John Wick: Kapitel 3 – Parabellum (2019) Kritik

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John Wick: Chapter 3 – Parabellum, USA 2019 • 131 Min • Regie: Chad Stahelski • Mit: Keanu Reeves, Mark Dacascos, Halle Berry, Ian McShane, Lance Reddick, Asia Kate Dillon, Anjelica Huston, Laurence Fishburne • FSK: ab 18 Jahren • Kinostart: 23.05.2019 • Deutsche Website

Handlung

John Wick (Keanu Reeves) hätte es eigentlich besser wissen müssen. Der Profikiller hat eine der obersten Regeln der kriminellen Unterwelt gebrochen. Er tötete auf dem Gelände des Continental-Hotels, und dazu auch noch ein frischgebackenes Mitglied der Hohen Kammer, der höchsten Institution eines weltweiten Verbrechensyndikats. Fortan gilt John Wick als excommunicado. Er wird von allen Privilegien und Diensten des komplexen Verbrechernetzwerks ausgeschlossen und für vogelfrei erklärt. Ein Kopfgeld in Höhe von 14 Millionen US-Dollar wird auf ihn ausgesetzt. Aufgrund ihrer langen Bekanntschaft gewährt Continental-Manager Winston (Ian McShane) John einen Vorsprung von einer Stunde, bevor die Jagd auf ihn losgehen darf. Nicht gerade viel Zeit, wenn alle Auftragskiller der Stadt hinter einem her sind. Doch John fasst einen Plan und fordert alte Gefallen ein, darunter von einer Frau aus seiner Vergangenheit (Angelica Huston) und der ehemaligen Berufsgenossin Sofia (Halle Berry), die bei John in einer Blutschuld seht. Leichen pflastern seinen Weg. Derweil entsendet die Hohe Kammer ihre "Schiedsrichterin" (Asia Kate Dillon) nach New York. Sie hat die Aufgabe, hinter John Wick aufzuräumen und alle zur Rechenschaft zu ziehen, die ihm geholfen oder seine Flucht unterstützt haben. Dazu heuert sie Zero (Mark Dacascos) an, einen extrem tödlichen Killer, der John Wick tatsächlich gewachsen sein könnte, und es kaum abwarten kann, gegen ihn anzutreten.

Kritik

Wer braucht schon Thanos und die Infinity-Steine, wenn man die Erdbevölkerung auch auf die ganz altmodische Art dezimieren kann? Das macht Keanu Reeves bei seinem dritten und tödlichsten Einsatz als John Wick vor und hinterlässt (mit etwas Hilfe) die bislang größten Leichenberge seiner Profikiller-Karriere. Der erhoffte Ruhestand schien noch nie weiter entfernt zu sein.

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John Wick: Kapitel 3 – Parabellum setzt unmittelbar nach dem Ende des zweiten Films an, mit dem etwas angeschlagenen Titelhelden auf der Flucht. Während John durch New York hetzt, werden in einer stilvoll altmodischen Telefonzentrale die Minuten heruntergezählt, bis er zum Freiwild wird.

John Wick Kapitel 3 (2019) Filmbild 5Wie schon sein Vorgänger, hält sich das neuste Kapitel der John-Wick-Saga nicht mit langen Erklärungen oder Vorgeplänkel auf, sondern schleudert die Zuschauer mittendrin ins Geschehen. Durch das Element der buchstäblich tickenden Uhr läuft der Film von seiner ersten Szenen an unter Hochdruck. Das Tempo wird sofort angezogen und die Dringlichkeit spürbar, denn der nächste Kampf ums Überleben kann jeden Moment kommen. Alle Augen sind auf John Wick gerichtet, denn wie wir spätestens seit Kapitel 2 wissen, spielen diese Filme in einer Welt, in der Elitekiller an jeder Ecke lauern und Obdachlose und Straßenmusiker immer eine Waffe dabei haben. Und weil sich nicht alle Killer an den Ehrenkodex und die Regeln halten, gibt es auch recht schnell den ersten Kampf, bei dem der 1,86 m große Keanu Reeves neben seinem Gegner, gespielt vom serbischen Basketballspieler Boban Marjanović, geradezu zwergenhaft erscheint. Was folgt, ist eine fantasievoll choreografierte und schockierend brutale Kampfszene mit dem kreativsten Einsatz eines Buches seit Matt Damon in Das Bourne Ultimatum seinem Widersacher ein Hardcover in den Hals rammte.

John Wick Kapitel 3 (2019) Filmbild 1Falls diese Szene noch nicht genug ist, um die Zuschauer daran zu erinnern, weshalb die John-Wick-Filme zu den besten aus dem Actiongenre der letzten Jahre gehören, dann schafft es sicherlich die nächste Szene, in der sich Keanu Reeves gegen mehrere Yakuza in einem Flur zur Wehr setzen muss, in dem bequemerweise zig Messer in Vitrinen an den Wänden hängen. Immer noch nicht überzeugt? Wie wäre es dann mit Pferden als tödliche Waffen?! Diese Szenen vereinen alles, was John Wick ausmacht: Coolness, Einfallsreichtum, morbiden Humor und nahezu comichafte Gewalt – alles getragen von Keanu Reeves, der die Rolle mit absoluter Hingabe angeht. Wer diese Elemente in den Vorgängern bereits mochte, wird im neuen Film voll auf seine Kosten kommen. Dieser Film weiß, was seine Zuschauer von ihm erwarten, und er liefert genau das. Als Actionfan kann man nicht anders, als abwechselnd zu schmunzeln und zu staunen. In seiner ersten halben Stunde hat John Wick: Kapitel 3 bereits mehr und bessere Action als die meisten anderen modernen jüngsten Genrevertreter insgesamt.

