Black Panther, USA 2018 • 135 Min • Regie: Ryan Coogler • Mit: Chadwick Boseman, Michael B. Jordan, Lupita Nyong’o, Danai Gurira, Forest Whitaker, Angela Bassett, Andy Serkis, Martin Freeman • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 15.02.2018 • Website
Handlung
Nach dem Tod seines Vaters beim Terroranschlag durch Helmut Zemo, muss Prinz T’Challa (Chadwick Boseman) unvermittelt die Rolle übernehmen, auf die er sein Leben lang vorbereitet wurde. Als neuer König des von der Außenwelt völlig abgeschotteten, hochentwickelten afrikanischen Landes Wakanda, wird er auch zum neuen Black Panther, dem Beschützer seines aus mehreren Stämmen zusammengesetzten Volkes. Viel Eingewöhnungszeit bekommt T’Challa als Herrscher nicht. Kurz nachdem er den Thron bestiegen hat, taucht ein alter Staatsfeind Wakandas, der skrupellose Waffenhändler Ulysses Klaue (Andy Serkis), wieder auf dem Radar auf. Klaue gehört zu den wenigen Außenseitern, die die Wahrheit über Wakandas technologische Fortschritte und Reichtümer wissen und hat außerdem das Leben vieler Wakander auf dem Gewissen. Fest entschlossen reist T’Challa in Begleitung seiner toughen Ex-Freundin Nakia (Lupita Nyong’o) und Okoye (Danai Gurira), der Anführerin der königlichen Leibgarde Dora Milaje, nach Südkorea, wo Klaue gestohlenes Vibranium verkaufen möchte. Trotz diverser Komplikationen verläuft der Einsatz zunächst erfolgreich, doch T’Challa muss feststellen, dass jemand weitaus Gefährlicheres als Klaue im Hintergrund die Strippen zieht. Getrieben von seinen festen Prinzipien, Idealen und einem sehr persönlichen Groll gegen den Black Panther, wird der ehemalige Elitesoldat Erik Stevens (Michael B. Jordan) nicht nur zu einer Bedrohung für die Zukunft Wakandas, sondern auch der gesamten Welt.
Kritik
Es grenzt schon fast an Hexerei, doch Marvel hat es wieder einmal geschafft. Mit Black Panther macht das Studio wieder vor, wie ein guter Blockbuster sein kann. Mitreißende Action, fantastische Bilder, coole Gadgets, fantasievolle Welten und Vorlagentreue stehen hier einer intelligenten, bodenständigen und sogar aktuell durchaus gesellschaftlich relevanten Geschichte nicht im Wege, sondern beide ergänzen sich. Black Panther ist die dritte Regiearbeit von Ryan Coogler (nach Nächster Halt: Fruitvale Station und Creed – Rocky’s Legacy) und sein dritter Volltreffer auf ganzer Linie, der zeigt, dass er seine Sensibilität für wichtige Themen gleichermaßen gut in kleinen Indies wie in großem Hollywood-Kino unterbringen kann, ohne damit aufdringlich zu werden. Coogler, der hier aus als Co-Autor des Drehbuchs fungierte, weiß, was die meisten Marvel-Fans und Kinogänger sehen wollen und er geizt nicht mit Effekten, visueller Opulenz und zahlreichen Verweisen auf die Comicvorlage. Doch er schafft das, ohne sein Publikum für dumm zu verkaufen oder sein Ziel jemals aus den Augen zu verlieren. Wie schon einst bei Guardians of the Galaxy, The Return of the First Avenger und Thor – Tag der Entscheidung, muss ich auch hier wieder einmal feststellen: Black Panther ist ein Marvel-Film wie kein anderer.
Es ist wirklich bemerkenswert, dass man sich bei Marvel nicht in Versuchung führen lässt, bewährte Erfolgsrezepte immer wieder aufzuwärmen. Natürlich merkt man auch bei Marvel, was bei den Zuschauern funktioniert, was nicht und es wird aus Fehlern gelernt. Doch diese verleiten nicht dazu, auf Nummer sicher zu gehen. Immer wieder werden große Marvel-Produktionen Filmemachern anvertraut, die noch nie in dieser Budgetklasse gearbeitet haben. Es sind Taika Waitits, James Gunns und nun auch Ryan Cooglers einzigartige Visionen, die ihre Marvel-Beiträge zu Kritiker- und Publikumslieblingen und Kassenschlagern gleichermaßen gemacht haben.
