The Twilight Saga: Breaking Dawn – Part 2, USA 2012 • 115 Min • Regie: Bill Condon • Drehbuch: Melissa Rosenberg • Mit: Kristen Stewart, Robert Pattinson, Taylor Lautner, Peter Facinelli, Elizabeth Reaser • Kamera: Guillermo Navarro • Musik: Carter Burwell • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: Concorde Filmverleih • Kinostart: 22.11.2012 • Website
Es ist geschafft: Nach den vier Romanen von Stephenie Meyer und dem nunmehr fünften Spielfilm ist jetzt (vorläufig?) Schluss mit Edward Cullen, Bella Swan und Co. Im Zwielicht zwischen Filmprojektor und Notausgangsleuchte heißt es also, sich ein letztes Bild von der populären Blutsaugerromanze zu machen: Was hier des einen Freud ist, ist unbestritten des anderen Leid. Der zweite Teil des Finales „Breaking Dawn“ erzählt von der nun zum Vampir verwandelten Bella (Kristen Stewart), deren Halbbluttochter Renesmee in mysteriöser Verbindung zu ihrem besten Freund, dem Werwolf Jacob Black (Taylor Lautner), steht. Bellas fahler Vampirehemann Edward Cullen (Robert Pattinson) verfolgt mit Begeisterung die körperlichen Fortschritte seiner Frau, doch die Harmonie in der Großfamilie wird jäh unterbrochen, als die verärgerten Volturi einen längeren Fußmarsch in Richtung Washington unternehmen, um die Verantwortlichen des verbotenen Mischkindes zur Rede zu stellen. Das könnte Ärger geben, und ein Kampf scheint unvermeidlich …
Wer gern erneut braungebrannte Muskelpakete im Wolfspelz, Schmusereien auf der lila Blumenwiese, vornehme Blässe und High Speed-Waldspaziergänge auf einmal sieht und/oder sich generell als Fan der verkitschten Buch- wie Filmreihe bezeichnet, kommt an „Breaking Dawn Teil 2“ wohl leider nicht vorbei. Wer dagegen einen Film mit tiefgründiger Story und guter Charakterzeichnung erleben möchte, sollte vielleicht abermals einen größeren Bogen um diese naive Kleinmädchenfantasie machen. Wenn man erst einmal den rosaroten Fantasylack vom aalglatten Gerüst gekratzt hat, bleibt nur noch eine am Reißbrett konstruierte Realitätsflucht und nichts weiter übrig. Der Traum vom sensiblen, perfekten Partner, der sich zugleich mit dem hitzköpfigen besten Freund arrangieren kann – da können der Weihnachtsmann und der Osterhase auch gleich im Duo die Geschenke am Erntedankfest austragen! Dramatisch wird das alles freilich erst, wenn sich die überwiegend minderjährige Zielgruppe in dieser zarten Seifenblase einkapselt und nur dann erwacht, wenn sie gegen die harten, kalten Felsen der Wirklichkeit schellt. Vornehme Vampire, die die Gattin im bequemen Nissan durch die Landschaft kutschieren gibt es nicht, und die Alpha-Männchen, die irgendwo in der Dunkelheit der Diskotheken auf den abendlichen Beutefang gehen, sind in der Regel nicht halb so edelherzig wie die zahmen Wölfchen im Film. Mit diesem Problem sollen sich aber lieber Pädagogen und die Erziehungsberechtigten befassen. Möglicherweise unterschätze ich hier ja auch schlicht die Weitsicht des betreffenden Publikums sträflich und die Zuschauerhirne lenken diese cineastische Beleidung für Aug und Ohr in durchaus geordnete Bahnen. Zusammen mit Til Schweiger-Klamotten und TV-Schund der Marke GZSZ.
Was bleibt uns denn an inszenatorischer Qualität in diesem Werk, in dem Figuren sogar „halb sterblich und halb unsterblich“ sein können? Ehrlich gesagt: Nicht viel. Oscar-Preisträger Bill Condon (Drehbuch von „Gods and Monsters“) nimmt nach dem Vorgänger zum zweiten Mal Platz auf dem Regiestuhl im „Twilight“-Universum und liefert etwas ab, das sich nach Soap und nicht nach Kino anfühlt. Auf Timing und Erzählstruktur wurde offensichtlich kein sonderlicher Wert gelegt, die Geschichte dümpelt lahm vor sich hin, während die Protagonisten leere Worthülsen absondern oder gänzlich talentfrei im Hintergrund posieren und vergeblich so tun, als würden sie im Ansatz verstehen, was um sie herum geschieht. Die Spezialeffekte sind unglaubwürdig und schlecht, aber das passt eben durchaus zum Gesamtpaket. Gelungen ist allerdings die Gestaltung des Vorspanns. Warum sich renommierte Leute wie der DP Guillermo Navarro („Pans Labyrinth“) oder Coen-Hauskomponist Carter Burwell für so etwas hergeben, lässt sich nur vermuten: Vielleicht wurde nach weniger lukrativen Aufträgen das College-Geld für die Kids langsam knapp …
Machen wir es doch am Ende kurz und schmerzlos: Fans werden sich „Breaking Dawn Teil 2“ ansehen, Kritiker müssen dies tun und alle anderen sollten es besser vermeiden. In den einschlägigen Foren wurden nach Sichtung des Trailers bereits eindeutige Kommentare wie „schööööööööööööön!“ veräußerlicht. Das hier wird erneut ein Kassenhit – egal ob man sich nun mit Gegenargumenten die Finger blutig tippt oder nicht. So wie abgestandene Limonade mit künstlichen Aromen hat die „Twilight“-Reihe willige Abnehmer gefunden. Echte Filmkunst oder clevere Unterhaltung schmecken allerdings anders.
Trailer