Bruce Willis in Stirb langsam 4.0 (2007) © 20th Century Fox
Quelle: Slashfilm
Als wir den New Yorker Cop John McClane das letzte Mal gesehen haben, war er nicht in der besten Verfassung. Genau genommen war er selbst bestens drauf, hat Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben doch endgültig einen unverwundbaren Superhelden à la Captain America aus ihm gemacht, doch das Franchise hat mit dem fünften Film seinen unbestrittenen Tiefpunkt erreicht. Bereits mit Stirb langsam 4.0 hatten einige Fans Probleme. Zunächst einmal war es die FSK12-Freigabe der Kinofassung, die ihnen sauer aufgestoßen ist. Aber auch die übertriebenen Actionsequenzen, in denen John McClane einen Helikopter mit einem Auto abschießt, oder gegen einen Kampfjet antritt, hatten nur wenig mit den bescheidenen Anfängen des Alltagshelden zu tun.
Es stimmt zwar, dass Stirb langsam 4.0 auch wenig mit der ursprünglichen Formel der Filme zu tun hatte, doch er war in meinen Augen immer noch ein wirklich gut inszenierter und kurzweiliger Actionfilm. Damals konnte man Bruce Willis immer noch Spaß an der Sache ansehen. All das kann ich von Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben nicht behaupten, wie man auch in meiner Kritik zum Film nachlesen kann. Die Abneigung der Kinogänger gegenüber dem fünften Film zeigte sich auch an den Kinokassen bemerkbar: In Nordamerika spielte der Film deutlich weniger ein als jeder andere Teil der Reihe, nachdem der vierte Film zum größten Kassenerfolg des Franchises geworden ist.
Doch so schnell wollte 20th Century Fox Stirb langsam dennoch nicht aufgeben. Nachdem der vierte und der fünfte Film von John McClanes Sprösslingen handelte, sollte Teil 6 eine Mischung aus Prequel und Sequel werden. Ähnlich wie in Der Pate II soll ein Teil des Films einen jungen John McClane als Straßenpolizisten in den Siebzigern zeigen, als er die junge Holly Gennero kennenlernt und einer Terroristengruppe auf die Schliche kommt, während Bruce Willis John McClane in der Gegenwart darstellen würde. Zwischen den beiden parallel erzählten Geschichten sollte es natürlich eine wichtige Verbindung geben. Stirb-langsam-4.0-Regisseur Len Wiseman wurde für den sechsten Film verpflichtet, der den Titel McClane bekam. Hat ja auch bei Logan funktioniert. Conjuring-Autoren Chad und Carey Hayes schrieben das Drehbuch.
Natürlich waren bei der Ankündigung die Fans nicht begeistert, dass ein jüngerer Darsteller den ikonischen Charakter John McClane spielen würde. Doch Len Wiseman versicherte, dass Bruce Willis immer noch eine sehr große Rolle in dem Film haben würde. Außerdem soll Willis selbst den Schauspieler für sein jüngeres Ich aussuchen. Ob Joseph Gordon-Levitt interessiert wäre?
Das Drehbuch wurde letztes Jahr fertiggestellt und die Entwicklung des Films war auch recht weit fortgeschritten. Angeblich wurden bereits Szenenbildner von Captan Marvel und Venom für den Film angeheuert, um für den richtigen Look von New York der siebziger Jahre zu sorgen.
Doch seitdem hat sich ein winzig kleines Detail verändert: Stirb langsam gehört nicht mehr 20th Century Fox, sondern Disney. Und wie bei fast allen Franchsies des übernommenen Studios schwebt auch hier ein großes Fragezeichen über diesem Projekt. In einem Interview wurde Produzent Lorenzo Di Bonaventura gefragt, ob es einen Drehstarttermin für McClane gibt, woraufhin er erklärte: (aus dem Englischen)
Schön wär’s, aber noch nicht. Ich weiß nicht, was damit passieren wird. Es hängt wirklich von ihnen ab, weil die Reihe jetzt natürlich Disney gehört. So wie ich das verstehe, werden wir eine Weile lang nichts wissen, während sie worüber auch immer diskutieren. Ich weiß nicht genug von ihren Plänen, um irgendeinen Blickwinkel in der Sache zu haben. Sie mögen unser Drehbuch.
Es ist immerhin ein gutes Zeichen, dass das Drehbuch gut ankommt. Immerhin hat der Film schon ein Drehbuch im Gegensatz zu seinem missratenen Vorgänger.
Natürlich stellt sich die Frage, ob es sich überhaupt noch lohnt, Stirb langsam wiederzubeleben. Ich kann jeden verstehen, der nach dem fünften Film keine große Lust mehr auf Stirb langsam 6 hat. Allerdings war das Rocky-Franchise mit Rocky V auch schon in einer vergleichbaren Situation. Zum Glück machte Stallone weiter und wir bekamen zunächst mit Rocky Balboa einen wundervollen Abschluss der Hauptreihe sowie später zwei gelungene Ableger mit Creed und Creed II. Auch das Wolverine-Franchise hat sich nach einem holprigen Start erfolgreich neu erfunden. Wenn man in Bruce Willis noch einen Funken der Begeisterung für seinen Beruf wiederfinden kann, den er seit Jahren vermissen lässt, und der Film weniger übertrieben reißerisch wird, könnte McClane ein würdiger Abschied eines der besten Actionhelden aller Zeiten werden. Was meint Ihr?