Dabei könnte der Kontrast zwischen dem dritten Thor-Abenteuer und Black Panther kaum größer sein. Natürlich dürfen auch im 18. MCU-Film ein wenig Situationskomik und der eine oder andere One-Liner (vor allem dank Andy Serkis) nicht fehlen, doch nach dem albernen, bunten, intergalaktischen Treiben des Donnergottes, werden in Black Panther überwiegend ernste Töne angeschlagen. In dieser Hinsicht ähnelt sich der Film vor allem dem zweiten Captain-America-Einsatz. Nur mit berittenen, gepanzerten Riesennashörnern. Warum auch nicht, sie sehen verdammt cool aus!
Der in Civil War bereits eingeführte Titelheld hat keine Zeit für Späße, denn es ist eine Tragödie, die die Handlung des Films in Gang setzt und ihn zum König macht. Und die harten Zeiten stehen dann noch bevor. Chadwick Boseman streift sich die Black-Panther-Rolle wie eine zweite Haut über und damit meine ich nicht nur sein schnittiges Vibranium-Kostüm. Er strahlt Autorität, leichte Überlegenheit und pure, ungefilterte Coolness aus. In den zahlreichen Kampfszenen zeigt er auch bemerkenswerte physische Präsenz, sodass man ihm den gestandenen Krieger abkauft. Mit seinem zweiten Auftritt in der Rolle zementiert er den Status von Black Panther als einen der größten Badass-Helden aus Marvels Kinouniversum.
Doch sein Black Panther ist auch nicht frei von (durchaus berechtigten) Selbstzweifeln. Diese schleichen sich bei ihm langsam ein, als er vor die Frage gestellt wird, wie er sein Land und sein Volk führen möchte. Wakanda ist durch große Vibranium-Vorkommen reich und technologisch weiter entwickelt als jedes andere Land der Welt. Doch aus Angst, wie andere afrikanische Länder in der Menschheitsgeschichte ausgebeutet oder von verarmten Nachbarn überrannt zu werden, werden alle Errungenschaften vor der Außenwelt geheim gehalten und Wakanda präsentiert sich als ein armes Entwicklungsland, das jedoch keinerlei Hilfe akzeptiert. Während viele in Wakanda darauf bestehen, den Status Quo aufrechtzuerhalten, gibt es auch Stimmen, darunter auch T’Challas junge Schwester Shuri (Letitia Wright), die für eine Öffnung der Grenzen und die Bereitstellung des Know-Hows an bedürftige Länder plädieren. Es geht um den Konflikt zwischen Traditionen und Zukunftsblick, und die Frage, ob es moralisch vertretbar ist, die Augen vor dem Leid und der Benachteiligung anderer zu verschließen, um sich selbst zu schützen.
Coogler greift in Black Panther hochaktuelle und heikle Themen auf. Auch Flüchtlingsthematik findet im Film Erwähnung, ebenso wie die jahrelange soziale Ausgrenzung von Afroamerikanern in den USA. Der Film nimmt sich ganz schön viel vor für einen Marvel-Blockbuster über einen Athleten im Catsuit, der von Auto zum Auto springt und Bösewichte mit mechanischen Armen verprügelt. Er schafft jedoch das Kunststück, an keiner Stelle wie eine Moralpredigt zu wirken, sondern all diese Elemente in einer spannende und actionreiche Geschichte zu verpacken, die trotz einer mehr als zweistündigen Laufzeit keine Minute zu lang wirkt.
Es geht in Black Panther vor allem um Verantwortungsübernahme, und das auf vielen verschiedenen Ebenen. T’Challa übernimmt die Verantwortung für sein Land, sein Volk, aber wie sieht es mit der Verantwortung für die Sünden seiner Vorgänger oder für in Armut lebende Menschen aus, die nicht das Glück hatten, in einem Land mit dem wertvollsten Metall der Welt geboren worden zu sein? Der Auftritt von Michael B. Jordan als sein Antagonist Erik Stevens alias Killmonger verstärkt diese Fragen. Mit Jordans Figur ist Black Panther etwas gelungen, woran sogar die meisten sehr guten Marvel-Filme in Vergangenheit gescheitert sind: ein interessanter, komplexer Bösewicht. Der Charakter wird von einem nachvollziehbaren Motiv angetrieben, der auch jenseits der üblichen die-Welt-beherrschen/zerstören-Muster vieler vergleichbarer Schurken geht. Es gibt Momente, in denen auch er ins Klischee verfällt, doch er bleibt ein tragischer Charakter, einer den das Leben geprägt hat und der Zeuge dessen wurde, wovor T’challa und seine Landesleute lange Zeit die Augen verschlossen hielten. Die angestaute Wut und Frust sind in jedem von Jordans Sätzen, seiner Mimik und sogar seiner Körpersprache zu spüren.
