Quelle: Academy of Television Arts and Sciences
Soeben wurden in Los Angeles zum 69. Mal die Emmys verliehen, die bedeutendste Auszeichnung für im Fernsehen erbrachte Leistungen. Das von Stephen Colbert moderierte Event war erwartungsgemäß geprägt vom aktuellen politischen Klima in den USA (Highlight: Überraschungsauftritt von Sean Spicer!) und man könnte mit Fug und Recht behaupten, dass die Ergebnisse es auch waren. Schließlich handelt der große Sieger "The Handmaid’s Tale" von einer dystopischen Version der USA, in der fundamentalistischer Religionswahn Frauen entrechtete. "Veep", der Gewinner des Emmys als "Beste Comedyserie", passte als Politkomödie ebenfalls perfekt ins Bild.
Auch "Saturday Night Live" hat ihre seit Jahren meistgesehene und bei den Emmys in der Geschichte der Sendung meistnominierte Staffel hauptsächlich Trumps politischem Zirkus zu verdanken. Insgesamt acht Auszeichnungen gewann die Comedy-Show, darunter drei für ihre Darsteller: Melissa McCarthy, Dave Chapelle und Kate McKinnon, die nun zum zweiten Mal in Folge als "Beste Nebendarstellerin einer Comedyserie" prämiert wurde.
Neben "The Handmaid’s Tale" und "Saturday Night Live" war HBOs "Big Little Lies" ein weiterer großer Sieger. Alle drei Serien erhielten acht Emmys, davon jeweils drei für ihre Darsteller. Die Abwesenheit von "Game of Thrones", deren siebte Staffel die Deadline für die Emmys verpasste und erst nächstes Jahr dabei sein wird, war spürbar, insofern dass die Preise mehr verteilt waren. Dank "Big Little Lies" und "The Night Of" hat HBO dennoch ganz gut abgeschnitten. Für den Streaming-Dienst Hulu ist der Sieg von "The Handmaid’s Tale" natürlich ein gigantischer Triumph, denn damit setzte sich der Sender gegen Netflix ("The Crown", "Stranger Things", "House of Cards") und HBO ("Westworld") durch. Überhaupt zeigte sich wieder einmal eine geringe Übereinstimmung zwischen den Emmys und den Golden Globes. Tatsächlich war die einzige Übereinstimmung die Auszeichnung von Donald Glover für "Atlanta".
"Westworld" ging mit 22 Nennungen als meistnominierte Serie ins Rennen, gewann aber lediglich 5 technische Auszeichnungen, ebenso wie "Stranger Things". In größeren Kategorien gingen beide leer aus.
Unten findet Ihr die diesjährigen Gewinner in den wichtigsten Kategorien (die Nominierungen könnt Ihr hier nachschauen). Die Auszeichnungen der Creative Emmy Awards in den technischen Kategorien sind hier nachzulesen.
Dramaserien
Beste Dramaserie
"The Handmaid’s Tale"
Bester Hauptdarsteller in einer Dramaserie
Sterling K. Brown ("This Is Us")
Beste Hauptdarstellerin in einer Dramaserie
Elisabeth Moss ("The Handmaid’s Tale")
Bester Nebendarsteller in einer Dramaserie
John Lithgow ("The Crown")
Beste Nebendarstellerin in einer Dramaserie
Ann Dowd ("The Handmaid’s Tale")
Bester Gastdarsteller in einer Dramaserie
Gerald McRaney ("This Is Us")
Beste Gastdarstellerin in einer Dramaserie
Alexis Bledel ("The Handmaid’s Tale")
Beste Regie in einer Dramaserie
Reed Morano ("The Handmaid’s Tale" – "Offred")
Bestes Drehbuch in einer Dramaserie
Bruce Miller ("The Handmaid’s Tale" – "Offred")
Comedyserien
Beste Comedyserie
"Veep – Die Vizepräsidentin"
Bester Hauptdarsteller in einer Comedyserie
Donald Glover ("Atlanta")
Beste Hauptdarstellerin in einer Comedyserie
Julia Louis-Dreyfus ("Veep")
Bester Nebendarsteller in einer Comedyserie
Alec Baldwin ("Saturday Night Live")
Beste Nebendarstellerin in einer Comedyserie
Kate McKinnon ("Saturday Night Live")
Bester Gastdarsteller in einer Comedyserie
Dave Chappelle ("Saturday Night Live")
Beste Gastdarstellerin in einer Comedyserie
Melissa McCarthy ("Saturday Night Live")
Beste Regie in einer Comedyserie
Donald Glover ("Atlanta" — "B.A.N.")
Bestes Drehbuch in einer Comedyserie
Aziz Ansari & Lena Waithe ("Master of None" — "Thanksgiving")
Miniserien und TV-Filme
Beste Miniserie
"Big Little Lies"
Bester TV-Film
"Black Mirror: San Junipero"
Bester Hauptdarsteller in einer Miniserie oder in einem TV-Film
Riz Ahmed ("The Night Of")
Beste Hauptdarstellerin in einer Miniserie oder in einem TV-Film
Nicole Kidman ("Big Little Lies")
Bester Nebendarsteller in einer Miniserie oder in einem TV-Film
Alexander Skarsgård ("Big Little Lies")
Beste Nebendarstellerin in einer Miniserie oder in einem TV-Film
Laura Dern ("Big Little Lies")
Beste Regie in einer Miniserie oder in einem TV-Film
Jean-Marc Vallée ("Big Little Lies")
Bestes Drehbuch in einer Miniserie oder in einem TV-Film
Charlie Brooker ("Black Mirror" – "San Junipero")
Beste Animationsserie
"Bob’s Burgers"
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Weitere Beobachtungen:
Die größten Verlierer des Abends waren "Better Call Saul" und "Feud: Bette and Joan". Der "Breaking Bad"-Ableger ging trotz neun Nominierungen leer aus. Nach drei Staffeln hat "Saul" bereits 23 Emmy-Nominierungen erhalten, gewann jedoch kein einziges Mal. Ryan Murphys "Feud" hingegen war 19 Mal nominiert und gewann lediglich zwei unbedeutende technische Preise. "Big Little Lies" schnappte der Serie die großen Auszeichnungen weg.
Kevin Spacey und Robin Wright gingen jeweils zum fünften Mal in Folge für "House of Cards" leer aus und mittlerweile bezweifle ich, dass sie für Netflix' Politserie jemals gewinnen werden. Dafür stellte Julia Louis-Dreyfus mit ihrem Sieg für "Veep – Die Vizepräsidentin" gleich mehrere Rekorde auf. Es war der 9. Emmy ihrer Karriere und damit schlug sie Cloris Leachmans Rekord als die Person mit den meisten Emmy-Auszeichnungen für schauspielerische Leistungen. Für ihre Rolle als Selina Meyer wurde sie zum sechsten Mal in Folge ausgezeichnet und auch das ist ein Rekord. Noch nie gewann jemand den Emmy in der Kategorie so häufig hintereinander und noch nie gewann ihn jemand so häufig für die gleiche Rolle. Alle anderen Schauspielerinnen müssen heilfroh sein, dass "Veep" nach der siebten Staffel enden wird, sodass sie dann wieder eine Chance haben.