jungle Book (nicht zu verwechseln mit Disneys Film aus den letzten Jahre), der aber aufgrund intensiver Effektearbeit in der Post Production erst im Herbst 2018 veröffentlicht werden wird.