Links: Shazam! © 2019 Warner Bros. Pictures
Rechts: Friedhof der Kuscheltiere © 2019 Paramount Pictures
Quelle: Boxofficemojo
Zwei Neustarts deckten am Wochenende viele Zielgruppen in Nordamerika ab und sorgten dafür, dass die meisten älteren Filme zum Teil deutlich nachgaben. Nichtsdestotrotz verhalfen sie dem Box-Office zum Aufschwung. Insgesamt erwirtschafteten die Top-12-Filme der nordamerikanischen Kinocharts $141,5 Mio, 8% mehr als in der Vorwoche. Gegenüber dem vorigen Jahr, als A Quiet Place mit einem überwältigen Start die Spitze erklommen hat, ging es um knapp 4% runter.
Nach einigen Anlaufschwierigkeiten, läuft wirklich zusehends besser für das DC-Kinouniversum, sowohl in der Kritik als auch unter den Kinogängern und an den Kinokassen. Nachdem Megaerfolg von Aquaman ($335,1 Mio) im Winter kam jetzt auch die neue Comicverfilmung aus dem Hause Warner ordentlich aus den Startlöchern mit guten Aussichten auf eine lange Laufzeit. Shazam! eroberte mit $53,5 Mio von 4217 Kinos die Chartspitze und lag dabei leicht über den Industrieerwartungen. Der Film erzielte einen Schnitt von $12675 pro Spielstätte. Einschließlich der im März stattgefundenen Previews kann Shazam! bereits $56,8 Mio vorweisen.
Natürlich könnte man auch böse behaupten, dass das Startwochenende von Shazam! das niedrigste von allen DC-Verfilmungen aus Warners post-Nolan-Ära ist. Doch man muss den Erfolg des Films relativ betrachten. Zunächst einmal trägt Shazam! das mit Abstand niedrigste Budget von allen DCEU-Filmen. Ohne Marketingkosten beträgt es lediglich $100 Mio, gleichauf mit dem letztjährigen Hit Venom. Bislang war der kostengünstigste moderne DC-Film Wonder Woman mit $149 Mio. Hinzu kommt auch, dass der Titelheld von Shazam! zwar auf eine sehr lange Geschichte in den Comics zurückblicken kann, im Mainstream aber weniger Bekanntheit genießt als Justice-League-Mitglieder wie Superman, Batman, Wonder Woman oder Aquaman. Der Film wurde außerdem mehr wie eine Familienkomödie mit einem Superhelden und weniger als der neue Megablockbuster vermarktet. Unter diesen Gesichtspunkten ist ein Start oberhalb von $50 Mio sehr ansehnlich. Darüber hinaus hat Shazam! am Wochenende mehr als $100 Mio außerhalb von USA und Kanada eingenommen.
Was bei Shazam! aber besonders wichtig ist, ist die sehr positive Mundpropaganda. Die Zuschauer am Startwochenende vergaben dem Film im Schnitt einen CinemaScore von "A" (äquivalent einer "1"). Der einzige DC-Film der letzten Jahre, der eine vergleichbar gute Wertung hatte, war Wonder Woman. Alle anderen haben schlechter abgeschnitten. Das spricht für sehr positive Mundpropaganda und gutes Durchhaltevermögen in den kommenden Wochen. Das größte Problem des Films ist natürlich der Start des übermächtigen direkten Konkurrenten Avengers: Endgame Ende des Monats. Bis dahin hat Shazam! allerdings freie Bahn. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Endgame und Shazam! gut co-existieren könnten, da Shazam! ein eher jüngeres Publikum anspricht. Etwa 25% seiner Zuschauer am Startwochenende waren unter 18. Insgesamt ist hier mit $170-180 Mio in den USA und in Kanada zu rechnen, aber auch einen Sprung über die $200-Mio-Marke würde ich nicht ausschließen.
Platz 2 der Charts ging am Wochenende an das Horror-Remake Friedhof der Kuscheltiere mit $25 Mio von 3585 Kinos (im Schnitt $6974 pro Kino). Es ist ein absolut solider Start für den Film – weder enttäuschend, noch sonderlich bemerkenswert. Rein nominal ist es der zweitbeste Start einer Stephen-King-Verfilmung nach Es. Inflationsbereinigt liegt er allerdings auch hinter den Starts von The Green Mile, Zimmer 1408, Das geheime Fenster und dem Original von Friedhof der Kuscheltiere.
Der Film hat sicherlich daran gelitten, dass nur zwei Wochen zuvor der Horror-Riesenhit Wir angelaufen ist und ihm jeglichen Hype gestohlen hat. Bei den Zuschauern kam der neue Friedhof der Kuscheltiere nur mäßig an. Sie vergaben einen CinemaScore von "C+", äquivalent einer "3+". Das ist identisch zu den CinemaScores der Horror-Remakes Poltergeist und Evil Dead, die beide auch ähnlich gestartet sind. Mit Lloronas Fluch nur zwei Wochen entfernt, wird Friedhof der Kuscheltiere recht schnell aus den Charts verschwinden und insgesamt $55-65 Mio einspielen. Der Originalfilm nahm vor fast genau 30 Jahren $57,5 Mio ein. Inflationsbereinigt beläuft sich dessen Einspiel jedoch auf etwa $130 Mio.
Tim Burtons Dumbo hat am zweiten Wochenende einerseits unter der generellen Frontlastigkeit von Burtons Filmen und andererseits unter der direkten Familienkonkurrenz von Shazam! gelitten. Die Realverfilmung des Disney-Klassikers brach um heftige 60,4% ein und erwirtschaftete weitere $18,2 Mio. Nach zehn Tagen steht der Film bei $76,3 Mio in den USA, was aus Disneys Sicht und angesichts des enormen $170-Mio-Budgets zwangsläufig enttäuschend sein muss. Tim Burtons Alice im Wunderland hat alleine an seinem Startwochenende vor neun Jahren deutlich mehr eingespielt ($116,1 Mio). Kein anderer Tim-Burton-Film ist an seinem zweiten Wochenende so stark gegenüber dem Startwochenende abgerutscht. In den nächsten Wochen wird sich Dumbo zwar angesichts eines Mangels an nennenswerter direkter Konkurrenz erholen, mehr als $110-115 Mio wird er in Nordamerika aber auch nicht erreichen. Für Disney ist es die erste große Enttäuschung unter den Realverfilmungen ihrer Zeichentrickfilme.
Jordan Peeles Horrorschocker Wir fiel an seinem dritten Wochenende um 58,4% auf $13,8 Mio und belegte Platz 4 der Wochenendcharts. Da der Streifen mit direkter Konkurrenz seitens Friedhof der Kuscheltiere konfrontiert wurde, ist der Drop nicht überraschend. Nach 17 Tagen in den Kinos konnte Wir phänomenale $152,4 Mio einsammeln (bei einem Produktionsbudget von mageren $20 Mio). Aktuell ist Wir weniger als $24 Mio vom Gesamteinspiel von Peeles Regiedebüt Get Out entfernt und wird jenen Film voraussichtlich noch vor Monatsende toppen. Lloronas Fluch wird Wir zwar auch noch zusetzen, dennoch sollte der Film großartige $180-185 Mio einnehmen, bevor er die Kinos verlässt.
Auf Seite 2 findet Ihr heraus, wie weit Captain Marvel inzwischen gekommen ist und wie es um Drachenzähmen leicht gemacht 3 steht.