Doch Black Panther ist kein sozialkritisches Gesellschaftsdrama von Ken Loach, sondern ein packender Blockbuster und das vergisst Coogler auch nicht. Die Action gehört vielleicht nicht zu den besten in Marvels Filmen, doch die sehr körperbetonten Mann-gegen-Mann-Kämpfe sind erfrischend anders und bodenständig, während die Autoverfolgungsjagd in Busan zwar die Gesetze der Physik aushebelt, aber verdammt viel Spaß macht.
Für Spaß sorgt auch Andy Serkis, der seine Rolle aus Avengers: Age of Ultron wieder aufnimmt und in jeder Szene absolut Over-the-Top agiert. Es macht einfach Spaß, ihm dabei zuzusehen, auch wenn es mit dem ansonsten ernsten Ton kontrastiert.
In Black Panther wird nicht nur Black Power groß geschrieben, sondern auch Frauenpower. Von Oscarpreisträgerin Lupita Nyong’o als selbstbestimmte, idealistische Agentin Nakia über "The Walking Dead"-Star Danai Gurira als Wakandas größte Kriegerin Okoye, die zwischen ihrer Pflicht und ihrem Gewissen hin- und hergerissen ist, bis Letitia Wright als hochintelligente, freche Shuri, ist der Film voll mit tollen weiblichen Charakteren, die sich alle auf sich alleine gestellt gut behaupten können und tragende Rollen in der Geschichte haben. Veteranenunterstützung bekommt der Film durch die Auftritte von Forest Whitaker und Angela Bassett als T’Challas Mentor bzw. seine Mutter.
Nicht nur durch seine Themen unterscheidet sich Black Panther von seinen Marvel-Vorgängern, sondern auch durch sein exotisches Flair, das mit dem Setting einhergeht. In der Darstellung von Wakanda fand Coogler eine faszinierende Balance zwischen stereotypen Vorstellungen einer ostafrikanischen Gesellschaft und einer hochmodernen Gesellschaft. Hier prallen traditionelle Stammestrachten und Speere auf futuristische Hovercrafts und unterirdische magnetisch betriebene Hochgeschwindigkeitszüge. Auch die bunte Farbpalette, die in der Darstellung der einzelnen Stämme gewählt wurde, ist eine echte Augenweide, während die Musik, die moderne Hip-Hop-Beats mit afrikanischen Drums vermischt, zu den einprägsamsten des MCU gehört.
Black Panther geht auch nicht der Versuchung nach, den Film als Vorbereitung von Avengers: Infinity War zu nutzen. Im Gegenteil, der Streifen wirkt, abgesehen von den Rückkehrern Chadwick Boseman, Andy Serkis und Martin Freeman, weitgehend autonom im Marvel-Universum (haltet natürlich auch Ausschau nach den Abspannszenen). Davon profitiert der Film ebenfalls, denn Coogler war nicht an vorgegebene Punkte einer Checkliste gebunden, sondern konnte einen Film erschaffen, der auf eigenen Beinen stehen kann.
Wenn es eine Schwachstelle im Film zu nennen gibt, dann höchstens die bewährte, aber auch etwas langweilige Entscheidung, den Schurken irgendwann mit nahezu identischen Kräften auszustatten wie den Helden. So wie Iron Mans Gegner in seinen ersten beiden Solo-Filmen im Prinzip alternative Iron-Man-Versionen waren, steht auch hier Black Panther irgendwann seinem Ebenbild gegenüber.
Aber wenn man ganz ehrlich ist, ist das ein irrelevantes Manko, denn letztlich bleibt die Tatsache, dass Black Panther fantastische Unterhaltung mit Anspruch und einem obercoolen Helden ist.
Fazit
Regisseur und Drehbuchautor Ryan Coogler landet mit seinem dritten Werk einen weiteren Volltreffer und erschafft einen Film wie aus einem Guss. Marvels neuster Streich gehört zu den besten des nahezu unfehlbaren Studios. Vor dem Hintergrund gewohnt spektakulärer Bilder, virtuos inszenierter Action und fetziger Filmmusik entfaltet sich in Black Panther eine hochaktuelle und mitreißende Geschichte über Verantwortungsübernahme, Selbstbestimmung, Empowerment und Bruch mit Traditionen. So muss gutes Blockbuster-Kino sein!