John Wick Kapitel 3 (2019) Filmbild 2Doch das ist erst der Anfang, denn Regisseur Chad Stahelski, selbst einst ein Stunt-Choreograf, hat sich offenbar zum Ziel gesetzt, jede Actionsequenz im Film größer und ausgefallener als vorige zu machen. Nicht alle funktionieren gleich gut. In einer ausgedehnten Actionszene in Casablanca kämpfen sich Keanu Reeves und Halle Berry gemeinsam durch Gegnerhorden hindurch. Die 52-jährige Oscarpreisträgerin beeindruckt mit einem sehr agilen Auftritt, der einen sich wundern lässt, weshalb sie eigentlich nicht viel häufiger Actionfilme dreht. Außerdem verdienen ihre Filmhunde ein eigenes Spin-Off! Doch wenn in der Szene der gefühlt 200. vermummte Gegner mit einem präzisen Kopfschuss weggeballert wird, schleicht sich unweigerlich das Gefühl der Redundanz ein. Größer ist eben nicht zwingend besser, und so seltsam es klingt, es hätte dem Film gut getan, manche seiner Actionsequenzen etwas zu straffen. Doch das ist letztlich ein Luxusproblem, denn ansonsten machen Stahelski und sein Filmteam hier viel richtig. Keine hektischen Schnitte oder Tricks, sondern stylische, harte Action, die zuweilen an Shoot’Em-Up-Spiele erinnert, was aber sicherlich beabsichtigt ist. Der für Shape of Water oscarnominierte Kameramann Dan Laustsen fängt die Action in eindrucksvollen Bildern ein und verleiht jeder Sequenz eine eigene Farbpalette, wobei sich das Finale bei dem Spiegelkabinett aus Kapitel 2 bedient.

John Wick Kapitel 3 (2019) Filmbild 3Ein weiterer faszinierender Aspekt des realitätsfremden Universums von John Wick ist die Mythologie der kriminellen Unterwelt. Diese wird im neuen Film deutlich erweitert, unter anderem durch die herrlich unterkühlte Asia Kate Dillon ("Billions") als Vollstreckerin der Hohen Kammer. Außerdem erfahren wir durch John Wicks Abstecher bei Anjelica Hustons Chefin der weißrussischen Mafia überraschende Hintergründe des Killers. Keine Sorge, die Zuschauer werden nicht mit Informationen zugeschüttet, die an dem Mythos John Wick rütteln, doch es ist gerade genug, um die nächsten Schichten dieser geheimnisvollen Zwiebel zu schälen.

Mit Mark Dacascos als Zero bekommt John Wick auch endlich einen würdigen Gegner. Der Martial-Arts-Profi ist in absoluter Topform und sein Showdown mit Reeves eine echte Augenweide. Noch beeindruckender ist jedoch Dacascos' Schauspiel abseits der Action, in denen sich seine Figur als Fanboy von John Wick offenbart, der geradezu vor Begeisterung schäumt, sein Idol zu treffen und auf die Probe zu stellen. Hoffentlich verhilft die Rolle Dacascos wieder zu Parts in größeren Actionfilmen. Bemerkenswert ist auch John Wicks Konfrontation mit Zeros Handlangern, gespielt von Cecep Arif Rahman und Yayan Ruhian aus The-Raid-Filmen. Mit ihnen erlebt man einen Kampf, bei dem sich die Gegner gegenseitig den allerhöchsten Respekt entgegenbringen und es vor allem darum geht, die gegenseitige Stärke zu testen. Absurd? Vielleicht. Ultracool? Definitiv!

John Wick Kapitel 3 (2019) Filmbild 4Um den Film wirklich zu genießen, muss man sich auf seine Realität einlassen. Wenn Ihr Euch daran stört, dass Menschen unzählige Messerstiche überleben, die Telefonisten der Verbrecherwelt Computer aus den frühen Neunzigern nutzen, oder dass jemand inmitten einer überfüllten Bahnhofshalle brutal getötet wird, ohne dass die Passanten auch nur mit der Wimper zucken, dann ist dieser Film nicht für Euch. Ist man hingegen bereit, diese Welt mit ihren eigenen Regeln zu akzeptieren, dann erwartet einen ein mit wenigen Abstrichen fantastisch inszeniertes Actionfeuerwerk. Dass der Film nicht wirklich mehr als zwei Stunden lang sein musste, lässt sich leicht verschmerzen.

Auch wenn im Vorfeld der Eindruck entstand, das dritte Kapitel würde die Geschichte von John Wick abschließen, ist es bei dem Film keineswegs der Fall. Er offenbart zwar viel mehr von der mysteriösen Unterwelt, enthält aber einige wichtige Elemente weiterhin vor. Das Ende bleibt daher ähnlich offen und auf eine Fortsetzung hin ausgerichtet wie beim zweiten Film. Einerseits ist das leicht frustrierend, doch andererseits spricht die Qualität der bisherigen drei Kapitel für sich. Kapitel 4 darf kommen!

Fazit

Mit Stil, natürlicher Coolness, unterschwelligem Zorn und lakonischer Geradlinigkeit überzeugt Keanu Reeves auch zum dritten Mal in einer der besten Rollen seiner Karriere als Ein-Mann-Armee John Wick. Das dritte (aber sicherlich nicht letzte) Kapitel seiner Saga steht den Vorgängern in nichts nach und erweitert John Wicks beinahe mystische Welt um weitere faszinierende Elemente. Perfekt choreografierte, ultrabrutale Kämpfe, Schießereien und Verfolgungsjagden lassen dabei die Herzen der Actionfans höher schlagen und einige Längen und Redundanzen leichter verschmerzen.

Trailer

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