Quelle: HBO
"Watchmen", Alan Moores und Dave Gibbons' legendäre Graphic Novel, die sich kritisch mit dem Superheldenkult auseinandersetzte, galt lange Zeit als unverfilmbar. Viele Regisseure, darunter Terry Gilliam, Darren Aronofsky und Paul Greengrass, scheiterten daran, bis Zack Snyder es endlich geschafft hat. Zwar gab es für seine Filmadaption seinerzeit auch viel Kritik, insbesondere hinsichtlich einiger Abweichungen von der Vorlage, doch die Zeit war dem Film gnädig und zehn Jahre später gilt er für viele nicht nur als Snyders bester Film, sondern auch als eine der interessantesten und komplexesten Comicadaptionen überhaupt.
Nach zehn Jahren ist es wohl auch Zeit, der Welt von "Watchmen" einen neuen Besuch abzustatten. Das dachte man sich jedenfalls bei den Rechteinhabern Warner, die eine neue Adaption für ihren Prestigesender HBO produzieren. Allerdings wird die "Watchmen"-Serie nicht einfach die Handlung der Vorlage nacherzählen, sondern sie stattdessen mehr als drei Jahrzehnte später fortzuführen. Dieser Ansatz ist unabhängig von der DC-Comicfortsetzung "Doomsday Clock", die die Watchmen in den Gesamtkanon der DC Comics brachte und Doctor Manhattan und Superman zusammenführte.
Im Rahmen der San Diego Comic-Con wurde ein brandneuer Trailer zur "Watchmen"-Serie veröffentlicht, der einen ähnlich düsteren Ton der Untergangsstimmung anschlägt wie der Film von 2009. Außerdem enthüllt der Trailer, dass die Serie im Oktober bei HBO anlaufen wird, auch wenn noch kein konkretes Startdatum verraten wird. Hierzulande wird die Ausstrahlung natürlich über Sky erfolgen.
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Es gibt viel zu verdauen nach dieser Vorschau. Kenner der Vorlage werden zahlreiche Verweise und Easter Eggs darin wiederfinden. Man beachte beispielsweise das kurz zu sehende Plakat im Klassenzimmer, auf dem Robert Redford als US-Präsident zu sehen ist. In der Comicvorlage, die in einer alternativen geschichtlichen Realität spielt, war Richard Nixon 1985 immer noch US-Präsident nachdem die Amtszeitbeschränkung aufgehoben wurde und der Watergate-Skandal nie stattgefunden hat. Am Ende der Graphic Novel wird erwähnt, dass der Schauspieler Robert Redford überlege, zur Präsidentschaftswahl 1988 anzutreten. Serienschöpfer Damon Lindelof ("Lost") hat verraten, dass Nixon die Wiederwahl 1988 gewonnen hat, allerdings im Amt gestorben ist, sodass sein Vize Gerald Ford übernommen hat. Redford gewann die Präsidentschaftswahl gegen Ford im Jahr 1992 und ist bis 2019 immer noch US-Präsident. Die Serie wird sich damit beschäftigen, was passieren kann, wenn ein liberaler weißer Mann mit guten Absichten zu lange im Amt geblieben ist.
Ob Redford auch persönlich in der Serie auftreten wird, ist nicht ganz klar. Wenn ja, dann wäre es für ihn bereits die zweite überraschende Rolle in einer Comicadaption dieses Jahr, nachdem er unerwartet in Avengers: Endgame als verräterischer S.H.I.E.L.D.-Leiter Alexander Pierce zurückkehrte.
Wie man schon seit dem ersten Teaser zur Serie sehen konnte, spielt das Vermächtnis von Rohrschach eine große Rolle in der Serie. Sein Tagebuch half dabei, Ozymandias im Namen des Friedens begangenen Massenmord aufzudecken. Er rief aber auch unabsichtlich eine Armee von ähnlich maskierten Rechtsextremen ins Leben, die einen Krieg gegen die Polizei anzetteln, weil sie sich vom Rechtsstaat unterdrückt fühlen. "Watchmen" wurde in den Achtzigern publiziert und deshalb spielten der Kalte Krieg und die Angst vor einem Nuklearkrieg darin eine große Rolle. Im Jahr 2019 sind die Themen der Serie ebenfalls zeitgemäß und sie beschäftigt sich mit Rassismus und Extremismus, wie Lindelof erklärte.
Einige Schlüsselcharaktere aus der Graphic Novel kehren in der Serie ebenfalls zurück. Jeremy Irons (Batman v Superman: Dawn of Justice) spielt den hochintelligenten und laut der Schlagzeile im Trailer totgeglaubten Adrian Veidt alias Ozymandias. Die Rückkehr von Doctor Manhattan, der seit den Ereignissen des Comics auf dem Mars lebt, wird ebenfalls stark angedeutet. Jean Smart ("24") ist kurz als Agentin Laurie Blake zu sehen, die ehemalige Superheldin bekannt als Silk Spectre. Das sollen laut Lindelof aber vorerst auch die einzigen Figuren aus der Vorlage sein.
Dafür strotzt die Serie vor einem namhaften Cast. Die frischgebackene Oscarpreisträgerin Regina King (Beale Street), Oscargewinner Louis Gossett Jr. (Ein Offizier und Gentleman), James Wolk ("Zoo"), Don Johnson ("Miami Vice"), Tim Blake Nelson (Der unglaubliche Hulk), Hong Chau ("Downsizing"), Adelaide Clemens ("Rectify") und Tom Mison ("Sleepy Hollow") zählen zum Ensemble der neunteiligen ersten Staffel.
"Watchmen" gehört zu den interessantesten Serienprojekten dieses Jahr und hat enormes Potenzial dank der Welt, die Moore und Gibbons in ihrem Meisterwerk hinterlassen haben. Wie bei allen Adaptionen seiner Werke, möchte Moore aber natürlich auch nichts mit der Serie zu tun haben und sein Name darf nicht einmal irgendwo erwähnt werden.